Um es vorwegzunehmen: Dieses Buch wird bei meinen Highlights des Jahres einen der vorderen Ränge einnehmen! Selten habe ich ein Sachbuch gelesen, in dem Wissen fachgerecht, aber leicht verständlich und zudem äußerst unterhaltsam mit viel Raum für Begeisterung und Staunen an den Leser (1) gebracht wird – viele Blicke über den Tellerrand inklusive!
Der Autor Merlin Sheldrake hat über das Netzwerk der Pilze in Panama dissertiert und kriegt auch weiterhin nicht genug von der Mykologie – dem Bereich des Lebendigen, das bislang überraschend wenig erforscht ist. Seine Faszination teilt er über dieses Buch, in dem er die verschiedensten Pilze mit anderen Themen in Bezug setzt und dabei äußerst Bemerkenswertes in das Rampenlicht zieht. Sheldrake hat intensiv im Bereich der Mykologie recherchiert und viele Forschungsergebnisse, Entdeckungen und auch persönliche Erfahrungen zu diesem großartigen Werk verwoben. Apropos verwoben: Der Titel des Buches ist sehr gut gewählt, denn nicht nur die Pilze selbst sind durch ihre Geflechte in sich selbst verwoben, auch mit anderen Bereichen des Lebendigen verflechten sie sich auf verschiedenen Ebenen zu Symbiose und Co.
Sein Werk hat Sheldrake „voller Dankbarkeit den Pilzen gewidmet“, von denen er so vieles gelernt habe.
Dass dieses Buch voller Wertschätzung und Herzblut steckt, liegt also auf der Hand, und Sheldrake hat es geschafft, diese Begeisterung mit mir zu teilen. Ich hoffe, dass nach meinen Worten der ein oder andere auf „Verwobenes Leben“ aufmerksam wird, sodass dem Buch die Aufmerksamkeit zuteil wird, die es verdient hat.
Aber worum genau geht es in diesem „Pilzbuch“?
Es besteht aus einem Prolog, einer Einleitung, 8 interessanten Kapiteln, die teilweise die Sicht auf einige Dinge verändern könnten, sowie Epilog und sehr umfangreichen Anhang (Danksagungen, Anmerkungen, Register, Bibliografie).
Die Kapitel widmen sich unter anderem den Themen der Trüffel (und ich dachte, ich wüsste Bescheid), dem großartigen Zusammenwirken von den Pilzen und anderen Bereichen der Natur wie Bäumen oder Algen, aber auch um die halluzinierende Wirkung einiger Arten, oder das absolut beeindruckende „Wood Wide Web“ – tja, es scheint, als habe die Natur diese Art der Kommunikation erfunden und wir sie lediglich stümperhaft mit dem Internet imitiert.
„Verwobenes Leben“ hat mich sehr neugierig auf die Mykologie gemacht und sollte ich auf adäquat erscheinende Titel treffen, werde ich sicher nicht nein sagen!
Inhalt
Sie sind in der Erde, in der Luft, in unserem Körper. Pilze sind überall, aber man übersieht sie leicht. Sie halten uns am Leben, bauen Schadstoffe in der Atmosphäre ab und verändern das Verhalten von Tieren. Sie beeinflussen, wie wir Menschen fühlen und denken und sind für alle Lebensformen unverzichtbar. Sie existieren an der Grenze zwischen Leben und Tod. Der größte bekannte Pilz umfasst etwa die Größe von Zypern, wiegt 35.000 Tonnen und ist 2.000 Jahre alt. Pilze verfügen über eine eigene Intelligenz ohne zentrales Gehirn und können ihre Umwelt manipulieren. Merlin Sheldrake dringt ein in das verborgene Netzwerk der Pilze.
Autor
Merlin Sheldrake ist studierter Biologe, lehrte aber auch Geschichte und Wissenschaftsphilosophie in Cambridge. Er schrieb seine Dissertation über das Netzwerk der Pilze in Panama und präsentierte seine Ergebnisse u.a. in Cambridge, Marburg, der FU Berlin.
Quelle: Ullstein Buchverlage