Man ist so alt, wie man sich fühlt. Dieses Sprichwort könnte nicht treffender sein für die vier rüstigen Senioren (*), die sich alldonnerstags am Nachmittag im Puzzlezimmer treffen, um ungelöste Kriminalfälle aufzuklären. Bisher mussten dafür immer alte Verbrechen herhalten, doch als direkt vor den Toren der Seniorenresidenz ein Mord verübt wird, ist das Quartett zur Stelle, und steht in Sachen Motivation und Kombinationsfähigkeit der hiesigen Polizei in nichts nach. Soweit, so gut!
Diesen Aspekt des Kriminalromans mochte ich sehr. Aber leider wurden die Langsamkeit und Behäbigkeit, die man den vermeintlich Alten oft nachsagt, auf den Stil des Buches übertragen. So verliert sich der Autor neben den kriminalistisch relevanten Passagen auch bei allen anderen Aspekten häufig in gefühlt unendlichen Beschreibungen, er holt extrem aus bei vielen Dingen, die nebensächlich sind, und tritt durch diese häufigen Längen sehr auf der Stelle.
Natürlich habe ich bei einem Krimi, dessen Hauptfiguren Senioren – wenn auch rüstige – sind, kein hohes Erzähltempo erwartet. Aber dass die Vergangenheiten der Herrschaften und auch die Hintergrundgeschichten der in das Verbrechen involvierten Figuren derart im Vordergrund stehen und der Mordfall lediglich den dünnen roten Faden bildet, der das Gebilde zusammenhält, war mir für einen Krimi dann doch zu wenig und vor allem litt die Spannung darunter.
Eine schöne Idee ist es, die Geschichte hin und wieder durch die Sichtweise Joyces, eine der alten Damen, zu unterbrechen. Dies passiert in Form von lebendigen Tagebucheinträgen, die den beschaulichen Erzählfluss angenehm auflockern. Gesprochen werden diese Passagen von Beate Himmelstoß, die die vertrauliche Atmosphäre der von Joyce mitgeteilten Worte gut einfängt.
Noch besser hat mir jedoch Johannes Steck als Erzähler gefallen. Er trifft den Ton nicht nur in jeder Situation, sondern auch die Vertonung für jeden einzelnen Protagonisten. Besonders gelungen ist ihm dies für meinen Geschmack bei Ibrahim, der passenderweise auch mein Lieblings-Privatermittler ist.
Wer gerne ausladende Geschichten mag, die die Hintergründe von jedem und allem offenbaren, und nur sehr langsam ans Ziel kommen – dafür aber mit kluger Ausdauer -, und ein niedriges Tempo zum Entschleunigen begrüßt, wird am Donnerstagsmordclub sicher seine Freude haben. Mir selbst war alles zu sehr in die Länge gezogen, wodurch der Fokus sich häufig vom eigentlichen Mordfall entfernt hat. Ein dickes Plus sind, wie schon erwähnt, die beiden Sprecher, die mich trotz einiger Längen sicher bei der Stange hielten.
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Inhalt
Man möchte meinen, so eine luxuriöse Seniorenresidenz in der idyllischen Grafschaft Kent sei ein friedlicher Ort. Das dachte auch die fast achtzigjährige Joyce, als sie in Coopers Chase einzog. Bis sie Elizabeth, Ron und Ibrahim kennenlernt oder, anders gesagt, eine ehemalige Geheimagentin, einen ehemaligen Gewerkschaftsführer und einen ehemaligen Psychiater. Sie wird Teil ihres Clubs, der sich immer donnerstags im Puzzlezimmer trifft, um ungelöste Kriminalfälle aufzuklären. Als dann direkt vor ihrer Haustür ein Mord verübt wird, ist der Ermittlungseifer der vier Senioren natürlich geweckt, und selbst der Chefinspektor der lokalen Polizeidienststelle kann nur über ihren Scharfsinn staunen.
Sprecher
Johannes Steck wurde bekannt durch seine Rolle als Dr. Kreutzer in der ARD-Serie »In aller Freundschaft«. In den letzten Jahren widmete er sich vor allem seiner Sprechertätigkeit im Hörbuch. Er verleiht unterschiedlichsten Charakteren mit der Virtuosität seiner Stimme lebhaften Ausdruck. Bei Hörbuch Hamburg ist er u. a. die Stammbesetzung der Fantasy-Reihen von Markus Heitz und der »Henkerstocher«-Serie von Oliver Pötzsch.
Beate Himmelstoß wurde 1957 in Starnberg geboren, studierte Philosophie und Theaterwissenschaft in München und machte eine private Schauspielausbildung. Sie ist eine der bekanntesten Stimmen des Bayerischen Rundfunks, gestaltet Lyrikprogramme und Lesungen und spricht darüber hinaus viele Hörbücher ein.
Quelle: Hörbuch Hamburg Verlag
(*) Die männliche Form verwende ich der besseren und flüssigeren Lesbarkeit halber, sie inkludiert aber natürlich Menschen jeglichen Geschlechts.