Das Rote London steht noch ganz im Zeichen der Feierlichkeiten rund um das „Essen Tasch“, jene magischen Spiele, die im zweiten Teil der Weltenwanderer-Trilogie das Hauptthema bildeten. Der Sieger ist längst bestimmt und nun haben alle ihren Spaß an den prunkvollen Abschiedszeremonien. Wer einen Blick hinaus aus Rhys Schloss wagt, dem vergeht das Feiern jedoch allzu schnell. Denn etwas stimmt nicht mit der wunderbaren Stadt. Strahlte sie sonst aus jedem Winkel in ihrem magischen Rot, verblasst ihr Glanz nun nach und nach. Aus der Schwarzen Stadt droht großes Unheil. Das Böse fährt seine Tentakeln aus und greift nach dem Weißen London, um einen perfiden Plan umzusetzen. Nach dem Tod der dort herrschenden Zwillinge ist der Thron nun keineswegs leer…. Holland bekommt die Chance auf ein neues Leben. Das Angebot Osarons – Ausgeburt der Magie des Schwarzen Londons – ist sehr verlockend. Holland solle lediglich seinen Körper zur Verfügung stehen, da Osaron sonst keine Macht wirken kann – und bekäme selbst unendliche Möglichkeiten im Gegenzug. Aber der Antari will nicht schon wieder ein Leben unter fremdem Willen führen, also reift ein perfider Plan in ihm….
Und der hat weiter reichende Folgen als zunächst gedacht. Denn es geht nicht nur um Hollands Leib und Leben, auch das Rote London scheint dem Untergang geweiht, sollte der schwarzen Macht nicht Einhalt geboten werden.
Die Autorin nimmt ihre Leser erneut mit auf eine atemlose Reise zwischen den vier verschiedenen London, wobei der Hauptschwerpunkt in der roten Welt liegt. Hier reizt V.E. Schwab die Grenzen voll aus – geografisch, aber auch bezogen auf ihre Charaktere. Diese bestehen überwiegend aus den bereits bekannten Figuren der ersten beiden Teile der Trilogie. Lila, Kell und das gesamte Königshaus, aber auch dessen Freunde und Vertraute, ebenso die Teilnehmer des Essen Tasch und vor allem Holland werden vertieft und gewinnen teilweise sehr an Schärfe. Aber auch neu hinzugekommene Handlungsträger wissen durch ihre Individualität, Kreativität und Schlüssigkeit zu überzeugen. Die Phantasie ist wieder grenzenlos, was Handlung, Inhalt und Ausarbeitung betrifft und obwohl das Spannungs- und Spektakel-Niveau permanent hoch ist, gelingt es der Autorin immer wieder, einige Highlights obendrauf zu legen. Temporeich, aber gefühlvoll, atemlos, aber auch sanft schafft die Autorin diese Gratwanderung, ohne ihr hohes Level zu verlassen.
Ich folgte Kell und Lila gerne auf ihrem Weg, das Rote London zu retten. Und auch Holland schlich sich nach und nach immer mehr in mein Leseherz. Er, der durch seine Hintergrundgeschichte die Wandlung vom Schurken zum Helden meisterte, wurde nach und nach zum ebenbürtigen Partner. Spannung, fesselnde Abenteuer, Magie, Nervenkitzel, Schockmomente, Erleichterung, Erheiterung, Ernst, die zarten Bande der Liebe, knallharte Kämpfe – die Zutaten für das Finale der Weltenwanderer umfassen ein weites Feld und vermischen sich dennoch zu einer geschmeidigen Geschichte, die die Trilogie sehr rund beendet, aber auch in sich selbst eine geschlossene Einheit bildet. Nicht nur die Haupthandlung hat mir sehr gut gefallen, auch die kleinen Fäden, die auf den vermeintlichen Nebenschauplätzen ihr Muster wirken, passen sehr gut ins Gesamtbild und runden es gefällig ab.
Diese Welt der V.E. Schwab gefällt mir unsagbar gut und birgt für meinen Geschmack noch Raum für viele weitere Abenteuer, denn ein kleines bisschen Hoffnung auf ein Wiederlesen im vierfachen London nährt die Autorin hin und wieder!
Inhalt
Magie, Intrigen, Täuschung, Abenteuer – und Piraten. »Die Beschwörung des Lichts« von V.E. Schwab ist das große Finale der Weltenwanderer-Trilogie um die vier unterschiedlichen Versionen von London.
»Wie tötet man einen Gott?« Diese Frage stellen sich Lila und Kell, als die Dunkelheit ihre Heimat, das Rote London, erfasst. Osaron, die finsterste Ausgeburt des Schwarzen London, hat in kurzer Zeit die Macht in der Stadt an sich gerissen. Und er möchte vor allem eins: verehrt werden. Selbst die stärksten Magier des Reiches kommen nicht gegen ihn an, also schmieden Kell und Lila einen verzweifelten Plan. Zusammen mit dem von seiner Familie verstoßenen Piraten Emery Alucard und dem zwielichtigen Antari Holland machen sie sich auf die Suche nach einem magischen Artefakt, das selbst Osaron in die Schranken weisen kann.
Aus dem Amerikanischen von Petra Huber
Autorin
Victoria (V. E.) Schwab ist 1987 als Kind einer englischen Mutter und eines amerikanischen Vaters zur Welt gekommen und seitdem von unstillbarer Wanderlust getrieben. Wenn sie nicht gerade durch die Straßen von Paris streunt oder auf irgendeinen Hügel in England klettert, sitzt sie im hintersten Winkel eines Cafés und spinnt an ihren Geschichten. Die drei Bücher der Weltenwanderer-Trilogie um den Antari Kell und Lila Bard wurden zu internationalen Bestsellern.
Quelle: Fischer Tor