Im Passeiertal wird eine übel zugerichtete Leiche gefunden – sorgsam eingebettet in eine seltsame Inszenierung, die fast einem materialisierten Bild eines Stilllebens gleichkommt. Was ist hier nur passiert? Und warum? Und was hat dieser Mord mit dem Prolog zu tun, in dem eine Wirtshaus-Streiterei geschildert wird und Kommissar Grauner lebendig begraben erscheint?
Keine Sorge, alles klärt sich auf, wenn auch manchmal etwas umständlich nach dem Motto „von hinten durch die Brust ins Auge“. Commissario Greiner und sein Team gehen den Fall sehr eigenwillig an – letztendlich gibt ihnen aber der Erfolg recht, denn sie klären auf. Alles. Lückenlos. Und ich bin erstaunt, was alles hinter diesem Mord an dem armen Mann steckt, wie weit der Autor dafür zurück in die Vergangenheit muss, dort seine Spitzhacke des Schreibens ansetzt und gräbt und gräbt….
Dabei stößt er auf sture, manchmal gar skurril anmutende Dörfler, verängstigte Geologen, viele viele Gemälde, Künstler, Gauner und letztendlich die Wahrheit, die alles, was bisher verwundert hat, in geordnete Bahnen lenkt.
„In tiefen Seen“ ist der achte Band dieser Krimireihe, die in Südtirol spielt. Ich kenne keinen der bisherigen Teile, konnte dennoch gut folgen, da der Fall in sich abgeschlossen ist, kam aber auch mit den Figuren gut klar. Natürlich kenne ich ihre Vorgeschichte nicht im Detail, aber der Schreibstil hat mich gut ins Bild gesetzt, was die Macken und Schrullen von Grauner und Co. betrifft. Er ist so ein richtiges Original und ich musste oft über ihn schmunzeln.
Überhaupt wird der Krimi in einem gefälligen, leicht amüsanten Stil erzählt, an einigen Stellen driftet er jedoch ins Alberne ab, was mir nicht so gut gefällt. Auch die gelegentlichen Längen, bei denen es zwar ausführliche Informationen beispielsweise in puncto Kunst gibt, derweil aber der Krimi auf der Stelle tritt und der Spannungsbogen abfällt, mag ich nicht so.
Alles in allem ist dieser Fall für Grauner leichte Lektüre, die sich gut zur Entspannung lesen, die einen schmunzeln lässt und für die man kein Höchstmaß an Konzentration braucht. Die malerische Kulisse der Berge lädt zudem zum Träumen und Relaxen ein.
Inhalt
Am Rande eines Waldes stehen Commissario Grauner und sein neapolitanischer Kollege Saltapepe vor der grausam zugerichteten Leiche eines Mannes. Im nahegelegenen Dorf hüllen sich die Bewohner in Schweigen. Niemand will den Toten, einen verarmten Maler, näher gekannt haben. Erst ein Kunstexperte liefert den entscheidenden Hinweis: Die Inszenierung der Leiche ist einem Gemälde Botticellis nachempfunden, das seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als verschollen gilt: Venere nei boschi, Venus im Wald. Während Saltapepe bis nach Florenz fährt, um mehr über die Geschichte des Gemäldes herauszufinden, ermittelt Grauner in den Tiefen eines Bergwerks. Als ein dunkles Grollen ertönt, ahnt er, dass er dieses Mal zu viel riskiert hat.
Autor
Lenz Koppelstätter, Jahrgang 1982, ist in Südtirol geboren und aufgewachsen. Er arbeitet als Medienentwickler und als Reporter für Magazine wie Geo Saison oder Salon. Alle sieben Bände der Krimireihe um Commissario Grauner, »Der Tote am Gletscher«, »Die Stille der Lärchen«, »Nachts am Brenner«, »Das Tal im Nebel«, »Das Leuchten über dem Gipfel«, »Das dunkle Dorf« und »Bei den Tannen« waren ein großer Erfolg bei Lesern und Presse.
Quelle: Kiwi Verlag