Dieser Roman war das richtige Buch zur richtigen Zeit. Denn während man im alltäglichen Leben sämtlichen Themen rund um Corona kaum entgehen kann und somit das Gedankenkarussell – zumindest bei mir – Dauerrunden dreht, ließ es sich durch das Einsteigen in die Geschichte ganz leicht anhalten.
Der leichte Erzählstil hat mich sofort eingefangen, die Hauptfigur Caro genauso. Ich mochte sie von Anfang an, freute mich mit ihr auf die Festivitäten zur bevorstehenden Silberhochzeit, wich ihr aber auch nicht von der Seite, als eben diese voll und ganz ins Wasser fiel…. Caro hält nicht viel vom Jammern, sie ist ein Stehaufmännchen, richtet nach jedem Sturz – und davon gibt es so einige in dieser Geschichte – ihr Krönchen, und sieht den Tatsachen mutig und tatkräftig ins Auge. Dabei verkauft sie sich nie unter Wert und hatte meinen Respekt sicher.
Auch die anderen Figuren sind sehr sympathisch ersonnen – selbst die, auf die man respektive frau eigentlich eine Mordswut haben müsste. Aber Caro hat ebenso wenig für negative Gefühle übrig wie ich, sie macht lieber aus allem das Beste. Möglicherweise hat sie das von ihrer manchmal etwas übermotivierten Mutter, denn die kann rein gar nichts aus der Bahn werfen.
Eine große Hilfe ist Caro stets ihre Freundin Sylvia, die mit Amor einen seltsamen Vertrag zu haben scheint. Und nicht zu vergessen ist die Vermieterin, die alte Lotsenwitwe Hedwig, die körperlich hin und wieder auf Hilfe angewiesen ist, deren Verstand und Antennen jedoch noch bestens funktionieren.
Was auch immer passiert, egal ob es sich um den verlorenen Mann, den aufgekündigten Arbeitsvertrag oder die Eskapaden von Sohn Felix handelt, Caro steuert als Kapitänin auf dem Schiff ihres Lebens dieses zielsicher um alle Klippen herum bis sich das Blatt tatsächlich zu wenden scheint – aber das werden wir erst im nächsten Band erfahren, denn an dieser Stelle endet der Roman mit einem ganz fiesen Cliffhanger….
An einigen Stellen sind die Figuren und auch die Handlungen etwas klischeebehaftet, dies aber auf eine so sympathische Art, dass es für mich eher positiv als störend auf das große Ganze wirkt. Dazu der leicht amüsante Erzählstil, der dem drohenden Frust oftmals den Nährboden entzieht, sowie eine ordentliche Portion Lokalkolorit und Elbe-Feeling – das auch Nichtkennern der Hansestadt eine unbekannte Sehnsucht nach Hamburg beschert – machen alles in allem einen schönen Entspannungsroman aus „Zu wahr, um schön zu sein“. Ich freue mich schon jetzt auf ein Wiederlesen mit Caro und Co!
Inhalt
»Wenn etwas kaputt ist, muss man es reparieren!« 45 Jahre lang hat Caro Oldendorff nach diesem Motto ihr Leben ausgerichtet – bis die Hamburgerin ausgerechnet am Tag ihrer Silber-Hochzeit urplötzlich vor den Scherben ihrer Ehe steht. Und das Leben hat noch mehr in petto: Caro verliert nach dem Mann auch noch ihren Job, ihr 15-jähriger Sohn Felix baut ordentlich Mist und Caros esoterisch angehauchte Hippie-Mutter kommentiert all das mit nervigen Kalendersprüchen.
Zum Glück sind Caros beste Freundin Sylvia und die Lotsenwitwe Hedwig zur Stelle, um mit Humor und guten Ratschlägen Caros Kampfgeist zu wecken. Denn wenn etwas unwiderruflich kaputt ist, muss frau es schließlich irgendwann ersetzen, oder nicht?
Autorin
Die gebürtige Münchnerin entdeckte in Hamburg ihre Freude am Schreiben und fühlt sich im Norden pudelwohl. Nach Tätigkeiten als Buchhändlerin und Verlagsleiterin genießt sie die Freiheit des Daseins als Autorin von Romanen, Kinder- und Jugendbüchern. Seit sie zum ersten Mal an der Nordsee war, träumt sie von einem eigenen Häuschen am Deich, mit einem Garten voller Wildrosen und knorrigen Apfelbäumen.
Quelle: Droemer Knaur Verlag