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„Die Goldene Stadt“ lautet der Titel dieses umfassenden Sachbuch-Abenteuer-Romans. Und obwohl sie der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist, steht sie nicht wirklich im Mittelpunkt. Denn die Hauptfigur, Augusto Berns, stiehlt ihr mit seinem intensiv erzählten Leben und Werdegang ganz klar die Show. Wer erwartet, dass der größte Raum des Buches von den Inkas, ihrer Kultur und weitreichenden Hintergrundinformationen zu ihrer verlorenen Stadt eingenommen wird, ist möglicherweise enttäuscht . Denn die Inkas spielen zwar eine Rolle, aber eine eher untergeordenete. Auch Details zum persönlichen El Dorado des Entdeckers sind eher rar gesät, sodass ich dieses Buch eindeutig der Sparte Biographien zuordnen möchte.
Die Autorin setzt an beim Kind Rudolf August Berns, zeigt seinen Platz in der Familie auf, die Diskrepanz zwischen Wollen, Können und Dürfen wird eindrucksvoll dargelegt. Schnell erkennt der Junge, dass „das Kaleidoskop des Lebens“ eine Vielfalt an Möglichkeiten für ihn bereit hält. So harrt er bei unleidlichen Verpflichtungen geduldig aus und wartet auf seine Chance. Er träumt schon ewig vom „El Dorado“ in Südamerika. Das Goldwaschen am Rhein ist kein Vergleich dazu. Aber der Junge ist ebenso klug wie seltsam, er nutzt jede Gelegenheit, um sein Wissen und seine Fähigkeiten aufzubauen, in der Hoffnung und dem sicheren Wissen zugleich, dass auch vermeintlich Unwichtiges einmal von Bedeutung sein wird. Als ihm Alexander von Humboldt bei einer zwar kurzen, aber umso beeindruckenderen Begegnung ihm den Floh der Goldenen Stadt ins Ohr setzt, bündelt Berns all seine Bemühungen, um sein Ziel zu erreichen, nämlich diese mythische Stadt aufzuspüren und einzunehmen.
Ob mir der Abenteurer, der in Südamerika kurzerhand seinen Namen vom deutschen Rudolf August in Rudolfo änderte, sympathisch war, kann ich nicht so einfach beantworten. Sein starker Wille trieb ihn zu so mancher empfundener Ungerechtigkeit und ob seine Schlitzohrigkeit und Gewitzheit immer großer Klugheit oder eher grenzenloser Dummheit geschuldet war, vermag ich auch nicht eindeutig zu sagen. Auf jeden Fall ist der Entdecker der verlorenen Inkastadt eine schillernde Figur, deren Beharrlichkeit und Zähigkeit mir dann doch immer wieder Bewunderung abgerungen haben. Berns ist ein Stehaufmännchen, das sich von Niederlagen nicht entmutigen ließ, sondern immer wieder neue Motivation schöpfte, um sein Ziel auf anderem Weg zu erlangen.
Ebenso flüssig, lebendig und intensiv wie aus dem Leben des Augusto Berns erzählt wird, so kleinschrittig und detailliert wird dies getan und gelegentlich rückt die Goldene Stadt selbst völlig aus dem Fokus und wird an den Rand des buchigen Kaleidoskops gedrängt, woraus sich die eine oder andere kleine Länge ergibt.
Das ändert aber nichts an meiner Bewunderung für den Mann, der unberirrlich über die vielen Steine, die ihm im Weg lagen, hinüberkletterte. Seine unerschütterliche Beharrlichkeit und die tiefe Überzeugung, dass man viel erreichen kann, wenn man an seinem Traum festhält und an sich glaubt, haben mir imponiert.
Felix von Manteuffel fühlt sich in die vielen Stimmungen, die sich auf Berns langem Weg ergeben, sehr glaubhaft ein. Man spürt Begeisterung, Erleichterung, Frustration und den tiefen Wunsch des Mannes, kann sich gefühlsmäßig in ihn hineinversetzen und leidet stellenweise ganz schön mit ihm. Dem Sprecher gelingt die Gratwanderung zwischen Biografie, Abenteuer und Roman sehr gut und setzt die einzelnen Sequenzen stimmlich angenehm um.
Inhalt
Peru, 1887: Das ganze Land redet nur von einem Mann – und seiner großen Entdeckung. Augusto Berns will die verlorene Stadt der Inka gefunden haben. Doch wer ist der Mann, der vielleicht El Dorado entdeckt hat?
Alles beginnt mit einem Jungen, der am Rhein Gold wäscht und sich in erträumten Welten verliert, der später in Berlin den glühend verehrten Alexander von Humboldt trifft, um bald darauf einen Entschluss zu fassen: Er will die goldene Stadt finden. Berns wagt die Überfahrt nach Peru, wo er eher zufällig zum Helden im Spanisch-Südamerikanischen Krieg wird, bevor er die Höhen der Anden besteigt und sich durch tiefsten Dschungel schlägt – um schließlich an einen Ort zu gelangen, der phantastischer ist als alles, was er sich je vorgestellt hat.
Autorin
Sabrina Janesch, geboren 1985, ist Schriftstellerin und Publizistin. Sie studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim und Polonistik in Krakau. 2010 erschien ihr Roman Katzenberge, 2012 Ambra“ und 2014 Tango für einen Hund“. Sabrina Janesch wurde mehrfach ausgezeichnet: Sie erhielt den Mara-Cassens-Preis, den Nicolas-Born-Förderpreis, den Anna-Seghers-Preis, war Stipendiatin des Schriftstellerhauses Stuttgart und Stadtschreiberin von Danzig.
Sprecher
Felix von Manteuffel, geboren 1945, hat an fast allen großen deutschen Bühnen gespielt und ist auch durch Hauptrollen aus Film und Fernsehen bekannt. Der Grimme-Preisträger ist zudem ein sehr gefragter Hörbuchsprecher und hat unter anderem allen Harry-Potter-Bänden seine Stimme geliehen.
Quelle: Argon Verlag
Liebe Heike,
diese Vorstellung ist toll! Jetzt bin ich sehr gespannt auf das Hörbuch.
Ich habe Dich beim „Mystery Blogger Award“ nominiert, viel Spaß! :)
https://wurmsuchtbuch.com/2017/10/03/mystery-blogger-award-krisi/#more-5374
Liebe Grüße,
Krisi
Huhu Krisi,
danke für dein Lob!
Danke für die Nominierung, aber ich muss gucken, ob ich das noch irgendwie dazwischenkriege.
Liebe Grüße, Heike
Liebe Heike,
ganz viel Spaß unf nur keinen Stress. :-)
Liebe Grüße,
Krisi
Liebe Heike,
Das Buch reizt mich ja auch sehr. Ich hatte schon seit Langem total Lust auf eine Abenteuergeschichte, habe jetzt aber erstmal zu „Everland“ gegriffen, weil das schon auf dem SuB lag. Aber nach der Kälte der Antarktis wäre es doch eine schöne Abwechslung, etwas über die wärme Südamerikas zu lesen, oder? ;)
Mal sehen, ich behalte das Buch auf jeden Fall im Hinterkopf.
Liebe Grüße, Julia
Liebe Julia,
Berns reist zwar nach Südamerika, aber der Roman ist mehr auf ihn als Person als auf das Land fixiert. natürlich kriegt man trotzdem etwas von diesem Flair mit :-)
Liebe Grüße, Heike