„Die Bücher, der Junge und die Nacht“ ist eine gewaltige Liebeserklärung an die Welt der Bücher. Kai Meyer bewegt sich darin auf mehreren Zeitebenen, die er gelungen miteinander verbindet.
Die Geschichte beginnt in einer Nacht des Jahres 1943. Leipzig wird bombardiert, das Graphische Viertel nimmt argen Schaden, wird fast völlig zerstört. Es herrscht Chaos – und das bietet einem Jungen die Chance auf die Freiheit. Eigentlich sein ganzes Leben lang war er eingesperrt, die einzigen Gefährten: Bücher. Mithilfe eines ihm Unbekannten kann er entkommen, muss aber eine Gegenleistung erbringen.
Diese ersten Buchseiten haben mich ganz schön mitgenommen. Vom Hörensagen und auch von Bildern weiß man, was im Krieg geschehen ist, aber wenn man es liest – und Kai Meyer schreibt sehr atmosphärisch, es war mir, als begleitete ich den Jungen und seinen rätselhaften Retter -, bauen sich vor dem inneren Auge weit intensivere Bilder und Stimmungen auf. Zudem legt der Autor den Fokus nicht wie sonst meist in der Literatur üblich auf das menschliche Leid, sondern die Zerstörung des Graphischen Viertels, die Stätte des Leipziger Buchwesens, der Geschichten, des deutschen Geists, man könnte fast sagen unserer Kultur. Wenn man sich das bewusst macht, rieselt es einem möglicherweise beklemmend kühl den Rücken herunter.
Zehn Jahre eher ist die frühere Zeitebene angesiedelt, vor allem hier erlebte ich, welche Magie manchen Büchern innewohnt – das geschriebene Wort ist längst nicht alles, war es zumindest früher nicht. So ein bisschen erfasste mich in diesem Erzählstrang die Wehmut, eine nostalgische Sehnsucht nach Dingen und Traditionen, die ich selbst nie erlebt habe. Jakob ist Buchbinder und liebt sein Handwerk, ich mochte ihn sehr gern im Buch und verfolgte mit Spannung seine Geschichte und die der ihm am nächsten stehenden Menschen.
Auch in der Gegenwart bewegt sich Kai Meyer in seinem Roman, denn als eine riesige Privatsammlung aufgelöst wird, treffen wir auf die Saat, die der soeben erwähnte Jakob in vielerlei Hinsicht damals gelegt hat.
Der Autor versteht es auf fast magische Weise, sich in jeder Epoche atmosphärisch zu bewegen, großartige Stimmungen zu erzeugen und den jeweiligen Zeitgeist im Großen wie im Kleinen einzufangen. Und dazwischen ist noch Platz für ein bisschen Liebe – und Magie, natürlich!
„Die Bücher, der Junge und die Nacht“ hat mich ganz wunderbar unterhalten. Es war ein Buch, das ich gleichzeitig gerne ganz schnell und ganz langsam gelesen hätte.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle, die sich gerne kurzweilig bilden und voller Bücherliebe stecken.
Inhalt
Ein Bücherdieb, ein Junge ohne Erinnerung und die Magie des Lesens:
Kai Meyers großer zeitgeschichtlicher Roman über die Geheimnisse der Bücher und eine schicksalhafte Liebe
Dichter Nebel wogt durch die Gassen der Bücherstadt Leipzig, 1933, als das Böse die Macht ergreift. Hier entspinnt sich die tragische Liebe des Buchbinders Jakob Steinfeld zu einer rätselhaften jungen Frau. Juli hat ein Buch geschrieben, das sie einzig ihm anvertrauen will. Doch bald darauf verschwindet sie spurlos.
Fast vierzig Jahre später ist auch Jakobs Sohn Robert den Büchern verfallen und reist auf der Suche nach seltenen Ausgaben durch ganz Europa. Er liebt seine Arbeit und die Bücher – von Menschen hält er sich meist eher fern. Doch als die Bibliothekarin Marie ihn bittet, ihr bei einem Auftrag der geheimnisumwitterten Verlegerfamilie Pallandt zu helfen, stoßen sie auf das Mysterium eines Buches, dessen Geschichte eng mit Roberts eigener verknüpft ist – es ist der Schlüssel zum Schicksal seiner Eltern.
Bestseller-Autor Kai Meyer hat eine wunderschöne Liebeserklärung an die Welt der Bücher geschrieben, die zugleich ein berührender historischer Roman und ein hochspannendes Stück Zeitgeschichte vom Zweiten Weltkrieg bis in die 70er Jahre ist.
Autor
Kai Meyer hat rund siebzig Romane veröffentlicht, von denen viele auf die SPIEGEL-Bestsellerliste gelangten. Übersetzungen erscheinen in dreißig Sprachen. Seine Geschichten wurden als Film, Hörspiel und Graphic Novel adaptiert und mit Preisen im In- und Ausland ausgezeichnet.
Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur