*+* Carina Zacharias: „Beyond the Game“ *+*

Beyond the GameWeder mag ich Computerspiele, noch bin ich im Jugendalter. Warum also lese ich diesen Young Adult-Roman? Weil Carina Zacharias seit ihrem ersten Buch eine meiner Lieblingsautorinnen ist und ich ihre „Lösungen im Buch“ sehr mag. Sie entsprechen oft nicht dem Mainstream, erscheinen aber stets sinnvoller als die weit verbreiteten Meinungen und Ansätze. Meine Neugier war also groß, was sie zum Thema der Künstlichen Intelligenz zu sagen hat und vor allem, wie sie es tut.

„Beyond the Game“ hat zwei Handlungsebenen, die sich zunehmend miteinander verweben. Da ist einerseits die Nora in der Realität, die die Oberstufe ihres Gyms besucht, gerne mit ihrer Freundin Bea abhängt und vor allem mit Hingabe Computerspiele zockt. Sie möchte so gerne ihrem Bruder Ben, einem Spieleentwickler, nacheifern. Sein Unternehmen steht gerade kurz vor der Veröffentlichung des gehypten Spiels „Animus“, das sehr zum Unwillen der Fans streng geheim gehalten wird – selbst für Nora, was sie unendlich wurmt.

Durch eine gute, wenngleich nicht legale Gelegenheit gelangt sie an eine Kopie vom Objekt der Begierde und läutet die zweite Handlungsebene ein, in der die virtuelle Nora sich durch „Animus“ spielt. Ziel des Games ist es, durch die selbstlernende KI für jeden, der diese Fantasy-Welt voller Magie betritt, ein individuelles Spielerlebnis zu schaffen. Das ist zumindest in Noras Fall gelungen, denn was da an Kreativität hineingelegt wurde, hat mich immer wieder verzückt! Ich war so gespannt, wie Nora und die KI miteinander kooperieren und sich entwickeln würden. Was da passierte, überraschte mich schließlich – positiv.

Carina Zacharias hat für ihren Fantasy-Strang ein überwältigendes, einfallsreiches World-Building geschaffen. Nora spielreist in eine längst vergangene Zeit und hat eine Aufgabe vor sich, die nur durch Raffinesse und Kampfeswillen zu bewältigen scheint. Aber es geht auch anders und – ja, ich kann sagen, dass die Autorin sich in der grundlegenden Art und Weise, Lösungen zu finden, treu geblieben ist, denn man kann auch andere Wege wählen als die breit ausgetretenen. So entwickelt sich der Spielverlauf durch Noras Interaktionen sicherlich anders als erwartet, was auch direkte Auswirkungen auf die KI hat. Mir schien dies plausibel, relevanten Protagonisten in diesem Roman jedoch nicht. Denn sie laufen zunächst stur auf den breiten Pfaden und damit Gefahr, eine Katastrophe zu initiieren. Jedoch haben sie nicht mit Nora gerechnet, die aus mehrerlei Gründen ein persönliches Interesse daran hat, einzugreifen. Sorry, aber konkreter möchte ich nicht werden, sondern würde ich Tür und Tor für das Spoilern öffnen. Dabei sollt ihr doch das volle Vergnügen beim Selbstlesen haben!

In den Pausen von Noras Zockphasen tauchen wir ein in die Realität und erleben, welche Folgen das Spiel auf sie hat. Denn da der Dreh- und Angelpunkt dieses Jugendromans die Bewusstseinsbildung der Künstlichen Intelligenz ist, kommt Nora durch die zunehmende Interaktion mit „ihrer KI“ im Spiel immer mehr ins Grübeln… Und ich auch!
Nora ist in der Schule oft nur noch mit halber Kraft bei der Sache, auch nimmt sie die Glücks-Wende im Leben ihrer besten Freundin zunächst kaum wahr und auch einen Verehrer schießt sie unbeabsichtigt in den Wind. Es geht also durchweg turbulent und spannend zu. Der reale Strang wird zudem ganz up-to date von einem trendigen, bunten und queeren Wind durchweht, der mir persönlich manchmal etwas zu viel war, bei der Zielgruppe aber sicher gut ankommt. Ebenso kann der Sprachstil punkten und macht den Jugendroman rund.

Von der klitzekleinen Kritik abgesehen, hat mir „Beyond the Game“ supergut gefallen. Die Geschichte rund um das Thema KI ist gelungen, aber auch die leisen Töne, die mit hineinspielen, wie etwa Suchtgefahr beim Dauerzocken, finde ich sehr wichtig. Wann immer möglich lässt die Autorin Kölner Flair durch die Handlung wabern. Und ganz besonders toll fand ich ihre Einflechtung für mich neuer Gedanken zum Umgang mit KIs sowie den innovativen Ansatz, den sie einbringt, als der Gordische Knoten um die „Existenz“ der Künstlichen Intelligenz aus Animus gelöst wird.

Von mir gibt es eine dicke Lese-Empfehlung für dieses Buch – egal ob alt oder jung -, die neugierig durch das Leben gehen und gerne über den Tellerrand schauen.

Inhalt
Die 17-jährige Nora liebt Videospiele und kann mit Computern besser umgehen als mit Menschen. Gerade kann sie sich auf eine ganz besondere Veröffentlichung freuen: Ihr Bruder Ben entwickelt mit seiner Firma das gehypte Virtual Reality Spiel »Animus«. Doch das Projekt ist streng geheim und Ben will nicht, dass Details an die Öffentlichkeit gelangen. Nicht mal seine Schwester weiht er ein. Und auch Mattes, der als Student in Bens Firma jobbt, verrät ihr nichts.
Als Nora die Nase voll von der Geheimniskrämerei hat, lädt sie sich heimlich die Dateien von Bens Server herunter. Und »Animus« übertrifft ihre kühnsten Erwartungen! Die im Spiel eingesetzte künstliche Intelligenz macht das Spielerlebnis für jeden einzigartig. Nora verliert sich komplett in der Welt von »Animus«, die ihr bald genauso wirklich erscheint wie die Realität …
Doch als Mattes sich bei ihr meldet, bekommt sie es mit der Angst zu tun. Ahnt er etwa, dass sie das Spiel illegal runtergeladen hat? Zum Abschalten ist es längst zu spät: Das Spiel ist schon lange kein Spiel mehr.

Autorin
Carina Zacharias wurde 1993 in Aachen geboren. Sie erzählt und schreibt Geschichten seit ihrer frühesten Kindheit, und Autorin zu werden war schon immer ihr größter Traum. Mit einem Studium der Landschaftsökologie orientierte sie sich allerdings in Richtung ihrer zweiten großen Leidenschaft, dem Umweltschutz.
Quelle: One Verlag/ Bastei Lübbe

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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