*+* Irve fragt… Marlies Ferber *+*

MF1Liebe Marlies,
vielen Dank, dass du dich zu einem Interview für meinen Blog bereit erklärt hast!

 

Bevor ich dich gleich mit meinen Fragen bombardiere, wäre es lieb, wenn du ein paar Worte (oder auch mehr) zu dir und deinem Leben sagen könntest!
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Also, was schreibt man, wenn man gebeten wird, ein paar Worte zu sich selbst und seinem Leben zu sagen? Vielleicht einfach eine kleine Anekdote: In einem Schreib-Seminar, das ich 2009 besuchte, mit einem ambitionierten Seminarleiter, der als vorausgehende Lektüre Arno Schmidt und W.G. Sebald empfohlen hatte, wurden alle Teilnehmer, die in der Runde saßen, gebeten, sich anhand ihres „persönlichen Lieblings-Zitates aus der Literatur“ vorzustellen. Puh, wie snobby. Was mir dazu einfiel, war dann etwas Erheiterndes, aber sehr Weises aus dem Micky-Maus-Heft unseres Sohnes: „Denke immer daran, dass du etwas ganz Besonderes bist – genau wie jeder andere auch.“
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MF2Erinnerst du dich an das erste Buch, das du gelesen hast?
Ja, in der zweiten Klasse, über die Abenteuer eines Eichhörnchens. Ich war sehr stolz, als ich es zu Ende gelesen hatte: Mein erstes Buch!
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Hast du als Kind gerne gelesen bzw. liest du gerne?
Ganze Nachmittage, ich habe mir immer einen leckeren Teller mit Butterbrot, Apfel, einem Glas Saft, etwas Süßem neben das Bett gestellt und dann auf dem Bauch liegend gelesen, bis mir die Arme einschliefen.
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Welches ist dein Lieblingsbuch – von dir und von einem anderen Autor/In?
Mein eigenes Lieblingsbuch bestimmen zu wollen, das geht nicht – da ist so viel von mir in allen. Ansonsten habe ich viele Lieblingsbücher. Zu den Autoren, die ich immer wieder gern lese, gehören Agatha Christie, Nick Hornby, James Herriot und Martin Suter.
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Wann und warum fingst du an, selbst zu schreiben?

Mit 11 Jahren habe ich auf der Reise-Schreibmaschine meines Opas mein erstes „Buch“ geschrieben, eine Geschichte über Mädchen und Pferde – meine damalige Welt. Warum ich schreibe? Da gibt es viele Gründe, glaube ich. Ich liebe Sprache, gehe gern mit ihr um. Und das schriftlich, weil ich eher introvertiert bin, gleichzeitig aber gern unterhalte. Schon bei meinen ersten Schulaufsätzen wollte ich die Lehrer, die das alles lesen mussten, nicht langweilen – oder sogar ein bisschen zum Lachen bringen. Der wichtigste Grund ist aber glaube ich, dass mich Menschen interessieren, ihre Schicksale, Geschichten, das Leben und seine Möglichkeiten. Wenn ich, wie jetzt gerade in Wien, im Hotel bin und in das Haus gegenüber schaue, frage ich mich sofort, welche Menschen da wohl zuhause sind. Oder ich stelle mir vor, wie mein Leben aussähe, wenn ich hier lebte. Sehe jemanden in der U-Bahn und träume mich für ein paar Augenblicke in ein anderes Leben hinein. Wahrscheinlich sind die Gründe für das Schreiben und das Lesen letztlich dieselben.
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Welches Buch oder welche Geschichte von dir wurde als erstes veröffentlicht?
Mein Debütroman war 2012 „Null Null Siebzig – Operation Eaglehurst“.
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MF4Bisher kenne ich dich als Autorin von Kriminalromanen. Könntest du dir vorstellen, auch in weiteren Bereichen zu schreiben? Oder tust du es bereits?
Kriminalromane sind ein spannendes Genre, man kann alles erzählen, was man erzählen will, man kann das Herz bewegen und den Verstand kitzeln, und es kann trotz der Blicke in den Abgrund zwischendurch auch sehr amüsant sein. Krimileser – und -schreiber, glaube ich, sind, zumindest was den klassischen Whodunit angeht, auf der Suche nach dem Goldtopf am Ende des Regenbogens. Die Welt ist in Unordnung, und der Ermittler macht sie wieder heile – wenigstens ein bisschen. Wir schauen in den Abgrund, werden aber nicht hineingerissen. Aber ja, ich könnte mir vorstellen, nach „0070“ auch etwas anderes als einen Krimi zu schreiben. Der rote Faden aller 0070-Geschichten ist die zarte Liebesgeschichte zwischen James und seiner ehemaligen Kollegin Sheila. Wenn ich ein Buch beginne, habe ich keine genaue Vorstellung vom jeweiligen Kriminalfall, der entwickelt sich im Laufe der Geschichte, das macht auch den Reiz für mich aus (Detektivin in eigener Sache sozusagen), aber ich weiß ganz genau, wohin ich mit den beiden Hauptfiguren will, und schreibe direkt nach dem Anfang die James-und-Sheila-Schluss-Szene. Also, du ahnst es schon: Ich könnte mir vorstellen, einmal eine Liebesgeschichte zu schreiben – ganz ohne Mord.
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Wie kamst du auf die Idee, eine Persiflage auf den großen James Bond 007“ in Form deines „Agenten 0070“ zu erfinden?
Das war eines Morgens beim Aufwachen. Die genaue Geschichte dazu ist in „Null Null Siebzig – Operation Eaglehurst“ ab S. 267 oder auf meiner Website www.marliesferber.de unter „How it began“ nachzulesen.
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Sind die Schauplätze deiner drei bisherigen Kriminalromane zufällig gewählt, oder hast du einen persönlichen Bezug dazu?

