Jeder verarbeitet Verlust und Trauer anders. Als Irith vom Tod ihres Freundes Lunis erfährt, stürzt sie sich in ihre Arbeit im Hotel. Zwischen dem Alltag und ihren Erinnerungen an Lunis, die sie vor allem im Garten eines verwunschenen Hauses erfüllen, versucht sie, die Balance in ihrem Leben zu finden. Irith verarbeitet ihre Gefühlswelt in zauberhaften Mosaiks, bestehend aus kaputten, überflüssigen, vermeintlich nutzlosen Dingen. Als sie auf Sophie trifft – nicht so zufällig, wie sie zunächst dachte -, gibt das ihrer Kreativität, aber auch ihrem Leben einen ordentlichen Schub. Später dann kommt noch Alix hinzu und gemeinsam helfen sie einander über die Trauer um Lunis hinweg, denn auch diese beiden Frauen waren auf bestimmte Weise mit dem Verstorbenen vertraut.
Schon nach wenigen Sätzen war ich verzückt von dem Roman. Ich kenne so gut wie alle anderen Romane der Autorin und sie gefallen mir alle, aber in STERNFLÜSTERN hat mich der Stil sehr berührt. Paula Carlin erzählt gemächlich, gibt ihrer Geschichte, ihren Worten Zeit und Raum, sich im Buch und auch in mir zu entfalten. Oft hielt ich inne ob der kraftvollen Poesie, an einigen Stellen wurde der Roman gar philosophisch und lud mich immer wieder ein, innezuhalten, in mich zu gehen oder auch einfach nur ihre Wortkunst zu genießen. Irith gefiel mir gut, sie ist lebendig und greifbar, ich wurde schnell mit ihr warm. Auch Sophie mochte ich, wenngleich sie mir etwas hastiger in der Erschaffung wirkte, was sehr passend zu der im Gegensatz zur 56-jährigen Irith recht jungen Frau passte.
Mit Alix hingegen wurde ich nicht warm, sie ist frisch pensioniert und die Älteste im Bunde, fühlte sich für mich leider nur grob skizziert an. Vielleicht liegt es daran, dass sie erst zum Schluss ins Geschehen eingreift und im letzten Viertel der Stil des Romans umgekrempelt wird. Die mir kostbare, besondere, sorgsame Erzählweise des Buchbeginns, die mich häufig in mein eigenes Innerstes einlud, wurde ein flottes, leider vorhersehbares Roadmovie. Inhaltlich von hoher Dichte fehlte es meinem Lesegeschmack zunehmend an diesem „Sternflüstern“, den tiefen, gewissen funkelnden Momenten im Roman, der ihn durch eine belebende Seelenmassage deutlich von der breiten Masse abhebt. Aber die Geschmäcker sind glücklicherweise verschieden!
Die Botschaft hingegen gefällt mir sehr gut. Das Leben ist ein Mosaik von einer beeindruckenden Vielzahl an Wertstoffen und Farben. Von stumpfen Grau bis hin zu den glänzendsten und schillerndsten Tönen, die im Wechselspiel verschiedener Blickwinkel alle ihre Möglichkeiten offenbaren und dazu inspirieren, seinen Platz zu wechseln. Beschäftigt man sich gemeinsam mit jemand anders damit, entdeckt man viel mehr seiner Geheimnisse, als wenn man es alleine tut.
Irith, Sophie und Alix helfen sich gegenseitig, ihre Situation anzunehmen und das Beste daraus zu machen, und obwohl die eigentliche Geschichte zu Ende erzählt ist, wohnt ihr das schalkhafte Funkeln eines Neubeginns inne.
Inhalt
Es ist ein wunderbarer Sommer. Die 56-jährige Künstlerin Irith hadert jedoch mit dem Verlust ihres Freundes Lunis. Sie versucht sich durch ihre Arbeit in einem Hotel abzulenken. Dann taucht plötzlich die junge Sophie bei ihr auf. Sie ist ebenfalls Künstlerin und verkauft ungewöhnliche Bilderrahmen. Die Frauen inspirieren sich gegenseitig und beschließen kurzerhand, gemeinsam an einem Wandmosaik zu arbeiten. Irith hat allerdings noch eine Aufgabe zu erfüllen: Lunis hat ihr ein verschlossenes Päckchen hinterlassen, um es einer Frau namens Alix zu geben. Aber wer ist diese Frau? Und welche Rolle hat sie in seinem Leben gespielt? Die Begegnung der drei Frauen, die durch Lunis schicksalhaft verbunden sind, wird zum Wendepunkt ihrer Leben.
Autorin
Paula Carlin ist das Pseudonym der deutschen Spiegel-Bestsellerautorin Patricia Koelle. Sie wurde 1964 in Alabama/USA geboren und lebt seit 1965 in Berlin. Ihre größte Leidenschaft gilt dem Schreiben, in dem sie ihr immerwährendes Staunen über das Leben, die Menschen und unseren sagenhaften Planeten zum Ausdruck bringt.
Quelle: Verlagsgruppe Penguin Randomhouse