*+* Michiko Aoyama: „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ *+*

Frau KOmachiStell dir vor, du gehst zur Bibliothekarin, um Buchempfehlungen zu einem konkreten Thema zu erbitten. Und du gehst von der Bibliothekarin zwar mit den gewünschten Vorschlägen weg, aber die Dame gibt dir noch mehr an die Hand. Natürlich fragst du dich, was es damit auf sich hat. Weil du aber der Bibliothekarin und ihrem Sachverstand traust und zudem auch offen bist, ihren Inspirationen zu folgen, geraten plötzlich einige Steine deines Lebens ins Rollen, die zuvor fest wie ein Felsen auf deinem Weg steckten. Es war, als habe sie ihrer Kundschaft eine Brille gegeben, um ihre Leben und die darin verborgenen Möglichkeiten besser erkennen zu können.

Ich hatte so meine Erwartungen an und meine Vermutungen zu „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ und beides wurde überwiegend nicht erfüllt. Was mich erstaunt, ist, dass mir dieses Buch – bestehend aus fünf Kurzgeschichten – trotzdem ausgesprochen gut gefallen hat.
Michiko Aoyama schreibt lebendig und intensiv, wobei sie manchmal gar nicht viele Worte braucht, um Situationen zu darzulegen oder Stimmungen zu erzeugen. In Kurzgeschichten ist dafür ohnehin viel weniger Raum vorhanden als in Romanen, und diese jeweils wenigen Seiten nutzt die Autorin sehr gut, ebenfalls für die Entwicklung ihrer verschiedenen Charakter und auch Moral, Botschaften und Weisheiten können sich gut entfalten.

Etwas enttäuscht war ich lediglich zu Beginn, dass Frau Komachi, die titelgebend für dieses Buch ist, in den Geschichten selbst zwar den entscheidenden Kick für die Lebenswenden der Protagonisten gibt, aber ansonsten kaum eine Rolle zu spielen scheint. Dennoch geht diese minimalistische Rolle am Schluss perfekt auf, wenn die Bibliothekarin erklärt, was es mit ihren Empfehlungen auf sich hat. Frau Komachi wirkt wie eine große Klammer, die die Geschichten der verschiedenen Hauptfiguren zusammenhält.

Fünf Geschichten mit völlig verschieden gelagerten Problemen unterschiedlichster Hauptpersonen entführten mich in die gesellschaftlichen Gefüge des modernen Japans, was ich sehr interessant fand. Das Salz in der Suppe war für mich war die teilweise subtile Verbindung dieser Menschen untereinander, die nicht nur von der räumlichen Nähe der jeweiligen Schauplätze rührt.

Ein kleiner Wermutstropfen war für mich, dass ich, die ich der japanischen Literatur nicht kundig bin, mit den zahlreichen eingeflochtenen japanischen Klassikern rein gar nichts anfangen konnte. Ansonsten wäre dieses Buch wohl ein Booklight für mich geworden.

Von mir gibt es dennoch eine Leseempfehlung für dieses Buch für alle, die Kurzgeschichten mögen, gerne mal über den Tellerrand schauen, und offen sind für fremde Kulturen und deren Literatur.

Inhalt
«Wonach suchen Sie?» Diese Frage stellt Sayuri Komachi allen Besuchern in ihrer kleinen Gemeindebibliothek in Tokio. Und sie meint die Frage durchaus im übertragenen Sinne. Denn die weise Bibliothekarin spürt genau, wonach die Menschen im Leben suchen: von der rastlosen Verkäuferin, die mit ihrem Job hadert, dem schüchternen Buchhalter, der davon träumt, ein Antiquitätengeschäft zu eröffnen, oder der frischgebackenen Mutter, die sich zwischen Beruf und Familie aufreibt … Sie alle befinden sich in einer Sackgasse. Und alle führt es früher oder später zu Frau Komachi in die Bibliothek. Ihre überraschenden Buchempfehlungen haben ungeahnte Folgen. Die Lektüre entpuppt sich als Katalysator für eine andere Denkweise und eröffnet neue Wege. Und letztlich hilft sie den Besuchern, ihre aktuelle Lebenskrise zu meistern. Denn Frau Komachi weiß: Bücher haben magische Kräfte und sind eine verlässliche Quelle der Inspiration.
Fünf Geschichten, fünf Schicksale – von persönlichen Umwegen, mutigen Entscheidungen und der heilenden Kraft der Bücher.

Autorin
Michiko Aoyama, geboren 1970 in der Präfektur Aichi, lebt heute in Yokohama. Nach ihrem Universitätsabschluss arbeitete sie zwei Jahre lang als Reporterin für eine japanische Zeitung in Sydney. Nach ihrer Heimkehr war sie zunächst als Zeitschriftenredakteurin in einem Tokioter Verlag tätig, bevor sie sich ganz dem literarischen Schreiben widmete. «Frau Komachi empfiehlt ein Buch» ist in Japan ein Bestseller und erscheint in über zwanzig Ländern.
Quelle: Rowohlt Verlag

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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