Ich habe einen Schatz gehoben – einen buchigen, um genau zu sein. Für mich ist „Der Einundzwanzigjährige, der freiwillig in ein Pflegeheim zog und von seinen Mitbewohnern mit Demenz lernte, was Menschlichkeit bedeutet“ ein Überraschungs-Highlight und Augenöffner zugleich. Ich hoffe, im Namen aller pflegebedürftigen Menschen in Gegenwart und Zukunft, dass möglichst viele Leute dieses Buch lesen und sich inspirieren lassen, in die Betroffenen hineinzudenken und die Prioritäten für ihren Lebensabend neu zu bewerten und umzusetzen.
„Menschen, die dafür ausgebildet wurden, anderen Menschen zu helfen, verschwinden so in einer von Kontrollzwang beherrschten bürokratischen Mühle. Es scheint, als würden wir uns mehr dafür engagieren alles zu dokumentieren für den Fall, dass alles falsch läuft, als dass wir auf eine menschliche Art und Weise zu vermeiden versuchen, dass tatsächlich etwas falsch läuft.“
Wer von uns in einem Alten- oder Pflegeheim war und sich dort richtig wohlgefühlt hat, möge die Hand heben. Oh, niemand?!? Das wundert mich nicht. Wenn ich damals vor einigen Jahrzehnten, vor gut zehn Jahren oder in den letzten Jahren meine Omas oder Tante besucht habe, war ich innerlich immer getrieben von dem Wunsch, möglichst schnell von diesem Ort wieder wegzukommen. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich zwar einiges getan und zum Besseren gewendet, aber nach wie vor fühlen sich diese Heime für mich an wie Verwahr-Stationen, Übergangsplätze zwischen altem, „gesundem“ Leben und dem Tod.
Vor dem körperlichen Dahinscheiden sterben jedoch oft Seele und Geist der Bewohner vorschnell ab und das muss nicht, das darf nicht sein. Und genau das ist es, was Teun Toeben anprangert. Bis vor kurzem hatte ich – wie so viele – noch nichts von ihm gehört und hoffe sehr, dass er und seine Visionen einen breiten Bekanntheitsgrad erreichen. Dieses Buch möchte ich übrigens ALLEN ans Herz legen, denn noch mögen Alter im Allgemeinen und Demenz im Speziellen weit weg sein, aber die Wahrscheinlichkeit, davon ereilt zu werden, liegt bei 20 Prozent. Und es gibt noch weitere Erkrankungen, die einen früher oder später zum Pflegefall machen können. In dem Fall würden wir doch alle lieber unseren Lebensabend in einer fröhlichen und liebevollen Umgebung verbringen als in einer Verwahranstalt, oder?
„Die Bewohner in einem Pflegeheim wollen ungeachtet ihrer Krankheiten und Einschränkungen als Menschen anerkannt und nicht auf eine Patientenrolle reduziert werden. Daher sollte die Gesundheitspolitik dafür Sorge tragen, dass Pflegekräfte die Zeit und den Raum haben, das zu tun, was sie am besten können: für Menschen zu sorgen – für ihre Gesundheit und ihren Körper, aber vor allem für ihr Glück.“
Der Autor, ein junger Mann Baujahr 1999, macht Nägel mit Köpfen. Er ist gelernter Altenpfleger und kennt die Außensicht auf Demenzkranke, ihre Betreuung und Versorgung nur zu gut. Aber ein Mensch braucht mehr als Nahrung, Medizin und Sicherheitsvorkehrungen. Er ist in ein Altenheim, spezialisiert auf Demenzerkrankungen, gezogen und wohnt seit nunmehr über zwei Jahren dort, ideal, um auch die Innensicht intensiv kennenzulernen.
Seine Erfahrungen hat er in diesem Buch niedergeschrieben und es zu lesen, verlangte mir einiges ab. Ich möchte gar nicht allzu sehr ins Detail gehen, sondern lege euch allen diesen Selbsterfahrungsbericht sehr ans Herz. Ich denke, es wird eures ebenso berühren wie meins und hoffentlich auf breiter Ebene zum Umdenken gegenüber Pflegebedürftigen anregen. Diese Menschen sind krank und brauchen Hilfe, aber das gibt niemandem das Recht, ihre Lebensfreude und Selbstbestimmung auf ein Minimum zu reduzieren.
„Menschen mit Demenz bleiben bis zum letzten Atemzug Menschen wie du und ich. Sie sind Menschen mit Gefühlen und Bedürfnissen, Menschen, die dazugehören wollen. Menschen mit Demenz haben auch nach ihrer Diagnose noch ein Leben, daher sollten wir dafür sorgen, dass sie es so glücklich wie möglich führen können, indem wir sie nicht ausgrenzen, sondern sie stattdessen zu einem Teil unserer Gesellschaft machen. Denn ein würdiges Leben sollte nicht infrage stehen, sondern ein fester Wert sein, unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand.“
Ich wünsche Teun Toebes viel Erfolg für seine Mission und viele Mitstreiter auf den richtigen Ebenen an den richtigen Stellen, damit seine Visionen Wirklichkeit werden können. 20 Prozent….das sollten wir nicht vergessen!
Inhalt
Jeder fünfte von uns wird am Ende seines Lebens an Demenz erkranken – und womöglich in einem Pflegeheim landen. Wie aber werden wir dort leben? Dieser Gedanke trieb auch Teun Toebes, 22, um. Er ist gelernter Altenpfleger, der auf Menschen mit einer Demenzerkrankung spezialisiert ist. Seit er seinen Beruf gewählt hat, fragt er sich, wie alte Menschen möglichst würdevoll ihren Lebensabend verbringen können. Um noch genauer zu verstehen, wie es den Alten im Pflegeheim geht, zieht er kurzerhand dort ein und lebt mit ihnen Tür an Tür. Es entstehen wunderbare Freundschaften, aber auch Innenansichten aus dem Alltagsleben im Heim, von denen er in seinem Buch erzählt. Getragen wird Teun Toebes dabei von einer Vision, wie wir besser mit Demenzkranken umgehen und ihnen ein besseres Leben ermöglichen könnten. Denn eines Tages werden wir womöglich selbst betroffen sein.
Der inspirierende Erfahrungsbericht eines jungen Altenpflegers, der seinen Beruf leidenschaftlich lebt und liebt – und ein wertvoller Beitrag in der sich verschärfenden Pflegedebatte, auch in Deutschland
Autor
Teun Toebes (*1999) ist ausgebildeter Altenpfleger und Kämpfer für eine bessere Pflege für Menschen mit Demenz. Für sein Engagement hat er zahlreiche Preise erhalten. Er ist ein beliebter Speaker auf internationalen Konferenzen une gefragter Gesprächspartner der Medien.
Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur