*+* Irve fragt…. Meike Messal *+*

Liebe Meike,

ich freue mich sehr, dass ich dich für meinen Blog interviewen darf! Deine Lesung auf Fehmarn fand ich – und auch meine Familie – super. Auch dein erster Fehmarnkrimi „Düsterstrand“ hat voll bei mir eingeschlagen, sodass ich mich sehr auf die Fortsetzung freue, die im Frühling erscheinen wird. Deine beiden Ostwestfalen-Lippe (OWL)-Krimis „Nachtfahrt ins Grauen“ und „Atemlose Stille“, die in Minden spielen, waren ebenfalls Pageturner für mich. Die drei Krimis habe ich bereits hier vorgestellt und dieses Interview mit dir rundet die „Sache“ also prima ab. Zudem ist sie Bestandteil der von Mona Tintenhain initiierten Krimiwoche, die mit diesem Beitrag ebenfalls ihren Abschluss findet.

Bevor ich dich nun mit meinen Fragen bombardiere, wäre es schön, wenn du dich kurz – oder auch länger – vorstellen könntest!
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Hallo Krimifans,

mein Name ist Meike Messal und wenn ihr Hochspannung auf allen Seiten liebt, dann seid ihr bei mir genau richtig. In meinen Büchern geht es temporeich zu und gleich zur Sache. Müßiggang ist nichts für Krimileser – und das beherzige ich in meinen Romanen. Egal ob in Westfalen oder an der Ostsee, Mörder ruhen nicht und treiben ihre perfiden, ausgeklügelten Spiele an allen Orten. Deshalb lest doch mal rein, in die Bücher oder erst in das Interview auf diesem Blog.

Ich würde mich freuen, euch für meine Krimis zu begeistern und hoffe, wir lesen uns bald!

Atemlose Grüße von eurer

Meike Messal
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Meike Messal 1
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Dass ich durch eine Lesung ausgerechnet auf Fehmarn auf dich aufmerksam geworden bin, ist kein so großer Zufall. Seit über dreißig Jahren fahre ich mindestens einmal jährlich auf diese wunderschöne Ostseeinsel, und auch für dich ist Fehmarn ein „Sehnsuchtsort“ wie Prolibris, der Verlag, bei dem deine Krimis erscheinen, verrät. Was macht diese Insel so besonders für dich?

Fehmarn hat viele Gesichter und das ist nicht nur in einem Krimi spannend! Auf der Insel gibt es wunderschöne, „wilde“ Strände, wie zum Beispiel Katharinenhof oder Wulfener Hals. Die Steilklippen, die zerzausten Bäume, die aussehen, wie alte, weise Männer, die tausende Geschichten kennen und die gischtschäumenden Wellen sind genau das Richtige, um abzuschalten und einfach nur zu lauschen. Als Kontrast dann ein leckeres Stück Torte in einem der wunderschönen Hofcafés mit lachenden Kindern und dem Wind, der die erhitzten Gesichter und die Felder ringsum streichelt. Und natürlich die Menschen. Ich mag die Nordlichter, denn bei all dem Gerede um die raue Schale entdecke ich auf Fehmarn jedes Mal aufs Neue, dass nicht nur die Insel, sondern ganz besonders ihre Bewohner die Sonne im Herzen tragen.
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Hast du ein paar fehmarn´sche Geheimtipps für uns?

Mein größter Tipp ist kein Geheimnis und doch bringt er mir auf Fehmarn immer die größte Erholung: sich Zeit zu nehmen. Auf Fehmarn geht das ganz wunderbar. Zeit, sich auf eins der wundervollen Feldsofas zu legen und einfach nur die Sonne zu genießen. Zeit, hier und da einen Klönschnack abzuhalten. Zeit, die Insel mit dem Rad zu erkunden und nicht mit dem Auto. Zeit, den Schwalben am Wulfener Hals zuzuhören. Zeit, den Alpakas bei einem Strandspaziergang in die Augen zu schauen. Zeit, auf dem Flügger Leuchtturm mit dem Wind um die Wette zu heulen. Zeit für ein riesengroßes Eis. Und noch eins. Und noch eins …
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Wann kam dir die Idee, einen Krimi auf der Ostseeinsel spielen zu lassen?

