*+* Bettina Belitz: „Diamantkrieger Saga – Tashiras Bestimmung“ *+*

Mit dem finalen Band ihrer wundervollen Diamantkrieger Saga knüpft Bettina Belitz handlungsmäßig direkt an das Ende des zweiten Teils „La Lobas Versprechen“ an. Ariel, der einen großen Platz in Saras Herzen eingenommen hat, ist tot, weshalb Sara sich große Vorwürfe macht. Sie fühlt sich schuldig und würde alles tun, ihn zurück ins Leben zu holen. Diese Situation, in der sich die junge Frau verfangen hat, dürfte jedem von uns bekannt sein. Unbewusst schwingen wir uns zum Wunsch nicht gegebener Kompetenzen auf. Wir selbst haben es nicht in der Hand, den Lauf der Dinge zu ändern, so sehr wir es auch manchmal wünschen. Stattdessen müssen wir akzeptieren, uns zu beugen und die Dinge hinzunehmen, wie sie sind und wie sie geschehen – vielleicht ergibt alles genau so einen Sinn. Einen Sinn, den wir zwar nicht erkennen, den es aber trotzdem geben kann. Wer sagt, dass mit dem Ende des iridischen Lebens alles vorüber ist? Es ist schwer, den Tod eines geliebten Menschen zu akzeptieren, ihn zu verkraften und loszulassen. Auch Sara scheint dies unmöglich, aber durch Visionen begreift sie, dass es lebensnotwendig für das eigene Seelenheil ist.

„Es war der Lauf der Dinge, dass dem Winter der Frühling folgte, und kein Leid dieser Welt konnte daran etwas ändern. Warum also nicht feiern, dass neues Leben keimte und die Sonne die Adern des Waldes warm pulsieren ließ? Wer war ich, dass ich mir anmaßte, mich diesem Spiel zu widersetzen? Ich war doch ein Teil davon!“

Gestärkt von dieser Läuterung sieht Sara sich nun in der Lage, ihre Ausbildung zur Diamantkriegerin fortzuführen. Sie traut es sich zu, dem Ruf ihres Meisters Kailash, der ihr den kosmischen Namen Tashira zugeordnet hat, zu folgen und sich auf seine Aufgaben einzulassen. So wie es ihr zunächst unmöglich schien, Ariels Tod zu verwinden, so unmöglich erscheinen ihr die weiteren Aufgaben, denen sie sich stellen soll. Sie muss nicht, sie hat die Wahl. Natürlich kann Sara die ihr aufgetragenen Aufgaben verweigern. Es wird keine Strafe zur Folge haben, es sie aber auch nicht weiterbringen. Sara ist nicht der Typ, der kneift. Sie nimmt die Herausforderungen an, stellt sich ihnen und erweist sich ihres neuen Namens Tashira zunehmend als würdig. Sie wird intensiv mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, droht an den Aufgaben zu verzweifeln, wächst schlussendlich aber an ihnen und über sich hinaus. Tashira gibt nicht auf. Wenn sie auch nicht immer sofort den richtigen Weg findet, kommt sie dennoch weiter – bis sie vor dem Finale steht: Dem Kampf gegen die Hydra. Auch der verläuft so ganz anders als sie selbst, aber auch ich als Leserin, gedacht hatte. Alle Aufgaben, die Tashira aufgetragen wurden, haben mit Kämpfen, die mit materiellen Waffen geführt werden, wenig gemein. Auch das dürfte uns bekannt sein. Die größten Kämpfe ficht man doch oft mit sich selbst aus, oder? Man vertraut anderen oder auch sich selbst nicht oder auf die falsche Weise, lässt sich blenden oder durch Fehlgefühle irritieren. Man ist geneigt, sich von Bequemlichkeiten leiten zu lassen und sich mit Oberflächlichkeiten zufrieden zu geben.

