*+* Christof Weigold: „Der Mann, der nicht mitspielt“ (Hörbuch) *+*


Harry Engel, gescheiter Schauspieler, verdient nun sein Geld als Detektiv. Als Pepper Murphy ihn anheuert, eine verschwundene Kollegin und Freundin aufzuspüren, holt ihn das Showbusiness schneller wieder ein als ihm lieb ist. Den Auftrag zu erfüllen, fällt ihm nicht schwer. Anstatt jedoch anschließend einen Strich darunter ziehen zu könenn, fällt vielmehr der Startschuss für einen Strudel an Verwirrungen und Verstrickungen, mit denen mehr als ein Verbrechen geschickt vertuscht werden soll. Engel kommen bei seinen Ermittlungen sowohl seine frühere Tätigkeit als Polizist in Deutschland zu Gute als auch seine eigenen Erfahrungen in Hollywood. Als Engel der Wurzel allen Übels zu nahe kommt, gerät er selbst in Gefahr und wird zur Zielscheibe der hemmungslosen Drahtzieher.

Das Flair der 1920er im noch jungen Hollywood ist recht atmosphärisch eingefangen, wobei alles sehr niveaulos gezeichnet wird. Es wird gesoffen, gekokst, vergewaltigt, gelogen, intrigiert und nur wer stets willig ist, bekommt die besten Rollen. Inwieweit dies alles den damaligen Tatsachen entspricht und welche Ausschmückungen zur Steigerung der Dramaturgie ergänzt oder intensiviert wurde, vermag ich nicht zu sagen. Während des Hörens schüttelte ich immer wieder innerlich den Kopf und dachte, dass dies alles doch wohl nicht wahr sein könne. Meine Illusionen zu den Anfängen Hollywoods, der Gründerzeit der bekannten Filmstudios, haben durch den Auftakt dieser Krimireihe jedenfalls sehr gelitten. Sex and Drugs gleich Hollywood? Aber wer weiß…
Der Auftaktband der Krimireihe um Hardy Engel beruht auf wahren Begebenheiten, wenngleich es den Ermittler selbst nicht gab und auch die konstruierte Handlung fiktiv ist, vielleicht gilt das also auch für die Hintergründe, vielleicht sind sie aber auch authentisch.

Eng verwoben mit diesem allseitigen liederlichen Lotterleben ist der Kriminalfall, den „der Mann, der nicht mitspielt“, aufzuklären hat. Hardy Engel hält sich weitestgehend vom Sündenpfuhl fern, hinterfragt, bohrt nach, begehrt auf, lässt sich nicht unterkriegen, fällt, steht wieder auf und weiß irgendwann, wo und wie der Hase langläuft. Dieser Weg ist weit und macht durch die intensiven, ausschweifenden Schilderungen des Autors viele zusätzliche weite Schlenker, die prinzipiell zwar informativ, andererseits aber auch sehr ablenkend vom Fall sind. Durch die häufigen Beschreibungen der wilden Partys und anderen Verfehlungen entstehen einige Längen, ohne die der Krimi gut hätte auskommen können. So verliert sich der rote Faden manchmal.

Gut, dass Engel ein Kenner seines Fachs ist, denn er hat ein gutes Auge dafür, ob jemand wirklich das ist, was er zu sein vorgibt, oder ob er nur eine gute Rolle spielt. Der Fall an sich ist interessant, weil sehr ungewöhnlich. Leider wird durch die schon erwähnten häufigen Abschweifungen viel Potenzial und Spannung verschenkt. Neben den Längen hatte ich so meine Probleme mit den Charakteren, mit niemandem wurde ich richtig warm. Auch Engel selbst war mir mit seiner kompromisslosen, manchmal überheblichen Art nicht sympathisch und konnte mich nicht mitreißen.

Lediglich Uve Teschner hat mich einmal mehr voll und ganz überzeugt. Wie er in die Stimmungen eintaucht, den Figuren Leben einhaucht, ihre verschiedenen Charaktere umsetzt und der Handlung dann doch etwas Spannung aufzuzwingen vermag – er hielt mich immer wieder über weite Strecken bei der Stange!

Inhalt
Hardy Engel heißt eigentlich Reinhard. Und ist eigentlich auch gar kein Privatdetektiv. Der erfolglose Schauspieler und ehemalige Polizist fristet ein wenig glamouröses Dasein im Los Angeles der frühen Zwanzigerjahre, als er beschließt, seine Haushaltskasse durch einige mehr oder weniger legale Aufträge aufzubessern. Als er eines Tages die schöne Pepper Murphy vor seiner Tür vorfindet, die ihn beauftragt, ihre befreundete Schauspielerin Virginia Rappe aufzuspüren, zögert er nicht lange. Er leiht sich einen Wagen und fährt über Nacht nach San Francisco, wo er sich auf einer exzessiven Hollywood-Party wiederfindet – und dort schon bald in einen mysteriösen Mordfall verwickelt wird, der die ganze Filmindustrie ins Wanken bringen soll.
Wie kam Virginia wirklich ums Leben? Was haben Famous Players-Lasky und Universal, die größten Filmgesellschaften Hollywoods damit zu tun? Kann Hardy Engel seinem Landsmann Carl Laemmle, dem Chef von Universal wirklich trauen? Und welches Geheimnis steckt hinter der schönen Pepper Murphy? Was als pointiertes Porträt der Filmindustrie beginnt, entwickelt sich im Laufe des Hörbuchs immer mehr zu einem spannungsgeladenen Krimi, der auch vertraute Charaktere zu Verdächtigen werden lässt. Dabei nimmt »Der Mann, der nicht mitspielt. Hollywood 1921: Hardy Engels erster Fall« seine Hörer mit in eine schillernde Welt aus Filmstars und mächtigen Hollywoodkonzernen, die auch ihre Schattenseiten birgt. Schneller als ihm lieb ist bekommt Hardy Engel diese Abgründe in seinem ersten richtigen Fall zu spüren und muss schon bald selbst um sein Leben fürchten, als er die wahren Hintergründe des Todesfalls herausfindet.

Sprecher
Uve Teschner, geboren 1973, arbeitet seit Jahren erfolgreich als Sprecher und hat bereits zahlreiche Hörbücher eingelesen. Er spricht zudem Hörspiele, Features und Voice Over für Radio und Fernsehen und ist als Synchronsprecher tätig.
Quelle: Der Audio Verlag

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
Dieser Beitrag wurde unter Der Audio Verlag, Hörbücher, Krimis, Uve Teschner abgelegt und mit , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..