June lebt zufrieden vor sich hin. Seit dem Tod ihrer Mutter vor acht Jahren bewohnt sie das Haus allein, hat sich dort inmitten der alten Erinnerungen, unzähligen Büchern und ihrem Kater gemütlich eingeigelt – nett, aber ereignislos und sehr zurückgezogen. Auch ihr Job in der Bibliothek ist recht monoton. Dieselben Aufgaben, dieselben Kunden – aber June liebt ihren Job! Als plötzlich das Gespenst der möglichen Schließung der Bücherei umher spukt, droht June zu verzweifeln. Auch das unerwartete Wiedersehen mit einem früheren Schulkollegen überfordert sie zunächst. Ihr Leben wird plötzlich in jeder Hinsicht völlig auf den Kopf gestellt.
Wer jetzt denkt, hier handelt es sich um eine seichte Romanze, bei der man nur „schnipp“ mit dem Finger schnippen muss, um eine Lösung zu finden, beim nächsten Schnipp diese erfolgreich in die Tat umsetzt und weil ja „aller guten Dinge drei sind“, beim finalen Schnipp June und der ominöse Herr den Roman mit einer Traumhochzeit enden lassen, liegt falsch.
Ja, alle Probleme finden schlussendlich eine Lösung, aber der Weg dorthin ist alles andere als leicht und oft nicht unbedingt vorhersehbar. Natürlich findet das eine oder andere Klischee einen Unterschlupf, aber das sehr maßvoll und passend. Denn größtenteils wird die Geschichte rund um June und die Erhaltung der Bibliothek getragen von herzerwärmendem Tiefgang. Durch den Roman ziehen viele bunte Bänder. Das der Liebe zur Literatur, aber auch das der Anerkennung für Bibliotheken als Orte der Freundschaft und des Miteinanders. Es schwingt auch ein frohes Band der Wertschätzung gegenüber den in vielerlei Hinsicht solidarischen Menschen durch die Geschichte, ein kaum sichtbares, das dafür steht, wie schwer es manchmal ist, über den eigenen Schatten zu springen, ebenso ein rabenschwarzes, das von Rücksichtslosigkeit und Egoismus erzählt – aber auch ein signalrotes Stopp-Band, das sich dem entgegenstellt und sagt: Bis hierhin und nicht weiter! Natürlich flattert auch ein zartes Liebesband durch den Roman – zum Glück behutsam und zurückhaltend.
Der leichte Schreibstil der Autorin, der gelegentlich garniert ist durch auf den Nagel getroffene Überspitzungen, wird einfühlsam und mitreißend von Laura Maire interpretiert. Dieses Hörbuch wurde schnell zum Ohrenstürmer erster Klasse und ich kann den Roman – egal ob gehört oder gelesen – sehr empfehlen für unterhaltsame, erdende, buchige Stunden!
Inhalt
Acht Jahre nach dem Tod ihrer Mutter lebt June immer noch allein in ihrem britischen Heimatdorf Chalcot. Ihr Zuhause: Die Bibliothek in der ehemaligen Dorfschule – ein rotes Backsteingebäude mit knarzigen Holzdielen, undichtem Schieferdach und 7.000 Büchern, die Regal für Regal mit ihren magischen Geschichten füllen. Als die Gemeinde die Schließung der Bibliothek verkündet, droht Junes‘ wohl sortiertes Leben plötzlich aus den Fugen zu geraten. Und dann taucht auch noch ihr alter Schulfreund Alex auf und bringt ihre Gefühlswelt gehörig durcheinander… Eine bewegende und kurzweilige Geschichte über das Lesen, die Liebe – und den entscheidenden Schritt aus der eigenen Komfortzone.
Sprecherin
Laura Maire, geboren 1979 in München, ist Schauspielerin sowie Synchron- und Hörbuchsprecherin. Sie ist u. a. die deutsche Stimme von Kirsten Dunst und erhielt 2011 den Deutschen Hörbuchpreis als beste Interpretin.
Quelle: Der Audio Verlag