Walid hat eine für einen Prinzen ungewöhnliche Leidenschaft: Er liebt die Poesie und sein Traum ist es, den Dichterwettstreit zu gewinnen. Er ist sich seiner Sache sehr sicher. Umso tiefer bohrt die Enttäuschung in ihm, als einem einfachen Teppichweber der Triumph gelingt – zumal er ihm drei Mal unterlegen ist. Aber anstatt seine eigene Fertigkeit zu vervollkommnen, ist Walid voller Hass und Wut auf den Sieger. Er plant, sich selbst durch eine Erniedrigung des besten Dichters höher zu stellen und erkennt mit der Zeit, wie fatal – nicht nur für den Mann sondern auch oder gerade für sich selbst – diese Entscheidung war.
Voller Faszination, ganz und gar gefesselt von der Entwicklung des Romans, die fast schon wie ein Märchen aus „Tausendundeiner Nacht“ anmutet, verfolgte ich fortan, wie sich das Leben des Webers entwickelte. Walid hatte ihn dazu verdonnert, einen Teppich zu fertigen, „auf dem die gesamte Geschichte der Menschheit zu sehen ist.“ Unmöglich? Eigentlich schon, aber der Mann ist nicht nur die Messlatte im Bereich der höheren Dichtkunst, auch in der Teppichknüpferei ist er ein Genie und vermag das Unmögliche zu vollbringen. Der einfache Mann imponierte mir. Er fügte sich seinem Schicksal und nahm es derart an, dass es ihn motivierte, beflügelte und die Strafe ihn tatsächlich glücklich machte – wenngleich man sich als voreingenommener Leser oberflächlich betrachtet über den Weber und seine Art, dem Leben zu begegnen, nur erstaunt wundern konnte.
Die zweite Hauptfigur, Prinz Walid, ist von seiner Entwicklung im Verlauf der Geschichte her nicht weniger faszinierend. Sein Begreifen, sein Verstehen, seine Läuterung sind mitreißend geschildert und vermochten im Nachhinein mein Urteil über ihn zu mildern.
„Der Teppich des Dichters“ ist eine fesselnde, dramatische, anschauliche Erzählung über das Leben und die wahren Werte, die einen Menschen ausmachen. Der Schreibstil ist anmutig, recht orientalisch angehaucht und beschwor ein großartiges Kopfkino in mir herauf – in bewegten Bildern prächtigster Farben, bittersüßer Hintergrundmusik, und sogar Düfte verschiedener fremdländischer Gewürze schienen mir in die Nase zu steigen.
Ich finde es sehr bedauerlich, dass ein solch großartiges Buch voller Weisheit momentan auf keiner Verlagsliste steht und nur über Drittanbieter erworben werden kann. Ich möchte es dennoch allen Lesern ans Herz legen, die märchenhafte, weise, orientalische Erzählungen mögen. Mich hat es großartig und tiefsinnig unterhalten!
Danke, dass du meine Buchvorstellung gelesen hast!
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Schau gerne mal vorbei!
Inhalt
Der größte Dichterwettstreit des Königreiches ist ausgerufen – und der junge Prinz Walid träumt davon, ihn zu gewinnen. Aber seinen Versen fehlt das »Leben«, er wird von einem einfachen Teppichweber besiegt. Aus Rache befiehlt ihm Walid, einen Teppich zu knüpfen, auf dem die Geschichte der Menschheit zu sehen ist. Nach vielen Jahren ist das Unmögliche vollbracht – da wird der Teppich gestohlen. Auf der Suche quer durch die Wüste wandelt sich das Leben des reichen Walid. Er führt das karge Dasein eines Beduinen, wird Kaufmann und sogar Dieb. Am Ende findet er nicht nur den Teppich, sondern auch seine wahre poetische Stimme …
Quelle: Amazon
Liebe Heike,
das wäre auch ein Buch nach meinem Geschmack. :-) Wirklich schade, dass es nicht mehr verlegt wird. Und schade, dass solche guten Bücher kaum Aufmerksamkeit bekommen, wohingegen bei anderen Verlagen Bestseller bewusst produziert werden (siehe „Stella“) …
Umso schöner finde ich deine Vorstellung dieses orientalischen Schmökers. :-)
Herzliche Grüße von Tina
Liebe Tina,
ja, das finde ich auch ganz furchtbar. Letzten Endes liegt es an den Lesern selbst, wofür sie sich entscheiden. Entweder verlässt man sich auf die Marketingblasen (und wird enttäuscht), oder recherchiert selbst nach Titeln. Aber dafür nimmt sich halt nicht jeder die Zeit.
Ich glaube auch, dass dir das Buch gefallen würde.
Liebe Lesegrüße, Heike