*+* Nora Luttmer: „Dunkelkinder“ *+*


Als Mia Paulsen im Raakmoor im wahrsten Sinne des Wortes über zwei Männerleichen stolpert, erwacht ihr Spürsinn. Denn vor zwei Jahren wurde exakt an derselben Stelle ein toter Kinderkörper geborgen. Zufall? Nein, daran glaubt die Kommissarin nicht, und steckt alsbald ihre Nase tief in fremde Angelegenheiten, was sie selbst in Gefahr zu bringen droht. Zudem hat sie Stress mit ihrem Vorgesetzten, was zusätzlich an ihrem Nervenkostüm zerrt.

Nora Luttmer hat einen spannenden Fall ersonnen, der durch seinen dramatischen Bezug zur Realität sehr bedrückend auf mich wirkte. Auf der Suche nach den Hintergründen für die drei im Moor geborgenen Leichen entführt uns die Autorin an ungewöhnliche Orte – allen voran der alte Hochschutzbunker mitten in Hamburg. Hier beobachtet der verzweifelte Luka immer wieder ein ungewöhnliches Schauspiel, dem er unbedingt auf den Grund gehen muss, wodurch er sich selbst gefährdet. Nicht nur mit ihm litt ich während des Lesens, ich hoffte auch sehr, dass Mia Paulsen besonnen und erfolgreich ihrem kriminalistischen Spürsinn nachgehen würde. Ich mochte sie sehr, die Kommissarin mit den Ecken und Kanten – die so wie alle anderen Charaktere auch sehr gut ausgearbeitet ist -, die bisher nicht sehr vom Leben verwöhnt war und nun in Hamburg einen Neuanfang versucht. Der sollte ihr glücken, das wünschte ich ihr – nicht nur für sie selbst, sondern noch vielmehr für die Dunkelkinder.

Der Titel des Thrillers ist sehr gut gewählt, denn schließlich sind der Dreh- und Angelpunkt genau diese Kinder, die im Verborgenen leben, die nie die Sonne sehen dürfen und zudem nur mit den dunklen Seiten des Lebens zu tun haben. Ihr Wert ist nicht hoch und wenn sie ihren Job nicht gut machen, durch das zehrende Mangelleben krank werden oder sterben, tja, dann haben sie halt Pech gehabt. Ist das nicht grausam? Besonders bedrückt hat mich das Schicksal dieser unschuldigen Kinder, weil die Autorin keinen fiktiven Fall niedergeschrieben hat. Die Geschichte, die sich um das Thema rankt, ist zwar größtenteils erdacht, aber das Thema entspricht leider wahren Begebenheiten.
Während des Lesens ist immer wieder spürbar, dass mit Nora Luttmer keine „gewöhnliche“ Autorin ihr Werk verrichtet hat. Sie ist als freie Journalistin tätig, die weiß, wie man den Dingen auf den Grund geht, recherchiert und dies alles in geschmeidiger Form an deine Leser heranträgt. Ebenfalls lässt sich nicht verleugnen, dass das Herz der Autorin für die südostasiatischen Länder schlägt. Sie verarbeitet viele Hintergrundinformationen über Vietnam, vor allem die dortigen gesellschaftlichen Strukturen. So beschert sie ihren Lesen nicht nur informative und spannende Unterhaltung, sondern fungiert auch als Augenöffner und verdeutlicht eindringlich die schlimmen Zustände in der Heimat der Dunkelkinder. Ebenso gut recherchiert und umgesetzt ist die Verbrechensstruktur, in die die Kinder gegen ihren Willen eingegliedert sind. Die Ohnmacht der Polizei ist trotz größter Bemühungen allgegenwärtig. Was nutzt ein Teilerfolg, wenn man nicht an die Wurzel allen Übels herankommt? Die Rauschgiftmafia ist zu gut organisiert, die Drahtzieher zu schlau und im Zweifelsfall immer einen Schritt voraus.
So ist das Ende des Thrillers zwar für den Leser aufgeklärt, leider nicht für die Polizei. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung und weitere Fälle für Mia Paulsen, die mich spannend und informativ unterhalten.

Inhalt
Ein Hochbunker in Hamburg, ein junger Mann, der mit einem Nachtsichtgerät auf dem Dach des Bunkers höchst Ungewöhnliches beobachtet, eine kantige Kommissarin, die sich mit einem alten Fall beschäftigen muss und dabei nicht nur im Raakmoor bei Hamburg die Leichen zweier Männer entdeckt, sondern auch ins Kreuzfeuer der Drogenmafia gerät.
Die Hamburger Journalistin und Autorin Nora Luttmer, deren Debütroman für den Glauserpreis in der Sparte „bestes Debüt“ nominiert wurde, legt mit „Dunkelkinder“ einen düsteren und hochspannenden Großstadtthriller vor, der unter die Haut geht und durch seine ungewöhnlichen Schauplätze fasziniert.
Bald zwei Jahre ist es her, dass auf einer Lichtung im Raakmoor im Norden Hamburgs die Leiche eines vietnamesischen Jungen entdeckt wurde. Bis heute konnte das Kind nicht identifiziert werden, es ist ein »Geist«, ein „Geisterkind“, illegal und ohne Angehörige in Deutschland, nirgendwo gemeldet, von niemandem vermisst. Doch nun werden an derselben Stelle zwei Männerleichen gefunden. Die junge Kriminalbeamtin Mia Paulsen setzt alles daran, beide Verbrechen aufzuklären. Sie kann nicht ahnen, dass sie in ein Hornissennest sticht und weitere Kinder in Gefahr bringt, als sie einer Spur zu einem alten, nur scheinbar verlassenen Hochbunker mitten in Hamburg folgt.

Autorin
Nora Luttmer (*1973 in Köln) lebt in Hamburg und arbeitet als Autorin und freie Journalistin. Sie hat Südostasienkunde mit dem Schwerpunkt Vietnam in Passau, Hanoi und Paris studiert und verbringt seit Mitte der 1990er Jahre regelmäßig längere Zeit in Hanoi. Die Autorin ist Mitglied im Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur. Ihr Debütroman „Schwarze Schiffe“ wurde 2014 für den Glauserpreis in der Sparte „Bestes Debüt“ nominiert.
Quelle: Droemer Knaur

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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