Klug und meist sinnvoll ist es, Bücherreihen von Anfang an zu lesen. Da ich den guten Inspektor Takeda noch nicht kannte, dieser Fall aber so reizvoll klang, konnte ich jedoch einfach nicht warten, bis nach den vier vorherigen Bänden endlich „Inspektor Takeda und die stille Schuld“ an der Reihe gewesen wäre. Also habe ich mich als Quereinsteiger versucht und es hat geklappt – sogar mehr als das! Denn sowohl der Fall als auch der im Rahmen einen Austauschprogramms in Hamburg eingesetzte Inspektor sowie seine Kollegin und Expartnerin – und nicht zuletzt der einnehmende Erzählstil – konnten mich voll und ganz überzeugen und haben Lust auch auf die ersten Verbrechen gemacht, mit denen Ken, wie seine Freunde ihn nennen, bereits zu tun hatte.
Im Krimi werden die beiden Hauptthemen „Umgang mit den älteren, pflegebedürftigen Menschen unserer Gesellschaft“ sowie „Nutzen und Risiken künstlicher Intelligenz (KI)“ zu einem lange undurchsichtigen Fall verwoben, der seinen Beginn in einem Brandanschlag auf eine Seniorenresidenz nimmt, in dem ein Pflegeroboter zu Probezwecken eingesetzt ist. Als weitere Attentate verübt werden, kristallisiert sich schnell heraus, dass überall vor Ort ein Exemplar des Pflegeroboters vorhanden war. Nun stellt sich die Frage, ob sich Kritiker und Gegner von KIs hier auf grausame Weise betätigen. Vielleicht haben diese Lisas aber auch Fehlprogrammierungen, die man mit – zugegebenermaßen großem – Kollateralschaden vertuschen möchte. Schließlich sind die Pflegeroboter erst in der Erprobungsphase. Oder aber ich habe von Anfang viel zu kompliziert gedacht, und die verschiedenen Anschläge haben gar nichts mit Lisa zu tun, und es steht es ganz anderes Motiv dahinter. Querverbindungen zwischen den Fällen gibt es schließlich einige….
Takeda und seine Partnerin haben es also nicht leicht, den roten Faden zu finden und somit letzten Endes den Täter(*) dingfest zu machen. Sie brillieren bei der Ermittlungsarbeit, zumindest in meinen Augen, denn sie funktionieren als Team einwandfrei, egal ob bei den Befragungen der Angehörigen der Verstorbenen oder der Beschäftigten der Pflegeunternehmen, oder auch bei ihren Nachforschungen rund um die Lisa-Roboter. Die beiden pendeln zwischen sehr menschlich und knallhart, was sie schließlich zum Ziel führt und bei den Lesern für Abwechslung und gute Unterhaltung sorgt. Nebenbei erfährt man einige interessante Dinge rund um die Bedingungen in der Pflege, aber auch vieles – gut verständlich dargelegt – aus dem Bereich des Forschungsbereiches der Künstlichen Intelligenz.
Normalerweise mag ich es nicht allzu sehr, wenn in einem Krimi oder Thriller Privates aus dem Leben der Ermittler kundgetan wird. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, so wie hier. Denn mich hat es überhaupt nicht gestört, dass immer mal wieder auf die privaten – sagen wir mal – Schwierigkeiten von Takeda und seiner Partnerin eingegangen wird. Zum einen geschieht das auf sehr charmante und auch wohl platzierte Art, zum anderen sind die beiden einfach nur sympathisch und wenn sie im Fokus stehen, schließt dies meist auch eine Berücksichtigung ihrer beiden Kulturen – deutsch und japanisch – mit ein, was dem Roman einen weiteren Mehrwert verleiht.
Mich konnte „Inspektor Takeda und die stille Schuld“ auf der ganzen Linie überzeugen und begeistern und ich freue mich schon darauf, nach und nach die bereits zuvor erschienen Fälle zu schmökern!
Mehr über mein liebstes Hobby gibt es auf der Facebookseite „Irve liest“ und dem Instagram-Account „irveliest“ zu erfahren. Hier zeige ich zeitnah, was ich gerade höre oder lese und geben dabei gerne einen ersten Eindruck preis. Über virtuelle Besucher und freundlichen, buchigen Austausch freue ich mich dort sehr.
Inhalt
Beim Brand einer Hamburger Seniorenresidenz sterben acht Bewohner. Alles deutet auf Brandstiftung hin, so dass Inspektor Ken Takeda und Claudia Harms die Ermittlungen aufnehmen. Eine verdächtige Heimleiterin, sich seltsam verhaltende Angehörige – viele der Befragten machen sich verdächtig. Dann stoßen Takeda und Harms auf ein deutsch-japanisches Joint Venture, das einen neuartigen Pflegeroboter erprobt. Bald müssen die Ermittler eine Frage stellen, die ihnen selbst geradezu aberwitzig erscheint: Kann ein Roboter einen Mord begehen?
Der neue Fall des ungewöhnlichsten und charismatischsten Helden im deutschen Kriminalroman
Autor
Henrik Siebold ist Journalist und Buchautor. Er hat unter anderem für eine japanische Tageszeitung gearbeitet sowie mehrere Jahre in Tokio gelebt. Unter einem Pseudonym hat er mehrere Romane veröffentlicht. Zurzeit wohnt er in Hamburg.
Quelle: Aufbau Verlag
(*) Die männliche Form verwende ich der besseren und flüssigeren Lesbarkeit halber, sie inkludiert aber natürlich Menschen jeglichen Geschlechts.