*+* Jørn Lier Horst: „WISTING und der See des Vergessens“ *+*

Wisting und der See des VergessensWisting ist auch in diesem Teil der Reihe ein Ermittler auf verschiedenen Zeitebenen. Während in der Gegenwart eine Frau verschwindet, bekommt der Kommissar anonyme Post, die in die Vergangenheit weist. Lediglich ein zerknittertes Blatt Papier mit einer Zahlenfolge, die er schnell als Nummer einer Fallakte identifiziert, befindet sich darin. William Wisting wäre nicht William Wisting, wenn er dieser Spur nicht nachginge. Er hat zwar Urlaub, aber das hindert ihn nicht, sich mit Feuereifer und höchster Motivation – die mich absolut mitriss – in diesen Cold Case zu stürzen. Im Jahr 1999 ist eine junge Frau auf dem Heimweg nach der Arbeit ermordet worden. Der Fall ist damals schnell als gelöst betrachtet und der damals als Täter bestimmte Mann zu einer Haftstrafe verurteilt worden, nun befindet er sich wieder auf freiem Fuß. Ist es Zufall oder doch eher Absicht, dass Wisting erst jetzt der Hinweis zu genau diesem Fall zugespielt wird?

Es wird jedoch noch komplizierter, denn auch ein anderer Cold Case rückt in den Fokus – durch weitere Postsendungen von „Adressat unbekannt“. Wieder geht es um eine tote junge Frau, jedoch war dieses Mal jemand anders verurteilt worden. Sollten die beiden Fälle etwa in einem ganz bestimmten Zusammenhang zueinander stehen? Und wie passt die gegenwärtig verschwundene Frau ins Bild? Verbindet die drei Opfer irgendetwas? Oder stehen die Fälle unabhängig voneinander?

Begeistert folgte ich den Gedankengängen und Ermittlungen – den fruchtbaren aber auch vielen fruchtlosen – von Wisting und seinem Team. Würde er etwa im Nachhinein durch die inzwischen anderen Nachweismethoden den ursprünglichen Täter als unschuldig identifizieren und einen ganz anderen Mörder präsentieren, oder war dies eine von langer Hand geplante Finte? Aber falls dem so sein sollte, mit welchem Motiv? Ich war gespannt wie ein Flitzebogen und konnte nicht mit dem Lesen aufhören. Ergänzend zu der spannenden Sogwirkung, die mit jeder Seite, mit jeder neuen Erkenntnis und jeder neuen Spur ohnehin schon zunahm, hat mich die Umsetzung der beiden Zeitebenen noch weiter gepuscht. Denn während ich bei den aktuellen Ermittlungen immer zeitnah, quasi in Echtzeit, dabei war, schaffte der Autor auch für die vergangenen Passagen diese Nähe. Denn die Rückblicke erfolgten immer passend zum jeweiligen Ermittlungsstand, die Geschehnisse werden lebendig geschildert, was mir eine große Nähe brachte und spannungssteigernd wirkte.

Ich mag Wisting sehr als Ermittler, aber auch als Privatmann, den fürsorglichen Vater und Opa, was immer wieder in den Passagen mit Tochter Line und ihrer Tochter zum Tragen kam. Dabei bleibt das Private glücklicherweise dezent im Hintergrund, lockert aber die Aufregungen um den aktuellen Fall und die beiden Cold Cases geschickt und sympathisch auf.

Wer klug aufgebaute und durchdachte Krimis und Thriller liebt und dabei mehr auf subtile Spannung und Psychologie als auf Gemetzel setzt, der sollte mit dieser norwegischen Kriminal-Reihe gut bedient sein!

Mehr über mein liebstes Hobby gibt es auf der Facebookseite Irve liest und dem Instagram-Account „irveliest zu erfahren. Hier zeige ich zeitnah, was ich gerade höre oder lese und geben dabei gerne einen ersten Eindruck preis. Über virtuelle Besucher und freundlichen, buchigen Austausch freue ich mich dort sehr.

Inhalt
William Wisting erhält einen merkwürdigen Brief. Auf dem weißen Blatt steht lediglich die Zahlenfolge „12-1569/99“, die Fallnummer eines Mordes aus dem Jahr 1999. Die 17-jährige Tone verschwand damals auf dem Heimweg von der Arbeit, man fand kurz darauf ihre Leiche, der Täter wurde verurteilt. Scheinbar ein schnell geklärter Mord, der in Vergessenheit geriet, obwohl der Verurteilte stets seine Unschuld beteuerte. Mittlerweile hat er seine Strafe abgesessen. Und ausgerechnet jetzt hält das Verschwinden einer jungen Frau das Land in Atem. Ein Fall mit erschreckenden Parallelen zu Tones Ermordung! Wisting beginnt zu ermitteln, doch nicht jedem gefällt, dass er die Sache neu aufrollt …

Autor
Jørn Lier Horst, geboren 1970 in Bamble/Norwegen, war Kriminalhauptkommissar bei der norwegischen Polizei, bevor er 2004 als Kriminalschriftsteller debütierte. Seitdem schrieb er sich mit seinen Romanen um den Polizisten William Wisting in die erste Liga der norwegischen Krimiautoren.
Quelle: Piper Verlag 

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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