Die Idee kam mir schon ganz zu Beginn, als ich beschloss, mein erstes Buch zu schreiben. Ich überlegte hin und her, ob ich es auf Fehmarn oder in meiner Heimat spielen lassen sollte. Ich habe mich dann zuerst für OWL entschieden, weil ich hier geboren bin und jeden Winkel kenne. Allerdings hat die Fehmarn-Idee mich einfach nicht losgelassen. Und als Schriftstellerin weiß man eins – wenn dich etwas dauerhaft beschäftigt, dann musst du darüber schreiben! Mein neuer Roman, der im April erscheint, spielt wieder auf der Insel. Und die Leser von „Düsterstrand“ werden eine alte Bekannte wiedertreffen – Laura.
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Düsterstrand“ ist nicht nur ein Spitzenkrimi, der durch den Fall an sich überzeugt, er hat auch einen gewissen Mehrwert, da er einem – im weitesten Sinne – gravierenden gesellschaftlichen Thema Raum gibt. Wie kamst du auf die Idee, in deinem Krimi derartige Gedankenanstöße einzuarbeiten?

Ich mag Krimis, die neben einer spannenden Handlung auch ein relevantes Thema beinhalten. Bei diesen Themen handelt es sich um Dinge, die mich auch selbst beschäftigen. In „Atemlose Stille“ spielt Australien eine Rolle, ein Land, in dem ich selbst einige Zeit gelebt habe. In „Düsterstrand“ geht es um schwarze Pädagogik. Als Mutter und Lehrerin ist die Frage, wie man Kinder zu glücklichen, selbstbestimmten und offenen Menschen erzieht und was geschieht, wenn das gründlich schiefläuft, ein Frage, mit der ich mich häufig beschäftige.

In meinem neuen Krimi „Klippenfall“ (erscheint im April 2022)  ist Mobbing ein zentraler Ausgangspunkt.

Darüber hinaus ist mir bei all meinen Krimis ein spannender, sich zuspitzender Handlungsbogen sehr wichtig. Ich möchte, dass man im wahrsten Sinne des Wortes meine Krimis „atemlos“ liest. Wenn das funktioniert, bin ich glücklich!
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Du lebst in Minden – naheliegend, dass dies der Schauplatz deiner Ostwestfalen-Lippe-Krimireihe (OWL-Krimis) ist. Was hat dich für die beiden Fälle inspiriert?

Ich bin ja selbst ein totaler Krimifan und verschlinge Bücher geradezu. Bei meinem ersten Roman „Nachtfahrt ins Grauen“ wollte ich über einen Mord schreiben, den ich so in noch keinem Krimi gelesen habe. So kam mir die Idee für die sehr ungewöhnliche Art und Weise, in der die Opfer sterben müssen. Da drumherum habe ich dann die Handlung gebaut, indem ich mich gefragt habe: Was ist Schreckliches passiert, dass der Täter so handelt?

In „Atemlose Stille“ geht es ums Tauchen und das Thema Luft. Da habe ich ein eigenes Taucherlebnis eingebaut, bei dem mein Gerät versagte und ich bei einem Tauchgang Wasser statt Luft atmete.
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Das Ermittlerteam der OWL-Krimis wird von einer starken Mindenerin, Marlene Borchert, die ihre Schwächen gerne unterdrückt, und ihrem Bielefelder Kollegen Benno gebildet. Er wirkt auf den ersten Blick sehr soft und zurückhaltend. Als ich ihn besser kennengelernt habe, habe ich diese vermeintliche Schwäche jedoch eher als Stärke empfunden.
Hast du dieses Spiel der charakterlichen Gegensätze bewusst eingesetzt, oder hat es sich während des Schreibens so ergeben? Mir hat es gut gefallen, es brachte eine zusätzliche Dynamik in die Krimis.

