*+* Susanna Leonard: „Madame Curie und die Kraft zu träumen“ *+*

Dass Marie Curie zweimal den Nobelpreis erhalten hat, ist bekannt. Ich habe mich schon oft gefragt, wer diese Marie Curie eigentlich war. Was für ein Mensch war sie, woher kam ihre fast schon fanatische Begeisterung für ihr Fachgebiet, und wie hat sie es geschafft, sich in der damals reinen Männerdomäne durchzubeißen und den ihr gebührenden Respekt zu bekommen?

Auf all das gibt Susanna Leonard in ihrem Roman eine Antwort. Marie Curie hat ihre Kindheit in Polen unter der russischen Knute verbracht. Damals hat sie Geduld gelernt, unwirtliche Umstände auszuhalten und an ihre Träume zu glauben – denn sonst wäre sie wohl in dem harten, kargen Leben untergegangen. Ihre Ausdauer und der unbeugsame Wille führen sie schließlich nach Paris. Dort lernt sie ihren späteren Mann Pierre kennen und lieben, und sie begegnet einer weiteren Liebe – der Forschung. Sie begeistert sich für die Strahlungsaktivität mancher Stoffe und macht sich gemeinsam mit ihrem Mann auf die Suche nach noch unbekannten Elementen. Der Preis dafür ist hoch. Hätte man Marie Curie gefragt, ob er es auch wert war, hätte sie vermutlich mit JA geantwortet. Denn wie in diesem Roman vermittelt, brannte sie für diese Liebe zur Forschung, keine Unwegsamkeit war ihr zu groß, kein Hindernis zu unüberwindlich, um mit aller Kraft und Macht immer weiter zu machen. Mit dieser Kraft liebte sie auch ihre polnische Familie, ihren Mann und die gemeinsamen Töchter.

Die Autorin lässt sich sehr viel Zeit beim Erzählen. So ist man bei vielen Erlebnissen ganz nah und intensiv dabei und lernt die Figuren sehr gut kennen. Zu Beginn habe ich, da Marie Curie Forscherin war, sehr die Schilderungen aus dem Labor vermisst. Da der Roman zwar rückblickend, aber chronologisch verfasst ist, folgen die Bereiche aus dem Studien- und Berufsleben jedoch etwas später. Das Warten auf diese Passagen lohnt sich, denn auch für diese große Facette der Marie Curie nimmt sich Susanna Leonard viel Zeit – jedoch leider nur bis zu einem gewissen Punkt. Denn mit Pierres Tod erfährt das Leben der Hauptfigur eine dramatische Wende. Ihr Herzensmensch, ihr Antrieb, ihr Gefährte, ihre zweite Hälfte reißen ein Loch, das Marie Curie nur mit Arbeit stopfen kann. So forscht sie weiter, erhält gar einen zweiten Nobelpreis – bei der ersten, ausführlich geschilderten Auszeichnung lebte ihr Mann noch -, erlebt den Ersten Weltkrieg mit vollem Einsatz, was aber wie alle anderen Dinge, die nach Pierres Tod passiert sind, nur erwähnt wird.

Das fand ich sehr schade, denn es passt weder zum ausführlichen informativen, mitreißenden Stil des Romans bis zu diesem Wendepunkt, noch befriedigt es von da an Interesse und Neugier der Leser. Bis auf diesen Kritikpunkt ist „Madame Curie und die Kraft zu träumen“ rundum gelungen, ein Roman, der gut und fesselnd unterhält und zudem noch eine Portion Bildung zwischen den Seiten als Zugabe hat.

Inhalt
Paris, 1891. Schon als Kind träumte Marie davon, eines Tages der Enge ihrer von Russland besetzten polnischen Heimat zu entfliehen. Nun, 20 Jahre später, erfüllt sich dieser Traum: Marie darf an der Sorbonne studieren. Dafür musste sie hart kämpfen, denn eine Frau ist in der Welt der Wissenschaft nicht gern gesehen. Doch Marie weiß, was sie will. Trotz aller Anfeindungen stürzt sie sich in die Forschung – und ins Leben. Als sie dem charmanten Physiker Pierre Curie begegnet, ist ihr Glück perfekt. Pierre wird ihre große Liebe, eine Liebe, die ihresgleichen sucht. Mit Pierre erzielt sie bahnbrechende Erfolge. Doch der Preis dafür ist hoch, und Marie ahnt nicht, welche tragischen Schicksalsschläge das Leben noch für sie bereithält.

Autorin
Susanna Leonard wuchs in Karlsruhe und in Paris auf und liebt bis heute das französische Savoir-vivre. Ihre Bewunderung für mutige Frauen und ihre Liebe zu Paris brachten sie auf die Idee, einen Roman über eine der bekanntesten Persönlichkeiten, die in Paris gewirkt haben, zu schreiben: Marie Curie. Mit der Veröffentlichung von Madame Curie und die Kraft zu träumen geht für die Autorin ein Herzenswunsch in Erfüllung.
Quelle: Ullstein Buchverlage

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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