Eigentlich erzählt Anja Jonuleit mit ihrem Roman viele Geschichten. Im Vordergrund steht Eva, die auf dem Titelblatt einer Zeitung eine Frau sieht, die ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten ist. An Zufälle glaubt Eva nicht und so macht sie sich daran, die Geschichte dieser Unbekannten zu recherchieren. Ihre Tätigkeit als Autorin hilft ihr dabei sehr und so hat sie schnell die richtigen Ideen, um sich der vermeintlichen Verwandten an die Fersen zu heften. Einen traurigen Beigeschmack hat die Geschichte jedoch, denn die geheimnisvolle Fremde ist längst tot. Zusätzlich erhält Evas Recherche eine weitere immer bitter und grauenvoller werdende Nuance, denn die Nachforschungen konfrontieren sie mit menschenverachtenden Gegebenheiten der übelsten Sorte in der Vergangenheit.
Während der Lebenslauf der Toten Stück für Stück offenbar wird – die Autorin verbindet dabei geschickt Evas Recherche-Ergebnisse mit lebhaften Rückblicken auf das Leben der Verstorbenen – schält sich ganz, ganz langsam das Desaster heraus, das der Toten damals zum Verhängnis geworden ist. Leider ist der eingeflochtene geschichtliche Hintergrund nicht Anja Jonuleits schriftstellerischer Kreativität entsprungen, sondern bittere Wahrheit. Dadurch habe ich „Das letzte Bild“ als noch intensiver und eindringlicher empfunden.
Ganz toll ist der Autorin die Ausarbeitung der Entwicklung des Verhältnisses von Eva und ihrer Mutter gelungen, denn die anfänglich riesengroße Distanz weicht schließlich Verständnis, Anerkennung und Mitgefühl. Auch die Erzählstränge um die geheimnisvolle Tote und einen gewissen Uni-Professor, dessen Rolle in dem Ganzen sich erst nach und nach lüftet, haben mir gut gefallen.
Die Charaktere werden intensiv und greifbar dargestellt, der geschichtliche Hintergrund sehr passend und spannungssteigernd eingeflochten, dazu passt der atmosphärisch dichte Stil perfekt! Aus diesem großartigen Roman haben Tanja Geke, Monika Oschek und Sascha Rotermund etwas noch Größeres geschaffen. Denn sie vertonen die drei Hauptebenen des Romans – zwischen dessen Zeilen noch viele weitere Geschichten und Dramen angedeutet werden – fesselnd, mitreißend, emotional und glaubhaft. Ich habe ihnen allen sehr gerne zugehört, wenn sie von Eva, der Frau auf dem Titelbild und dem Uni-Professor erzählt haben!
Inhalt
Im November 1970 wird im abgelegenen Isdal in Norwegen die bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche einer Frau gefunden. Das Mysteriöse: Die Tote führte acht verschiedene belgische Pässe mit sich, Hinweise auf ihre wahre Identität sucht man vergeblich. Erst 50 Jahre später kommt ein Forscher zu der Erkenntnis, dass die Frau eine Deutsche gewesen sein muss und zieht damit neue mediale Aufmerksamkeit auf den Fall. Als Schriftstellerin Eva die Schlagzeile auf dem Titelblatt einer Zeitung entdeckt, stockt ihr der Atem: Das Phantombild der Frau ist ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten…
Sprecher
Tanja Geke, eine deutsche Schauspielerin und Sängerin, wurde 1971 in Berlin geboren. Nach ihrer Schauspielausbildung an der Schauspielschule von Maria Körber wirkte sie u.a. in der Serie »Dr. Sommerfeld – Neues vom Bülowbogen« mit. Darüber hinaus ist sie eine sehr gefragte Synchronsprecherin, sie leiht beispielsweise Maggie Gyllenhaal und Zoe Saldana ihre deutsche Stimme und ist Sprecherin zahlreicher Hörbücher.
Monika Oschek, geboren 1986 in Katowice, war als Schauspielerin bereits am Deutschen Theater Berlin, an der Neuköllner Oper und am Schauspiel Hannover tätig. Bekanntheit erlangte sie durch Rollen in den TV-Serien »Charité« und »In aller Freundschaft«. Zudem ist sie als Hörbuchsprecherin in zahlreichen Produktionen zu hören.
Sascha Rotermund, Jahrgang 1974, ist Schauspieler und gefragter Synchronsprecher für u.a. Joaquin Phoenix, Christian Bale, Jon Hamm in »Mad Men«, Jesse Williams in »Grey’s Anatomy« sowie Omar Sy in der französischen Erfolgskomödie »Ziemlich beste Freunde«. Für DAV hat Sascha Rotermund u.a. »Küstenstrich« und »Strandgut« von Benjamin Cors sowie »Nur das Böse« von Koethi Zan eingelesen.
Quelle: Der Audio Verlag