„Ich befand mich im Kontakt mit der ganzen Welt. Ich war direkter Zeuge des unablässigen Werdens und Vergehens und der berückenden Schönheit der Natur – ein Geschenk, das ich nicht anfassen und mit nach Hause nehmen konnte, sich aber wertvoller anfühlte als jeder noch so teure Gegenstand und jede noch so kunstvolle Liebesbekundung. Ich vermisste nicht einmal meine Diamanten, denn ich sah sie in jedem Regentropfen, der von den Steinen perlte, ich sie in den Flügeln der Falter und dem glänzenden Gefieder des Falken. Sie waren in den Wolken, dem Mond, den Sonnenstrahlen und dem Glitzern der Steine, auf denen ich lag.“

Während ihrer Ausbildung zur Diamantkriegerin begreift Tashira, wie klein die vermeintlich großen Dinge oft sind, und welche Größe Kleinigkeiten, die man gerne übersieht, aufweisen. Vieles ruht in uns selbst, wir müssen nur den Mut haben, es zu suchen und es finden und anwenden zu wollen. Der einfache Weg ist nicht immer der beste. Verborgenen Dingen wohnt oft ein ganz spezieller Zauber inne, der das wahre Glück entfacht und unser Licht anzündet, das in der Lage ist, einen großen Bereich zu erhellen, wenn wir es nur zulassen. Das „Schnellschnell“ der heutigen Zeit ist dabei kontraproduktiv. Tashira geht regelmäßig in die Stille, das gibt ihr Kraft. Dieser Vorgang des regelmäßigen zu sich selbst Findens und des Erdens kann auf vielfältige Art beschritten werden. Das, was man schließlich tut, aus voller Überzeugung zu tun, ist ein wichtiger, wenn auch manchmal schwieriger Akt, denn wie schnell lässt man sich beirren oder ablenken, verfällt in alte Gewohnheiten und kommt so schnell von seinem eigenen Weg ab, den man so mühsam erspürt. „Sei für andere da, aber bleibe bei dir selbst!“, so lässt sich der Königsweg vielleicht treffend zusammenfassen.

Tashira muss sich ihren Aufgaben nicht alleine stellen,  für sie ist immer jemand da. Es wird aktiv mitgekämpft, Mut gemacht, Trost zugesprochen, neue Gedankenanstöße gegeben, die bei einer Gabelung den rechten Weg weisen, beigestanden und Tashira wird geliebt. Auch wenn alle ihre Familienmitglieder nicht mehr leben, die Diamantkriegerin ist nie alleine und sie weiß viele Herzensmenschen um sich, die ihr Seelenheil nähren und sie auffangen – egal was geschieht.

Auf der Erzählebene erlebt der Leser eine tolle Geschichte über Tashiras Entwicklung, die immer wieder Bögen zu den ersten beiden Teile der Saga schlägt, sie besser begreifen macht und eindrucksvoll die gewaltige Entwicklung von der Diamantdiebin Sara zur Diamantkriegerin Tashira dokumentiert. Liest und erlebt man zwischen den Zeilen besticht auch dieser finale Band durch ein wahres Füllhorn an Weisheiten, Erkenntnissen und Wegen zu sich selbst. Etwas mystisch und kosmisch angehaucht zeigt uns die Autorin immer wieder die Macht und Schönheit des Göttlichen, der Schöpfung, der in sich ruhenden Natur auf und lässt auch eine sehr freie Interpretation von „Himmel und Hölle“ mit einfließen, die wunderbar in die Geschichte eingepasst ist.

„Tashiras Bestimmung“ ist ein würdiger und sehr gelungener Abschluss der Diamantkrieger Saga und hält mit einer grandiosen Geschichte dem Leser auf liebevoll-mystisch-magische Weise den Spiegel vor.

Inhalt
Endlich ist es so weit – die Diamantkrieger nehmen den Kampf gegen die Hydra auf. In einem abgelegenen Wüstentempel bereiten Tashira (wie Sara seit ihrer Einweihung genannt wird) und ihre Gefährten sich auf die Konfrontation mit den Mächten der Unterwelt vor. Doch die anhaltenden Spannungen zwischen Tashira und Damir drohen alles zu gefährden. Der Kampf in der Unterwelt wird zum entscheidenden Wendepunkt: Können die Diamantkrieger dem Bösen in der Welt etwas entgegensetzen und wird Tashira ihre Bestimmung annehmen?

Autorin
Bettina Belitz wurde 1973 an einem sonnigen Spätsommertag in Heidelberg geboren. Schon als Kind fing sie damit an, eigene Geschichten zu schreiben. Nach ihrem Studium arbeitete Bettina Belitz zunächst als freie Journalistin und Texterin. Heute lebt sie umgeben von Pferden, Schafen, Katzen und Hühnern als freie Autorin in einem 400-Seelen-Dorf im Westerwald.
Quelle: Randomhouse

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Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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