Ich mag starke Frauen in Krimis, die nicht immer nur Opfer sind. Deshalb wollte ich unbedingt eine Kommissarin im Zentrum haben. Auch bei „Düsterstrand“ und „Klippenfall“ stehen starke Frauen im Fokus der Handlung. Gleichzeitig werden Charaktere erst interessant, wenn sie Ecken und Kanten haben, Ängste, die sie sich nicht eingestehen, wenn sie sie sich an anderen Figuren reiben und im Laufe der Zeit mit und an ihnen wachsen. Deshalb habe ich Marlene und Benno bewusst so gestrickt und mich gleichzeitig von dem gängigen Klischee „selbstbewusster Kommissar und junge, unerfahrene Kollegin“ abgesetzt..
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..Meike Messal 2
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Marlene ist eine taffe Figur, eine starke Frau, die dennoch sympathisch rüberkommt. Auch du hast während der Lesung einen solchen Eindruck erweckt. Stehst voll im Leben, hast alles im Griff und wirkst dennoch wie jemand zum Pferde stehlen. Wie viel von dir steckt in Marlene – und in deinen Krimis überhaupt?
Gibt es realistische Vorbilder – in Person, Verhalten oder Eigenschaften -, an denen du deine Charaktere anlehnst?

Oh danke, ich freue mich sehr über dieses Kompliment . Mit Marlene wollte ich eine Figur schaffen, die ganz viel gerade nicht von mir hat. Das Hadern am Leben, zum Beispiel, die Kühle. Da bin ich wirklich das Gegenteil, für mich ist das Glas immer halb voll. Auch Motorrad fahre ich nicht, finde es aber ehrlich gesagt ziemlich cool. So ganz konnte ich mir allerdings eigene Vorlieben auch nicht verkneifen – Marlenes Liebe zu Gedichten, zum Beispiel.

Manche Charaktere lehne ich an reale Personen an (ich hoffe, sie merken das nicht allzu sehr ;-). Bei den Namen der Figuren achte ich sehr auf „telling names“, d.h., dass die Namen auch etwas bedeuten. Der Mörder in „Nachtfahrt ins Grauen“ zieht am Ende eine Verbindung zu seinem Namen und wenn man die Bedeutung der Namen kennt, kann man sogar den einen oder anderen Hinweis auf die Rolle der Figuren in meinen Krimis bekommen … Viel Spaß beim Googeln .
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Was inspiriert dich ganz generell?

Fast alles. Ich wittere überall einen guten Plot. In diesem Jahr bekam ich eine Adventskette mit der Post und ich wusste nicht von wem. Toller Stoff für einen Krimi, nur schade, dass Fitzek den schon verbraten hat . Aber wenn man Augen und Ohren offen hält und neugierig ist (das bin ich sehr), dann fallen einem die Ideen praktisch in den Schoß..
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Du schreibst nicht nur Krimis, hast auch schon einige Kurzgeschichten verfasst und bist als Herausgeberin tätig. Wie schaffst du es, da inhaltlich nicht durcheinander zu kommen und den Überblick zu behalten?

Bisher habe ich neben meinen Romanen drei Anthologien mit tollen Kolleginnen und Kollegen herausgegeben und zu vielen weiteren Anthologien Kurzgeschichten beigesteuert. Wenn ich an einem Kurzkrimi arbeite, unterbreche ich dafür die Arbeit am Roman, denn beides gleichzeitig bringt mich tatsächlich durcheinander. In meinem Arbeitszimmer sind zudem für den aktuellen Krimi, an dem ich arbeite, alle Wände voll mit Notizzetteln, die die einzelnen Kapitel darstellen. Oft stehe ich stundenlang davor und plane, hefte um, damit die Geschichte perfekt passt. Insgesamt plotte ich den ganzen Krimi akribisch durch, bevor ich mit dem Schreiben beginne.
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Wie bist du zum Schreiben gekommen? War es – wie bei vielen Autoren – ein lang gehegter Kindheitstraum oder hat es andere Wurzeln?

