an Nicks Schule geht eine geheimnisvolle DVD um. Der Sechzehnjährige ist sehr neugierig – vor allem, weil niemand darüber sprechen möchte, oder nicht darüber sprechen darf…
Als Nick eine Kopie des interessanten Objekts angeboten bekommt, greift er gerne zu. Ich folge Nick unauffällig und bin dabei, als die silberne Scheibe zum Einsatz kommt und in mir steigt dieselbe Aufregung und Neugierde auf wie bei dem Jugendlichen.
Ohne jegliches Vorwissen finden wir uns in einem grandiosen, virtuellen Rollenspiel wieder. Virtuell? Wirklich? Ich habe zunehmend meine Zweifel, denn die anderen Spieler erinnern Nick immer wieder an seine Mitschüler. Dieer Gedanke klingt gar nicht so abwegig, denn ebenso wie er selbst sehen auch seine Schulkollegen im Unterricht zunehmend übernächtigt aus, sofern sie überhaupt erscheinen.
Das Spiel hat Suchtpotential, übt eine unglaubliche Wirkung auf seine Spieler aus. Auf mich übrigens ebenfalls, denn es klingt so interessant, ist sehr gut umgesetzt, sodass ich am liebsten mitmachen würde, wenn, ja wenn nur nicht die Aufgaben für die Spieler immer gefährlicher würden und nicht so einen brutal beängstigenden Zusammenhang zur Realität hätten.
In der Rangordnung der Spieler kannst du nur vorankommen, wenn du schnell viele Punkte sammelst – je gefährlicher, und je folgenreicher für die Realität, umso besser!
„Hast du dir je überlegt,
warum das Spiel verlangt,
was es verlangt?“
Langsam wird mir mulmig, denn in welche Richtung sich das Abenteur dreht und vor allem, wie dies gelenkt wird, ist wirklich abschreckend. Nein, nun bin ich froh, nur Zuhörer zu sein, verfolge das Geschehen aber weiterhin mit größtem Interesse – und beeindruckt von den technischen Möglichkeiten, die die Autorin ersonnen hat.
Sehr rund und plausibel geplottet, hat mir nach Ursula Poznanskis LAYERS nun auch EREBOS gut gefallen. Das Abenteuer ist sehr spannungsaufbauend umgesetzt, die Auflösung birgt eine Überraschung. Die gute Idee wird konsequent bis zum Schluss auf hohem Niveau gehalten.
Auch die Charaktere gefallen mir gut. Allen voran Nick, den der Hörer sehr detailliert kennenlernt, aber auch seine Spielerfreunde, Schulkollegen und die anderen relevanten Figuen, sind glaubhaft umgesetzt. Die meisten der Protagonisten sind Jugendliche und das nicht nur „auf dem Papier“. Verhalten, Sprache, Abenteuerlust und teilweise auch die Ansichten hat die Autorin gut getroffen und ich denke, dass EREBOS daher sehr gut bei der Zielgruppe ankommt. Mich konnte das Hörbuch ebenfalls überzeugen, auch wenn ich der Zielgruppe schon ein wenig entwachsen bin ;-)
Einen nicht geringen Anteil daran hat auf jeden Fall auch der Sprecher Jens Wawrczeck, der diesen Jugendthriller grandios umgesetzt hat und dem Hörer ein spannendes Audiobook ans Ohr gibt. Stimmungen, Empfindungen, Gedanken, die inneren Konflikte der Charaktere, ihre (teils schwierigen) Verhältnisse untereinander vertont er sehr überzeugend. So wurde ich vom ersten Kapitel an ganz nahe an die Geschichte herangelesen.
Inhalt
In einer Londoner Schule wird ein Computerspiel herumgereicht, und wer es spielt, kommt nicht mehr davon los. Auch der 16-jährige Nick beginnt, Erebos zu spielen, und ist fasziniert. Das Spiel kennt seine Ängste und erfüllt seine Wünsche. Doch es stellt auch Forderungen. Um ein Level weiter zu kommen, soll er eines Tages seinen Lehrer vergiften. Nick bekommt Angst und will aussteigen. Doch als er vor die U-Bahn gestoßen wird, erkennt er, dass aus dem Spiel tödlicher Ernst geworden ist…
Das Hörbuch
zu Ursula Poznanskis Jugend-Cyberthriller „Erebos“ ist im Januar 2010 unter der ISBN-Nr. 978-3-8445-0034-9 bei der Hörverlag erschienen. Die Gesamtlaufzeit der gekürzten Lesung beträgt 7h 38 min auf 6 CDs.
Die Autorin
Ursula Poznanski, 1968 in Wien geboren, arbeitet als Journalistin für eine Reihe medizinischer Fachzeitschriften. Seit 2003 veröffentlicht sie auch Kinderbücher. Für Die allerbeste Prinzessin erhielt sie den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien 2005 und stand auf der Auswahlliste für den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis. Sie lebt mit ihrer Familie im Süden von Wien. Ihr Cyberthriller Erebos wurde von der Jugendjury mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2011 ausgezeichnet. Ende 2011 erschien ihr zweiter Jugendroman, der Thriller Saeculum.
Der Sprecher
Jens Wawrczeck, in Dänemark geboren, erhielt seine Schauspielausbildung in Hamburg, Wien und New York. Seit seinen Anfängen beim NDR Schulfunk hat er in unzähligen Hörspielen mitgewirkt und war in den unterschiedlichsten Rollen zu hören. Außerdem arbeitet er sehr erfolgreich als Hörbuchsprecher. Seine eigene Hörbuchedition EDITION AUDOBA hat sich auf Literatur spezialisiert, die in Vergessenheit geraten ist. Jens Wawrczeck ist zudem regelmäßig auf der Bühne zu sehen. Er ist Mitbegründer der „Film-AusleseR“, Teil des Duos „2stimmig“, arbeitet sporadisch als Synchronregisseur und -autor und ist Teil des Kult-Trios „Die drei Fragezeichen“.
Quelle: Randomhouse
Ich habe „Erebos“ vor einiger Zeit als Buch gelesen und fand es auch super-spannend und sehr zeitgemäß. Vor allem geeignet für Teenager-Jungs, die sonst vielleicht nicht so einen Zugang zu Büchern haben. :-)
Schön, dass du das Hörbuch hier vorgestellt hast! :-)
Liebe Tina, danke :-)
Ich war sehr erstaunt, wie „alt“ das Buch schon ist!
LLG Heike
Ja, das stimmt – es ist alt, aber irgendwie immer noch hochaktuell. :-)
Liebe Grüße zurück, Tina