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Zu allen Schauplätzen habe ich einen persönlichen Bezug, denn man sollte die Atmosphäre eines Ortes gespürt haben, um sie nachempfindbar zu machen. Aber noch wichtiger als der persönliche Bezug ist, dass alle Schauplätze inhaltlich Sinn machen als Setting für eines der grundlegenden Themen der 0070-Reihe, nämlich das Thema Alter. Hastings ist eine in die Jahre gekommene südenglische Stadt mit glorreicher Vergangenheit und einer großartigen inneren Haltung und spiegelt damit den Helden. Ein Kreuzfahrtschiff, stolz, souverän und behäbig, ist ebenfalls ein ideales Setting für das Thema „Alter“ (wobei es hier auch ein wenig um das Thema Dekadenz geht). China schließlich ist ein Land, in dem traditionell das Alter geehrt wird. Dorthin reist James als Senior-Experte, und hier spielt zur Altersthematik auch der zuweilen recht komische Ost-West-Konflikt mit hinein sowie das Spannungsfeld zwischen Staat und Individuum.
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MF6Wie kam es dazu, dass dein „Agent im Ruhestand“ auch seinen Auftritt auf der Bühne findet?
Ich hatte eine Lesung im Theater an der Volme in Hagen, und die Theaterleiter, Indra Janorschke und Dario Weberg, begeisterten sich für die Idee, 0070 – Operation Eaglehurst“ auf ihre Bühne zu bringen, und machten mich mit dem Dramaturgen Stefan Schröder bekannt, der dann die Theaterfassung schrieb. Mit großem Vergnügen habe ich die Proben begleitet, und es war faszinierend zu sehen, wie Eaglehurst unter der Regie von Dario Weberg wirklich lebendig wurde. Am 8. August 2014 war, nach gut zwei Monaten Proben, die gelungene Premiere im ausverkauften Haus. Die Schauspieler waren großartig, und wenn ich momentan am 4. Abenteuer von James und Sheila schreibe, sehe ich die Gesichter von Matthias Geck und Kerstin Menzebach vor mir.
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Wo schreibst du am liebsten?
Am PC in meinem Dachkämmerchen.
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Wie kannst du am besten entspannen?
Bei Waldspaziergängen mit meiner Hündin Curly.
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Wie betreibst du die Recherchen für deine Geschichten?
Vor Ort und per Internet.
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Welche literarischen Zukunftspläne hast du?
Abgabetermin für den 4. Band „Null Null Siebzig“ ist Ende des Jahres. Danach, mal sehen …
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Welches sind für dich die größten Probleme und Schwierigkeiten als Autor?
Selbstzweifel, Arbeitsdisziplin.
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Werden wir dich bei der nächsten Frankfurter bzw. Leipziger oder einer anderen Buchmesse antreffen?
Meist besuche ich die Frankfurter Buchmesse, weil ich diesen energiegeladenen, riesigen Bücher-Bienenstock motivierend finde und man immer irgendwelche Kollegen trifft, die man lange nicht gesehen hat. Dieses Jahr habe ich aber privat andere Pläne.
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Was wünschst du dir für die Zukunft?
Die wirklich wichtigen Wünsche gelten der Familie und gehen in Richtung „Gesundheit“ und „Fülle des Lebens“.
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Was wünschst du mir für die Zukunft ;-)
Dasselbe :-)

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Ich danke dir sehr für die Zeit, die du dir für mich und hoffentlich viele Leser genommen hast!

Viel Erfolg für deine weitere

Karriere….ich freue mich auf deine nächsten Bücher!

Danke dir, liebe Heike, hat Spaß gemacht :-)
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Die in das Interview eingefügten Fotos unterliegen in der Reihenfolge ihrer Verwendung folgenden Copyrights:
Birgit Ebbert, Marlies Ferber, Michael J. Hußmann, Marlies Ferber, Marlies Ferber, Marlies Ferber, Ralph Beilig, Dietmar Wäsche

 

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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