*+* Suzanne Woods Fisher: „Miss Wilson und die Schule im Mondschein““ *+*

Ein gut recherchierter und romantischer historischer Liebesroman von Suzanne Woods Fisher. Inspiriert von der wahren Geschichte der Cora Wilson Stewart, die Anfang des 20. Jahrhunderts mit ihrer „Eine kleine Kerze allein kann nicht für viel Licht und Wärme sorgen, aber wenn die Funken dieser einen Kerze viele andere entzünden, wird es warm und hell.

Dieses eine Licht ist Cora Wilson Stewart, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, den Analphabetismus in ihrem Einzugsbereich, einige Dörfer in den Appalachen, zu bekämpfen. Cora gab es wirklich und sie hatte es damals vor über hundert Jahren sicher nicht leicht mit ihrem Herzenswunsch. Zum einen war es für „die Städter“ sehr praktisch, wenn die Menschen vom Land ungebildet waren, denn so konnte man sie leichter übers Ohr hauen – bei manchen Szenen bin ich vor Wut fast geplatzt. Zum anderen war der Antreiber dieser Vision, die Bergbewohner zu beschulen weiblich, was damals fast ein noch größerer Skandal war als der Plan selbst.

Je größer die Widerstände, denen sie ausgesetzt war, umso größer war auch Coras Motivation, sie war in ihrem Eifer nicht zu bremsen, zudem wirkte sie ansteckend auf ihre Mitstreiter, deren Anzahl nach anfänglichem Zögern und Zaudern immer mehr wuchs. Als Lucy von ihrem Vater zu dessen Cousine Cora geschickt wurde, verfiel sie zunächst in eine Art Kulturschock. Bisher war das Leben der 19-Jährigen wohlbehütet und garniert von Reichtum auf allen Ebenen gewesen, lediglich an Liebe und Verständnis schien es zu fehlen. So war Lucy zunächst sehr unglücklich über ihre neue Situation. All das, was man für dieses einfache Leben der Bergbewohner benötigte, konnte und kannte sie nicht, auch bei Cora ging es nicht gerade luxuriös zu.

Aber wie heißt es so schön, der Mensch wächst mit seinen Aufgaben und Gott gibt uns keine Aufgaben, die wir nicht schaffen können, hier unterstützte er Lucy mit helfenden Händen in jeglicher Hinsicht. Mit der Zeit lebte Lucy sich immer mehr ein – und innerlich auf -, denn sie fühlte sich immer wohler inmitten dieser einfachen Menschen, deren Leben so viel authentischer war als das von ihr gewohnte in der Stadt. Ebenso wie sie war auch ich äußerst erzürnt, als miese Machenschaften gegenüber den Dörflern ans Licht kamen, und ich war erfreut, dass Lucy das Herz am rechten Fleck hatte, sich nicht ihrer Herkunft verpflichtet fühlte, sondern Gerechtigkeit in ihrem Denken und Handeln walten ließ. Je mehr sie sich in die Bergbewohner einfühlte, umso mehr fühlte sie sich ihnen  verbunden, und umso mehr verstand sie Coras Bestreben, ihnen den Katalysator der Bildung angedeihen lassen zu wollen.

Die Dorf-Kinder gingen bereits zur Schule, aber aus vielen Gründen lediglich sehr unregelmäßig. Die Erwachsenen konnten es aufgrund ihrer harten Arbeit nicht einrichten, tagsüber Haus und Hof zu verlassen. So wurde irgendwann die Idee der Mondscheinschulen geboren und Cora wäre nicht Cora, wenn sie nicht effektiv alle um sie herum motiviert hätte – und das war auch nötig, denn ein solches Unterfangen musste von langer Hand geplant werden, man braucht einen langen Atem gegen die Vielzahl an Hindernisse, viele Verbündete und letzten Endes auch genügend Schüler, die diese Schule besuchen…..

Cora gab es wirklich, ebenfalls die Mondscheinschulen sowie eine bemerkenswerte ältere Bergbewohnerin. Die anderen Figuren sind erdacht, wurden aber zumindest teilweise an historischen Überlieferungen angelehnt. Die vielen großen und kleinen, dramatischen und herzenswarmen, erfreulichen und unerfreulichen Begebenheiten zwischen den Beteiligten sind ebenfalls unter Anlehnungen an Tatsachenüberlieferungen angelehnt von der Autorin erdacht. Der Dialekt der Bergbewohner wurde vielleicht nicht eins zu eins übernommen, aber – an dieser Stelle besonders für die Dialoge ein großes Lob an die Übersetzerin – deren Gespräche fühlten sich ebenso authentisch und lebendig an wie die erschaffene Kulisse der teils weit verstreuten Höfe in den Bergen und das Figuren-Ensemble, ebenso der sich hartnäckig haltende Aberglaube in manchen Dingen, und vor allem die tiefe Gottesfürchtigkeit so mancher Figur, die immer wieder aufzeigte, wer die wahre treibende Kraft ist.

„Miss Wilson und die Schule im Mondschein“ ist sehr zu Herzen gehend, hat viel Charme, Fingerspitzengefühl und Wertschätzung den vermeintlich geringwertigen Menschen gegenüber. Er lädt ein, die eigenen Prioritätensetzung zu überdenken, und macht froh durch den stimmig eingewobenen Glaubensfaden. Auch die sympathsiche „slow love story“ konnte bei mir punkten. Alles in allem ist dieser Roman ein Highlight für mich, bei denen zum guten Schluss ein Meer an Kerzen brannte.

Inhalt
Als die 19-jährige Lucy Wilson auf der Flucht vor einer persönlichen Tragödie 1911 nach Kentucky reist, um ihre Cousine Cora zu unterstützen, lernt sie die Bewohner des Appalachen-Gebirges kennen. Lucy ist entsetzt über die primitiven Bedingungen und die nicht vorhandene Bildung der Bergbewohner.
Schulleiterin Cora Wilson Stewart glaubt, dass der beste Weg zur Bekämpfung der Armut die Beseitigung des Analphabetismus ist. Als Cora Lucy und einen guten Freund um Unterstützung bittet, die Schulhäuser in Mondscheinnächten für Erwachsene zu öffnen, tritt Lucy aus ihrem Schattendasein heraus. Sie findet dabei nicht nur eine Aufgabe, sondern auch etwas anderes, womit sie nicht gerechnet hat: Liebe.
Aber werden die Bergbewohner das ungewöhnliche Angebot auch annehmen?
Übersetzt von Heide Müller
Quelle: Brunnen Verlag 

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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