Wir kennen uns im Weltraum besser aus als in der irdischen Tiefsee. Das ist doch eigentlich unglaublich, oder? Noch fassungsloser macht es mich, dass dieses weitgehend unentdeckte, einzigartig Kleinod bereits ausgebeutet wird, bevor wir es überhaupt in all seinen Facetten kennen- und lieben lernen können. Und was man nicht zu schätzen weiß, erachtet man oft auch nicht als schützenswert. Daher finde ich es ganz großartig, was Alex Rogers tut. Er lebt seine Leidenschaft für das Meer, vor allem für die große Unbekannte, die Tiefsee!
Schon als Kind war er fasziniert von dieser Naturgewalt, von dem Zauber, von der Kraft und Macht, die von diesem Teil unserer Erde ausgeht, und diese Begeisterung hat er nie verloren. In diesem Buch erzählt er davon, wie er als Kind Feuer für das Meer gefangen hat, und in welche beruflichen Bereiche ihn seine Leidenschaft getrieben hat. Er ist nach wie vor Fan, Freund und Lanzenbrecher für die Weltmeere und deren Schutz.
Alex Rogers nimmt seine Leser mit auf Exkursionen, erzählt, von dem, was er erlebt, sieht, denkt und fühlt. Dabei kommen mir für einen Verfechter dieses Grades mit einer gewissen Obsession für seine Herzensangelegenheit die Emotionen jedoch zu kurz. Klar, es handelt sich bei „Das große tiefe Blau“ um ein Sachbuch, aber die Gefühle dürfen für mich gerne die Grenzen dieses Genres sprengen. Lässt man diese Kritik beiseite, überzeugt das Buch jedoch auf der ganzen Linie, vor allem, wenn man am Thema nicht nur interessiert ist, sondern zudem auch einiges an Fachwissen oder zumindest Grundwissen der involvierten naturwissenschaftlichen Disziplinen hat. Ansonsten mag der Leser hin und wieder etwas überfordert sein, wenn technische Gegebenheiten oder Hintergründe allzu detailliert und fachspezifisch betrachtet werden. An diesen Stellen empfehle ich ausnahmsweise das Querlesen, denn ansonsten sollte jeder inhaltlich folgen und sich auf das Berichtete einlassen können. Egal, ob es sich um jedwede Probleme rund um die Expeditionen, oder das Miterleben der atemberaubenden Natur – im Mittelteil des Buches finden sich einige faszinierende Fotos – handelt, Alex Rogers versorgt seine Leser mit einer sehr intensiven, detaillierten Berichterstattung.
Für den Fachmann ist das Buch ein Juwel, für wenig vorgebildete Laien des Themas sicherlich ebenfalls sehr interessant, aber gelegentlich mag es durch die fachspezifische Intensität etwas überfordern. Die Botschaft jedoch sollte jedem Leser klar sein: Auch wenn – oder gerade weil – unsere wertvolle Tiefsee kaum erforscht ist, müssen wir sehr sorgsam mit ihr umgehen und den Schutz vor den Kommerz stellen! Die Realität sieht leider ganz anders aus.
Inhalt
Die faszinierende Geschichte des geheimnisvollsten Ökosystems der Erde
Die Ozeane bilden den größten Teil unseres Planeten, mit Bergen, höher als die höchsten Gipfel an Land, und Schluchten, die tiefer sind als der Mount Everest hoch ist. Doch nur ein Bruchteil dieser gewaltigen Welt unter Wasser ist erforscht.
Alex Rogers, einer der international führenden Meeresforscher, hat auf zahllosen Expeditionen in die Tiefsee wundersame unbekannte Lebewesen am Grund des Pazifiks untersucht, Korallenriffe im Nordantlantik entdeckt, heiße Quellen antarktischer Seen erkundet und nachgewiesen, dass es entgegen bisheriger Annahmen auch in 6.000 Metern Tiefe vielfältiges Leben gibt.
Packend schildert Rogers seine Abenteuer und erklärt die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft, denn je mehr Geheimnisse dieser Biosphäre entschlüsselt werden, desto eher lässt sich ein Weg finden, ihren drohenden Verfall aufzuhalten.
Autor
Alex Rogers verbrachte als Kind die Ferien zumeist bei seinem Großvater, einem Fischer an der irischen Küste, und die Faszination der See hat ihn tief geprägt. Heute ist er Meeresbiologe, Professor für Conservation Biology in Oxford und einer der international bedeutendsten Ozeanforscher. Er ist Mitglied diverser Forschungsgruppen, wissenschaftlicher Direktor des Internationalen Programms zur Lage der Ozeane (IPSO) und berät die UN, Greenpeace, den WWF und die G8-Länder.
Quelle: dtv Verlagsgesellschaft