Nora weiß, was sie will, und ist bereit, dafür zu kämpfen. Dabei hat sie selten den eigenen Vorteil im Blick. Egal, worum es geht, Nora hasst Ungerechtigkeiten. Sie zeigt immer klare Kante und zieht kompromisslos ihr Ding durch. Sie ist wie ein Sturm, der die negativen Zustände wegfegt, um Platz für Besseres zu machen.
Durch eine Aktion gerät sie ins Visier der Polizei und leistet nach ihrer Verhaftung Sozialstunden auf einem Schiff vor der kanadischen Küste. Während dieser Zeit lernt sie dessen Fischer Johan sehr gut kennen, ihre gemeinsame Zeit gleicht einem anschwellenden, heftigen Sturm – in einen ebensolchen gerät auch das Schiff. Als sich nach der Rettung die Wogen geglättet haben, beschwört Nora einen neuen Sturm herauf.
Man möge mir nun bitte nicht diverse Stellen des bisherigen Texts mit „Wiederholungsfehler“ anmarkern, ich wollte lediglich verdeutlichen, wie passend ich den Titel „STURM“ für dieses Buch finde.
Mal vom Schluss abgesehen ist dieser Jugendroman für mich ein Knaller! Die Charaktere sind sehr gelungen ausgearbeitet und werden authentisch an die Leser herangetragen. Sie handeln und entwickeln sich stringent, nur am Ende musste ich mich sehr über Nora wundern, denn da wird die Entscheidungsfreudigkeit der taffen jungen Frau sehr aufgeweicht. Sie stellt zudem nun den eigenen Vorteil über das Wohlbefinden der anderen, das hat mir nicht gefallen. Aber wer weiß, was eine solch dramatische Zeit auf dem Meer, während der man um sein Leben fürchten muss, aus einem macht. Einige Szenen gingen mir sehr unter die Haut – nicht nur mitten im heftigen Sturm auf dem Fischereiboot. Auch sonst schreibt Christoph Scheuring intensiv, bildgewaltig, packend und riss mich bei jeder neuen Entwicklung zielsicher mit.
Durch die kompromisslose Nora, aber auch durch den ruhigeren Johan wird so mancher nach dem Buch möglicherweise anders über Natur- und Umweltschutz denken. So rasant und heftig Nora ihr Denken umsetzt, so bedacht tut Johan es. Denn Fischer zu sein und die Umwelt zu schützen muss kein Widerspruch sein – schließlich führen auch verschiedene Wege nach Rom.
Spannend ist dieser All-Ager, den ich ab dem Jugendalter empfehlen kann, von vorne bis hinten. Man bekommt packende Unterhaltung mit Mehrwert und vielen Gedankenanstößen, da neben dem roten Faden, dem Klima- und Tierschutz, noch weitere Themen mehr oder weniger intensiv in die Geschichte integriert werden.
Inhalt
Eigentlich haben Nora und Johan nichts gemein außer einer gegenseitigen tiefen Verachtung. Sie ist eine militante Klima- und Tierschützerin aus Deutschland, die bereit ist, zum Schutz der Lebewesen sogar Gesetze zu brechen und ins Gefängnis zu gehen. Und er ist ein junger, wortkarger Fischer an der kanadischen Küste, der jeden Tag Tiere tötet und sich auch gar nichts anderes vorstellen kann. Als ein Gericht Nora zu Sozialstunden auf seinem Schiff verurteilt, beginnen stürmische Zeiten. Zuerst nur zwischen den beiden. Dann aber gerät das Schiff weit draußen auf dem Atlantik in den schlimmsten Hurrikan seit Menschengedenken. Dieser Sturm verändert alles. Auch ihre Sicht aufeinander.
Quelle: Magellan – Der Verlag mit dem Wal