Ich wollte wirklich schon immer schreiben. Als Schülerin habe ich bereits an Schreibwettbewerben teilgenommen, ich war und bin eine absolute Lese– und auch Schreibratte. Ich habe Germanistik studiert und nun gebe ich als Lehrerin meine Liebe zu den gesprochenen und geschriebenen Wörtern im Deutschunterricht weiter. Tagsüber.

Nachts morde ich dann. Am Computer.
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Schreiben ist nicht dein Haupt-Broterwerb, in erster Linie bist du Lehrerin. Welche Fächer unterrichtest du?

Überraschung: Deutsch und Literatur. Und Englisch. Ich liebe es nämlich auch, Sprachen zu lernen und dazu andere Kulturen und Länder. Neben dem Schreiben und Lesen reise ich am liebsten. Und spreche gern die Menschen auf ihrer eigene Sprache an, wenn sich das auch oft bestimmt sehr komisch anhört :–).
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Ich habe zwei Teenager-Söhne und bewundere die Lehrkräfte, die ihren Job gut machen, immer wieder. Denn Lehrer zu sein, heißt weit mehr als lediglich Wissen zu vermitteln.Wenn du im Unterricht so rüber kommst wie bei der Lesung, können sich deine Schüler über eine sehr engagierte, faire Lehrerin freuen. Was ist dir an deinem Beruf besonders wichtig?

Ich denke immer an den Spruch, dass lehren nicht heißt, ein Gefäß zu füllen, sondern ein Feuer anzuzünden. Das ist mir das größte Anliegen. Ich möchte, dass Kinder mit Freude lernen und wissen, wozu. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist unheimlich wertvoll, weil es ein Geben und Nehmen ist. Ich lerne nämlich natürlich auch sehr viel von ihnen. Das Wichtigste: Lache. Und das viel.
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Wie bekommst du deine beiden Jobs und auch die Familie – du hast Mann und zwei Kinder – unter den Hut? Ist es nicht schwer, allen und allem gerecht zu werden, nicht zuletzt dir selbst?

Ja, Schlaf wird doch wirklich überbewertet …Ich bin ein sehr aktiver Mensch, ich liebe es, wenn viel los ist. Umso mehr genieße ich dann die wenigen kostbaren ruhigen Minuten. Ich habe für das Schreiben allerdings auch all meine anderen Hobbies (vor allem das Reiten) komplett aufgegeben, sonst würde das nicht gehen. Und ab dem Sommer habe ich ein Sabbatjahr. Da werde ich nur schreiben. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie unheimlich toll das wird, dafür ganz viel Zeit zu haben!
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Meike Messal 3Ich hoffe, mit unserem Interview die Neugier möglichst vieler Lesewütiger und Krimifreunde geweckt zu haben und bitte dich daher, einen kurzen Ausblick zu geben, was du in der näheren Zukunft planst.

Ich freue mich unheimlich auf meinen zweiten Fehmarn-Krimi KLIPPENFALL, der im April erscheinen wird und den man in jeder Buchhandlung und im Netz kaufen kann. In dem Krimi geht es um zwei Frauen, die um alles kämpfen müssen, was ihnen lieb und teuer ist. Ab April sind auch einige Lesungen geplant. Weil man aber wegen Corona die Lage noch nicht gut abschätzen kann, werden die Termine dafür relativ kurzfristig bekanntgegeben. Auf meiner Homepage unter www.messal.com findet ihr immer alle aktuellen Infos. Ich würde mich sehr freuen, den ein oder anderen von euch auf einer Lesung zu sehen oder zu hören, wie euch meine Krimis gefallen haben.

Liebe Meike, vielen Dank, dass du dir so viel Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten, und mir so die Chance zu geben, dich vorzustellen. (Immerhin bist du meine Autoren-Entdeckung des letzten Jahres. ;-) )

Ganz herzlichen Dank, da hüpft mein Autorinnenherz aber!

Ich wünsche dir ein gutes Händchen, bei allem, was du tust. Bleib gesund, glücklich, heiter und so engagiert, wie ich dich kennengelernt habe! Bis hoffentlich bald mal und alles Gute!

Das wünsche ich dir von Herzen auch, liebe Heike!

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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