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Die beiden Autoren widmen sich in ihrem Sachbuch hingebungsvoll der Biene. Sie tragen ein Füllhorn an Wissen zusammen und verblüffen mich als interessierten Laien mit der Intensität, mit der sie das Insekt durchleuchten. Die Forscher beschreiben die Biene, ihre Eigenschaften, ihr Tun und Sein umfassend, detailliert und scheinen kein Gebiet auszulassen.
„Die Intelligenz der Bienen“ ist zwar ein Sachbuch, informiert allerdings eher im Romanstil. Aus Sicht von Rudolf Menzel, der in der Ich-Form erzählt, erfährt der Leser alles Wissenswerte – und das ist vermutlich viel mehr als die meisten Interessierten erwarten. Ich selbst habe mich über die reichhaltige, facettenreiche Themenvielfalt gewundert, mit der es über die Biene zu berichten gilt. Aber auch über die teilweise sehr hohe Dichte, mit der das Wissen an die Leser herangetragen wird. An einigen Stellen hat das Buch fast schon Fachbuchcharakter für Kenner. Diese dichten Passagen werden aber immer wieder durch persönliche Erlebnisse des Schreibers sowie ausführlich beschriebene Versuche rund um die Biene aufgelockert. Auch ist unterstützendes Bildmaterial in den Text eingearbeitet.
Das Lesen ist kein Spaziergang, das Buch nicht mal eben so für zwischendurch geeignet, dafür ist es zu anspruchsvoll. Ich brauchte einiges an Zeit, um mich durch den grandiosen Inhalt durchzuarbeiten und habe das Buch immer kapitelweise als Zweittlektüre neben anderen Büchern gelesen. Diese Pausen zum Sackenlassen taten gut :-)
Man sollte Interesse für Bienen und im Idealfall auch etwas Vorwissen mitbringen, denn „Die Intelligenz der Bienen“ ist kein Anfängerbuch und nicht wirklich dazu geeignet, mal kurz in das Thema hineinzuschnuppern. Im Gegenteil hat es intensiv bildenden Charakter. Wer sich gewissenhaft hindurchliest, wird immer wieder ins Staunen kommen, anschließend die Bienen möglicherweise mit ganz anderen Augen sehen und hoffentlich erkennen, wie schützenswert dieses tierische Wunderwerk ist.
Zum Bienenexperten auf 328 Seiten wird man durch die Bearbeitung dieser Themen:
– Annäherung. Wie man mit Bienen ins Gespräch kommt
– Einblicke ins Bienengehirn, oder der andere Weg der Intelligenz
– Was wir über die 7 Sinne der Biene wissen
– Lernen und Gedächtnis – zwei Seiten einer Medaille
– Superorganismus Bienenvolk: Wie sich Bienen verständigen, orientieren und organisieren
– Biene und Umwelt
Man erkennt also leicht, dass die frühere Verzückung über den Schwänzeltanz nur der Anfang war und die Biene ein weitaus komplexeres Lebenwesen ist, als man ursprünglich angenommen hat.
Der Mix aus Fakten, ausführlich beschriebenen und ausgewerteten Versuchen (was mir persönlich sehr gut gefiel), persönlichen Erlebnissen, die die hohe Informationsdichte immer wieder auflockerten, sowie eine angenehme Kapitellänge macht aus diesem Werk ein attraktives Sachbuch für Bieneninteressierte – Laien sowie Fachleute.
Inhalt
Wir lieben die Bienen nicht nur, weil sie süßen Honig produzieren. Sie gehören zu den wichtigsten und intelligentesten Nutztieren der Erde. Ohne ihre Bestäubung stünde es schlecht um die Welternährung. Und sie können noch viel mehr: Ihr kleines Gehirn denkt, plant, zählt und träumt sogar. Den bekannten Berliner Hirnforscher Randolf Menzel erstaunen sie nach fünf Jahrzehnten intensiver Forschung noch immer. Endlich hat er, zusammen mit Wissenschaftsjournalist Matthias Eckoldt, sein gesammeltes Bienenwissen aufgeschrieben.
Autoren
Randolf Menzel, 1940 in Marienbad geboren, beschäftigt sich seit fünf Jahrzehnten mit Bienen. Der Zoologe und Neurobiologe ist eine Autorität der tierischen Intelligenzforschung, über 30 Jahre lang leitete er das Neurobiologische Institut der Freien Universität Berlin. Es kann auf eine Fülle spektakulärer Erfolge verweisen, dort gelang unter anderem erstmals die elektrophysiologische Ableitung von Sehneuronen im Bienengehirn und die weltweit erste Anwendung eines bildgebenden Verfahrens am lernenden Gehirn. Außerdem konnte der Leibniz-Preisträger die wohl im Tierreich einmalige Navigationsweise der Bienen aufklären. „Die Intelligenz der Bienen“ ist seine erste populäre Veröffentlichung.
Matthias Eckoldt, 1964 in Berlin geboren, ist Schriftsteller, Dozent und mehrfach ausgezeichneter Rundfunkautor. Er veröffentlichte Romane, Essays und Sachbücher, zuletzt „Kann das Gehirn das Gehirn verstehen?“, für das er bereits mit Randolf Menzel zusammenarbeitete.
Quelle: Randomhouse/ Knaus