Ein richtiges Highlight in diesem Jahr war dieser autobiografische Roman von William Kamkwamba für mich. Er ist „Der Junge, der den Wind einfing“. Neben der Entstehungsgeschichte seines Windrades habe ich einiges über die jüngere malawische Geschichte und Gesellschaft gelernt, und darüber, was man trotz widrigster Umstände schaffen kann. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Das Leben ist hart und entbehrungsreich. Man muss Enttäuschungen und Verluste schnell wegstecken können, flexibel und kreativ sein und eine große Portion Lebensmut haben, um nicht unterzugehen.
William vereint all diese zähen Eigenschaften. Seine Heldengeschichte wird aus der Not geboren. Denn Williams Familie ist arm. Sie hat – sofern keine Hungersnot herrscht – gerade genug zu essen. Schon die Kinder zur Schule gehen zu lassen, bringt Williams Eltern an den Rand des Möglichen. Der Junge selbst weiß diese Bildungsmöglichkeit sehr zu schätzen und verzweifelt fast, als er – einigen Dürren und der weltfremden Führung Malawis sei Dank – nicht mehr zur Schule gehen kann. Aber er ist ehrgeizig, wissbegierig, bildungshungrig und ständiger Gast in der Dorfbibliothek, die durch amerikanische Buchspenden nun seine einzige Bildungsmöglichkeit bietet. William hat es besonders die Physik angetan, doch das weiß er so explizit damals noch nicht. Sein einziger Wunsch über einige Jahre ist es „lediglich“, ein Windrad zu bauen, das das Haus seiner Eltern mit Strom versorgt. William wird zum Meister der Improvisation, denn die Materialien, die in den Buchbeschreibungen zu technischen Geräten verbaut werden, stehen dem Jungen aus mehreren Gründen nicht zur Verfügung. So wird neben der Bücherei der Schrottplatz sein zweites Zuhause. Mit viel Ausdauer, einem unbeugsamem Willen, unerschütterlichem Mut und einem großen Glauben an sich selbst gelingt ihm das beinahe Unmögliche….
Sein Erfolg schlägt Wellen – über die Dorfgrenzen hinaus. Die Episode ist nun nicht zu Ende, sie fängt für William gerade erst an.
Diese afrikanische Heldengeschichte habe ich mit großem Interesse und noch größerer Begeisterung verfolgt und kann das Buch allen empfehlen, die gerne mal einen Blick über den Tellerrand werfen. Und auch denjenigen, die oft nicht an sich glauben, denn William hat „Gold aus Müll“ gemacht! Natürlich kommt sein Erfolg nicht von ungefähr, aber wer ernsthaft versucht, seine Träume zu leben, könnte sie eventuell tatsächlich verwirklichen.
Wir brauchen mehr Williams, die ihr Lebensziel mit solcher Willenskraft angehen, ebenso sehr brauchen diese Williams dann aber auch unabhängig von ihrer Herkunft eine solide und sinnvolle Förderung und Unterstützung – etwas, woran sicher noch gearbeitet werden muss. Dennoch, diese Geschichte gibt einfach nur Mut und sie mitzuerleben, hat mir große Freude bereitet.
Inhalt
William wächst auf einer Farm in Malawi auf, einem der ärmsten Länder der Welt. Nur kurz kann er zur Schule gehen. Dennoch baut er mit 14 Jahren ein Windrad, mit dem er Strom erzeugen kann. So erfüllt sich der wissbegierige Junge trotz vieler Hindernisse einen Traum und verändert damit das Leben seiner Familie und der Menschen in seinem Dorf.
Autor
William Kamkwamba wurde 1987 in einem Dorf in Malawi geboren. Seine besondere Geschichte fand rasch internationale Anerkennung, die ihm neue Türen öffnete. Er studierte Umwelttechnik am Darmouth College, USA, und war Sprecher auf mehreren TED Conferences. Heute pendelt er zwischen Malawi und den USA. Sein Bestseller »Der Junge, der den Wind einfing« wurde von Chiwetel Ejiofor verfilmt und erschien 2019 auf Netflix. Der Film lief auf dem Sundance Film Festival und wurde 2020 in der Kategorie Bester internationaler Film für den Oscar eingereicht. Die deutschsprachige Ausgabe des Buches wurde 2010 mit der Corine – Internationaler Buchpreis ausgezeichnet.
Quelle: Diederichs Verlag