In „Systemfehler“ greift der Autor ein Thema auf, das mich selbst immer mal wieder beschäftigt – unsere Abhängigkeit vom Internet. Fällt es großflächig aus, geht kaum noch etwas. Als vor einigen Monaten für einige Stunden die Social Media in die Knie gingen, war das für viele Menschen ein riesiges Problem – und das, obwohl es in den meisten Fällen nur das „Privatvergnügen“ betraf. Welche Folgen aber hätte dann ein solcher Systemausfall in relevanten Bereichen? Was, wenn Stromnetze lahm gelegt würden? Man mag sich gar nicht ausmalen, was dann alles nicht mehr funktionierte und käme leider auch in Bereiche, in denen es lebensgefährlich werden könnte.
Genau diese Szenarien greift Wolf Harlander auf. Systeme in verschiedenen Kliniken zeigen zunehmend Ausfallerscheinungen, später gerät dann auch die Stromversorgung in Gefahr. Neben der Aufgabe, die befallenen Systeme wiederherzustellen, gilt es, die Ursachen zu finden. Handelt es sich um einfache Programmierfehler, mangelhafte Updates? Oder sind Hacker am Werk, die sich aus Neugier in fremde Systeme klinken, vielleicht einfach nur ihre Macht ausprobieren wollen, oder sind gar Terroristen am Werk? Wo muss bei den Ermittlungen angesetzt werden? Welche Spuren gibt es?
Nunja, es sind nicht viele, so gerät schnell ein Hauptverdächtiger in den Fokus. Daniel Faber ist IT-Experte, hätte also möglicherweise das nötige Wissen, um diese Tragödien einzustielen, aber er war es nicht. Das glaubt ihm nur leider niemand und so versucht er auf eigene Faust, seine Unschuld zu beweisen. Nebenbei gibt es Probleme mit seinem Arbeitgeber und der arme Mann tat mir schon etwas leid, denn für seine missliche Lage kann er gar nichts. Ich hoffte sehr, dass er seinen Sachverstand erfolgreich im Kampf gegen die Drahtzieher einsetzen kann.
Glücklicherweise ergibt sich für die Sonderermittler des BND noch eine andere Spur, der sie zielstrebig und beklommen zugleich folgen. Dabei stechen sie in ein Wespennest sondergleichen und erleben aufreibende, gefährliche Entwicklungen. In dieser Phase greift der Autor tief in die Actionschublade und baut eine ungeheure Dramatik auf – mir persönlich hätte da ein niedrigeres Level gereicht, aber die Geschmäcker sind verschieden.
Mal davon abgesehen ist der Stil eher ruhig und gemächlich. Wolf Harlander baut alle Erzählstränge sorgsam auf, was ich vor allem bei Hörbüchern immer wieder sehr schätze. So ist es möglich, der Geschichte in jeder Phase gut zu folgen, denn man ist rundum umfassend informiert und die Geschichte galoppiert nicht an einem vorbei.
Der Sprecher ist ein weiterer Pluspunkt, denn Uve Teschner transformiert die Buchvorlage gekonnt in das Medium Hörbuch – setzt die verschiedenen Stimmungen gut um, erzeugt an den relevanten Stellen Spannung und fühlt sich überzeugend in die verschiedenen Charaktere ein.
Mal von den wenigen als übertrieben empfundenen Passagen hat mir „Systemfehler“ sehr gut gefallen. Thematisch ist es ganz nah am Puls der Zeit, die kleinen interessanten Geschichten mit ihren vielfältigen Figuren verdichten sich schließlich zu einem dicken Strang, und auch der Spannungsaufbau ist gelungen. → Empfehlung für Thrillerfans!
Mehr über mein liebstes Hobby gibt es auf der Facebookseite „Irve liest“ und dem Instagram-Account „irveliest“ zu erfahren. Hier zeige ich zeitnah, was ich gerade höre oder lese und geben dabei gerne einen ersten Eindruck preis. Über virtuelle Besucher und freundlichen, buchigen Austausch freue ich mich dort sehr.
Inhalt
Wer die Zeit vor dem Internet erlebt hat, weiß, dass es sich genauso gut lebt ohne das Netz. Oder?
An einem heißen Tag im August fällt von einer Sekunde auf die andere in mehreren europäischen Städten das Internet aus. Behörden und Unternehmen können nicht mehr auf ihre Daten zugreifen, Flugzeuge nicht mehr landen, Ärzte nicht mehr operieren, weil die hochmodernen Geräte streiken, die Kommunikation bricht völlig zusammen. Sonderermittler Nelson Carius vom BND vermutet einen hochkomplexen Computervirus hinter den Internetausfällen, die binnen Tagen immer größere Teile von Europa lahmlegen. Der Ausnahmezustand versetzt die Menschen in Panik, die Lage droht vollends zu entgleisen. Eine Spur führt Ermittler Carius ausgerechnet zu einer Wohnung im Münchner Norden. Hier lebt IT-Experte Daniel Faber mit seiner Familie, und er versteht die Welt nicht mehr. Während das ganze Land im Chaos versinkt, muss Daniel nicht nur seine Familie retten, sondern auch seine Unschuld beweisen ….
Autor
Wolf Harlander studierte Journalistik, Politik und Volkswirtschaft in München. Nach einem Volontariat und der Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule arbeitete er für Tageszeitungen, Radio, Fernsehen sowie als Redakteur der Wirtschaftsmagazine Capital und Wirtschaftswoche. Er lebt heute als Autor in München.
Sprecher
Uve Teschner hat mit seiner wandelbaren Stimme bereits zahlreiche Hörbücher eingelesen. Er ist nicht nur ein fesselnder Erzähler, sondern auch ein lebhafter Gestalter, der die unterschiedlichsten Charaktere verkörpern kann.
Quelle: Argon Verlag