Studentinnen verschwinden und werden später tot aufgefunden – übel und seltsam mishandelt. Zunächst scheint das Muster des Täters keine Hinweise zu geben, bis Natalie, die die bisherigen Opfer aus ihrer eigenen Studienzeit kennt, einen Zusammenhang sieht. Und das ist gut so, denn der Täter ist noch längst nicht fertig.
Zweisträngig erzählt Melisa Schwermer ihren Thriller „Gequälte Seelen“. Auf der einen Seite stehen Natalie, ihre WG-Partnerin und weitere Personen aus deren Dunstkreis – alles Menschen, die früher oder später direkt oder indirekt mit dem Täter zu tun haben. Auf der anderen Seite steht der Täter selbst, seine Gedanken, Beweggründe, sein Motiv, das letzten Endes zu seinen verrückten Verbrechen führt.
.
Auch an diesen lässt die Autorin ihre Leser teilhaben. Sie tut das geschickt, denn sie deutet vieles nur an und überlässt den größten Teil der Geschehnisse dem Kopfkino der Leser. Für mich waren diese Szenen die besten, wenn sie auch leider nur in recht kleiner Zahl eingestreut waren. Immer wenn der Verrückte mit seinem Opfer allein war, bereit für seine „Behandlung“, zeigte mir besagtes Kopfkino Sequenzen der früheren Edgar Wallace Filme – mit Klaus Kinski in der Rolle des Täters. Mein inneres Ohr hörte seine langsame, knarzende, hallende, bedrohliche Stimme, mein inneres Auge sah seinen irren Blick – das alles natürlich stilvoll in schwarz-weiß….und es gruselte mich wirklich sehr.
Noch mehr hoffte ich dann immer auf die Rettung des armen Opfers und auf die schnelle Überführung des Täters. Wer es war, war mir recht schnell klar, ebenfalls sein Motiv. Und was er da vorhatte, ahnte ich ebenfalls schnell, zweifelte aber sowohl an meiner Kombinationsgabe, als auch an den Plänen des Verrückten. Das konnte doch nicht wahr sein, eine aberwitzige Theorie und eine noch viel verquertere Praxis, die zum Ziel führen sollten! Aber der Autoren-Phantasie sind schließlich keine Grenzen gesetzt und wer weiß, ob mancherleuts nicht mit noch viel unglaublicheren Gedanken und Träumen durch ihr Leben laufen, in den Kopf kann man schließlich niemandem gucken.
Obwohl die Spannungskurve für mich recht schnell einen Dämpfer erhalten hatte, konnte ich den Thriller nicht gut aus der Hand legen. Denn auch wenn ich wusste, was Sache war, die Protagonisten wussten oder ahnten es zum gröten Teil längst nicht. So war auf dieser Seite die Gefahr keineswes gebannt, was zu weiteren Highlights in der Handlung führte.
Zu Beginn hatte ich etwas Probleme, in den Thriller hineinzukommen. Der Erzählstil war nicht – wie sonst von Melisa Schwermer gewohnt – flüssig und geschmeidig, sondern eher holperig und sonderbar. Damit hat die Autorin jedoch wunderbar den Charakter und das Innenleben eines der Protagonisten unterstrichen – zu Beginn und immer wieder dann, wenn er im Geschehen auftauchte. Ansonsten ist der Erzählstil wie üblich flott und geschmeidig gehalten. Dieses Stilmittel hat mir sehr gut gefallen.
Auch sonst sind die Charaktere gut getroffen und eingefangen. Die Studentinnen mit ihren verschiedenen Eigenschaften, der Täter mit den vielfältigen Einblicken in sein Inneres und auch die kleineren und größeren Nebenfiguren, deren einer später eine wichtige Rolle spielt und beweist, dass der offenbar Dumme manchmal mehr auf dem Kasten hat als der vermeintlich kluge Kopf.
Inhalt
Die völlig abgemagerte Leiche einer jungen Studentin wird auf einem Parkplatz an der A3 gefunden. Vor ihrem Tod wurde die Frau grausam misshandelt. Kurz darauf verschwindet eine weitere Studentin von der Uni Frankfurt. Natalie, eine ehemalige Kommilitonin der beiden, erkennt einen Zusammenhang zwischen den Fällen. Außer ihr bringt jedoch niemand die Verschwundenen miteinander in Verbindung. Dann gerät Natalie plötzlich selbst ins Visier des irren Psychopathen und es scheint kein Entkommen zu geben.
Ein packender Thriller über eine gebrochene Seele, die einen Menschen zum Monster werden lässt
Autorin
Als Tochter eines Lehrers und einer Heilpädagogin entscheid sich Melisa Schwermer für die Rebellion gegen die Ansichten und Forderungen ihrer Eltern und somit gegen das Abitur. Nach einer Lehre als Industriekauffrau und dem Abitur am Abendgymnasium studierte sie Germanistik und Philosophie. Derzeit promoviert sie in Literaturwissenschaft und arbeitet als Berufsschullehrerin sowie als Universitätsdozentin.
Quelle: Amazon
Tolle Rezi. Danke dafür. Das Buch hört sich interessant an…und schwupp…schon ist es auf meiner Leseliste gelandet.
Liebe Grüße Ela
Hallo Ela,
danke :-) Und viel Spaß mit dem Buch!
Liebe Grüße, Heike
Liebe Heike,
mal wieder ein Buch für meine Wunschliste. Ich habe aber noch ein Buch von ihr hier liegen. Was mir eindeutig fehlt ist Zeit :) Muss ich nun aber endlich einmal angehen.
Liebe Grüße, Anja
Liebe Anja,
ach die liebe Zeit….
Klonlesen müsste man können ;-)
Beste Grüße, Heike