Durch die Reihe um die „Defenders“ Ghost, Lu, Sunny und Patina sowie „Long Way Down“, die mir allesamt supergut gefallen haben und mir tief unter die Haut gegangen sind, hatte ich mich sehr auf das neue Buch des Autors gefreut.
„Brüder“ ist ganz anders. Während die vorab genannten Titel in erster Linie um nicht vom Leben begünstigte Jugendliche handeln, die Armut, Gewalt, Krankheit oder Ausgrenzung erleben, lesen wir in diesem Buch über zwei Brüder, ihr Verhältnis miteinander und zu ihrem normalen und aktuellen Umfeld. Genie und sein drei Jahre älterer Bruder Ernie verbringen vier Wochen ihrer Ferien bei den Großeltern. Die Großstadtpflanzen müssen ihre Blätter nun vorübergehend in einem anderen Wind und Licht ausstrecken, denn Oma und Opa leben auf dem Land. Und mal ganz nebenbei, die Jungs kennen ihre Großeltern so gut wie gar nicht….
Während wir erleben, wie Ernie, der übrigens während dieser Phase seinen 14. Geburtstag feiert, und Genie sich der schaffensfrohen, die Fäden ziehenden Oma und dem blinden, gechillten, aber dennoch problembehafteten Opa nähern, lernen wir auch die Kinder immer besser kennen. Ernie, der Ältere, ist supercool, auf Äußeres bedacht, möchte gefallen und beeindrucken. Ist aber andererseits nicht der Mutigste, was gar nicht als schlechte Eigenschaft gemeint ist. Schlecht ist es bekanntlich nur, wenn man Angst vor etwas hat, sich aber nicht traut, dies zuzugeben. Denn das kann bei gefährlichen Dingen schonmal ins Auge gehen.
Genie ist gewitzter, weniger auf sich selbst, dafür mehr auf seine Umgebung und Mitmenschen fokussiert. Seine Lieblingsbeschäftigung ist es, sich seine zahlreichen, ständig aufkommenden Fragen zu notieren, und zu einem späteren Zeitpunkt entsprechende Recherchen zu betreiben.
Trotz ihrer großen Gegensätze und Unterschiede halten die Brüder zusammen.
„BRÜDER“ ist eine nette Geschichte über die Themen Mut, Vertrauen, Freundschaft, Zusammenhalten und das Leben im Allgemeinen. Während ihrer Zeit bei den Großeltern lernen Ernie und Genie so manche Lektion. Die Geschichte wird trotz einiger Aufregungen und Spannungsspitzen eher ruhig erzählt, sie entwickelt sich sehr gemächlich. Prinzipiell dürfte sie durch ihre Ausgangslage, Wahl und Zusammenstellung der Charaktere, einiger eher abgefahrener Handlungssequenzen und Kulissen die Zielgruppe der heranwachsenden Leser erreichen. Wer es gerne action- und temporeich mag, ist mit diesem Buch möglicherweise nicht ganz so gut beraten. Wer es aber liebt, in Erzählungen einzutauchen, während der sich die Dinge nach und nach entwickeln und auflösen, der könnte es lieben!
Inhalt
Gar nicht leicht für die Großstadtpflanzen Genie und Ernie die Ferien bei ihren Großeltern auf dem Land zu verbringen – ohne Internet, aber mit viel Arbeit: Hof fegen, Erbsen ernten, Gemüse verkaufen. Wie gut, dass Ernie die hübsche Tess kennenlernt und Genie mit dem blinden, aber obercoolen Großvater heimliche Nachtwanderungen macht. Opa ist echt besonders, und er hat sich ein total verrücktes Geschenk zu Ernies 14. Geburtstag ausgedacht: Schießunterricht. Genie ist begeistert – keine gute Idee, findet Ernie. Als es dabei zu einem Unfall kommt, schweißt der die Familie eng zusammen, und Genie erkennt, dass es viel mutiger sein kann, Nein zu sagen, als einfach mitzumachen.
Aus dem Englischen von Klaus Fritz
Autor
Jason Reynolds studierte Literaturwissenschaften an der University of Maryland. Seine Bücher wurden von der Presse hochgelobt und vielfach ausgezeichnet. In den USA gehört er zu den neuen Stars in der Jugendbuchszene.
Quelle: dtv