Für einen guten Krimi bin ich immer zu haben, so zog im Urlaub ein Ankündigungsplakat für eine Lesung direkt vor Ort meine Aufmerksamkeit auf sich. „Düsterstrand“ klang sehr gut, der Schauplatz, meine Herzensinsel Fehmarn – sowohl Ort der Krimihandlung als auch der Lesung –, ließ mich einen genaueren Blick auf das Plakat zu werfen. Der Name der Autorin, Meike Messal, sagte mir gar nichts. Um es vorweg zu nehmen, sie hätte sowohl wie ihr Krimi weit mehr Aufmerksamkeit verdient, als es bisher der Fall ist.
Denn „Düsterstrand“ kombiniert einen gut gemachten, packenden Kriminalfall mit interessant gezeichneten Charakteren, einigen Überraschungen und einer unglaublich gut eingearbeiteten Wende zum Schluss hin, die dem Können namhafterer Autoren* in nichts nachstehen – und das alles vor der tollen Kulisse der wunderschönen Ostseeinsel. Wäre der tiefgründige Fall nicht, man könnte sich ob des intensiven Lokalflairs fast wie im Urlaub fühlen. So hat es mir ganz besonders viel Freude bereitet, das Buch direkt vor Ort zu lesen, denn natürlich musste ich es sofort kaufen, um es vor der Lesung wenigstens anzulesen.
„Düsterstrand“ fällt unter meine Kategorie „24 Stunden Krimi“, denn – und das lag nicht nur an der vielen freien Zeit – ich habe ihn binnen zweier halber Tage durchschmökert. Schuld daran war der flüssige, einnehmende Schreibstil der Autorin und das Schicksal ihrer Hauptfiguren. Zum einen gibt es das Opfer, einen kleinen Jungen, der gefangen gehalten und von seinem Peiniger für bestimmte Aufgaben eingesetzt wird. Diese Szenen ließen mir immer wieder das Herz zerreißen, obwohl Meike Messal keine großen Grausamkeiten schildert und auch nicht sehr ins Detail geht. Hier verfilmte mein Kopfkino intensiv. Die Hauptfigur des anderen Erzählstrangs, der den größten Teil des Buches einnimmt, ist die frischgebackene Abiturientin Laura, die in einen nahezu unkontrollierbaren Strudel gerät, als sie sich auf die Suche nach ihrem Bruder begibt. Der ist vor vielen Jahren im Urlaub auf Fehmarn einfach verschwunden, jede Suche nach ihm ist erfolglos geblieben. Laura glaubt fest daran, dass er, warum auch immer, noch lebt, und hat nun endlich die Gelegenheit und Reife dazu, die vagen Spuren von damals zu verfolgen. Tatsächlich macht sie – eher zufällig – eine Entdeckung, die der Polizei damals nicht aufgefallen ist, und ermittelt mehr oder weniger auf eigene Faust weiter, was sie in manch brenzlige Situation bringt.
Während ihres Aufenthaltes auf Fehmarn frischt sie alte Bekanntschaften auf und schließt neue. Natürlich war ich beim Lesen jedes Mal auf der Hut, las sorgenvoll und aufmerksam, wenn Laura Zeit mit ihnen verbrachte. Verdächtig war natürlich jede Person für mich, mein Miss Marple Gen war überaktiv, sah Verbindungen, wo es keine gab, und übersah dabei das, worauf es schließlich hinauslaufen sollte. Und das war für mich allererste Krimisahne! Sowohl was den Täter betrifft, als auch, was manche Personenkonstellation angeht. Da ich Literatur besonders mag, wenn sie mir neben guter, kurzweiliger Unterhaltung einen Mehrwert bietet, konnte „Düsterstrand“ ein weiteres Mal punkten. Denn die spezielle Erziehungsmethode, die hier der Dreh- und Angelpunkt allen Übels ist, wird später im Anhang – auch in ihren wissenschaftlichen Grundlagen – erläutert.
Mal abgesehen von einigen Szenen, die gerne etwas ausführlicher hätten dargestellt werden können, habe ich rein gar nichts zu beanstanden!
Wenn ich nun schreibe, dass ich mich sehr auf den nächsten Krimi der Autorin freue, der im Frühjahr 2022 erscheinen soll, wird das vermutlich niemanden wundern. Ich bin wirklich begeistert von „Düsterstrand“ und kann das Buch jedem Krimifreund nur ans Herz legen! Auch die Lesung war toll! Die Autorin – hier merkt man ihr ein wenig die Deutschlehrerin an – hat sie gut strukturiert, etwas von sich selbst erzählt, passende Stellen zum Vortrag ausgewählt, um dann jeweils am spannendsten Punkt aufzuhören, und zudem interessante, gut platzierte Erläuterungen eingebaut. Wer die Gelegenheit zu einer Lesung mit der Autorin hat, sollte sie nutzen!
Mehr über mein liebstes Hobby gibt es auf der Facebookseite „Irve liest“ und dem Instagram-Account „irveliest“ zu erfahren. Hier zeige ich zeitnah, was ich gerade höre oder lese und geben dabei gerne einen ersten Eindruck preis. Über virtuelle Besucher und freundlichen, buchigen Austausch freue ich mich dort sehr.
Inhalt
Verschwunden auf Fehmarn!
Das Abitur hat sie glänzend bestanden, ein neues Leben wird für sie beginnen: raus aus Hamburg, Studium, neue Freunde. Doch kann man in die Zukunft schauen, wenn man mit der Vergangenheit nicht abgeschlossen hat?
Erinnerungen plagen Laura. Ihre Eltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. Jetzt fehlen sie ihr. Genauso wie ihr Bruder, der beim gemeinsamen Urlaub auf Fehmarn verschwunden ist. Spurlos. Einfach aus Lauras Leben herausgerissen.
Laura reist auf die Insel. Vielleicht kann sie doch eine Spur von ihrem Bruder finden? Ein sehr gefährliches Vorhaben …
Autorin
Meike Messal wurde 1975 in Minden geboren. Nach dem Abitur lebte sie für einige Zeit in Israel und Südafrika und studierte im Hamburg Germanistik, Anglistik und Amerikanistik. Anschließend unterrichtete sie in Schleswig-Holstein. Die Wege an die Küste waren kurz und Messal, die das Meer liebt, verbrachte ihre Freizeit am liebsten am Wasser. Besonders hatte und hat es ihr Fehmarn angetan.
Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern wieder in ihrer Heimat und unterrichtet an einem Mindener Gymnasium. Wann immer es die Zeit zulässt, findet man sie jedoch an ihrem Sehnsuchtsort – auf Fehmarn.
Quelle: Prolibris Verlag
* Die männliche Form des Substantivs verwende ich der besseren und flüssigeren Lesbarkeit halber, sie inkludiert aber selbstverständlich Menschen jeglichen Geschlechts.