Diese Geschichte ist ebenso außergewöhnlich wie ihre beiden Hauptfiguren. Rheyes ist verschlossen wie eine Auster und seitdem sie im Kindesalter die Gebärdensprache erlernt hat, kommuniziert sie zunehmend darüber, verwendet auch als junge Erwachsene nur äußerst ungern die gesprochenen Sprache – diesen Austausch mit Worten lässt sie nur manchmal, sehr wenigen ausgewählten Personen zuteil werden.
Fynn ist seit einem Unfall vor vielen Jahren taub. Was ihn allerdings nicht davon abhält, mit Begeisterung Musik zu machen – gute Musik sogar! Während Rheyes dauerskeptisch ist, eher in sich gekehrt ist und bei Veränderungen zur Panik neigt, verkörpert Fynn das ganze Gegenteil. Sein Motto könnte lauten „Fire away! Immer raus mit der Sprache, es gibt kein Problem, das man nicht lösen könnte!“
Durch einen Zufall kreuzen sich die Wege der beiden und obwohl Rheyes einen Freund hat, lässt sie der Gedanke an Fynn nicht los – das, obwohl sie ihn zunächst nur von einem kurzen Auftritt als Straßenmusiker kennt. Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Nach einem kleinen privaten Schock und Zoff mit der ehemals besten Freundin fühlt sich Rheyes völlig allein, verzweifelt und hilflos. Wer ihr hilft? Fynn! Ich war so froh, denn dass die beiden vertraut geglaubten Menschen es gar nicht so gut mit der jungen Frau meinten, erkannte zwar ich, nicht aber sie selbst…
Durch Fynn und seinen verrückten Bekanntenkreis erfährt Rheyes, was wahre Freundschaft wirklich ist, wie es sich anfühlt, wenn man jemandem wichtig ist und dass es manchmal ganz gut tut – natürlich in gewissen Grenzen – auszubrechen und sich dabei selbst besser kennenzulernen und sich möglicherweise ein Stück weit neu zu erfinden und dabei weiterzuentwickeln.
Ich mochte sie alle. Die scheue Rheyes, die die neue Lage nutzte und sich gestattete, an sich zu wachsen. Fynn, der trotz seines schlimmen Schicksalsschlages nicht unterzukriegen ist und unverbrüchlich an die Schönheit und das Wohlwollen des Lebens und vor allem an sich und seine Fähigkeiten glaubt – kleine Unsicherheiten inklusive, denn sie gehören dazu. Rheyes lässt sich gerne davon anstecken. Nicht unmaßgeblich an dieser Erfolgsstory sind auch Fynns Freunde, ein zusammengewürfelter Haufen an exzentrischen, verrückten, aber so was von liebevollen, hilfsbereiten und vor allem mitleidslosen Menschen – allesamt mit dem Herzen am rechten Fleck.
Mir hat die Geschichte richtig viel Spaß gemacht, auch wenn ich dem Alter der Protagonisten schon längst entwachsen bin. Die richtige Zeit für Mut zur Veränderung, die eigene Weiterentwicklung und wahre Freundschaft lässt sich eben nicht an einem bestimmten Lebensalter festmachen, sie ist….irgendwie immer!
„Meinetwegen kannst du schreien oder toben oder irgendwas zerstören oder absolut still sein – zieh dich bloß nicht dorthin zurück, wo dich niemand erreichen kann.“
Dieses Buch ist zauberhaft, einfach nur zauberhaft, und ich möchte es jedem ans Herz legen, der Geschichten mag, die sich wichtigen, grundlegenden Themen wie beispielsweise Freundschaft, Toleranz, Selbstakzeptanz, gesellschaftliche Normen erfrischend und nachhallend auf einer ganz individuellen Ebene widmen.
Inhalt
„Die Abwesenheit von Worten hat in meinem Leben schon immer eine große Rolle gespielt. Nein, eigentlich ist es nicht die Abwesenheit von Worten – sondern viel mehr die Anwesenheit von Stille. Sie umgibt mich wie ein willkommener Kokon. Bis ich jemandem begegne, bei dem ich das Bedürfnis habe, mich daraus zu befreien.“
Seit Jahren spricht Reyes nur noch mit ihren engsten Vertrauten, in der Öffentlichkeit hüllt sie sich in Schweigen. Sie hat Angst. Angst davor, dass fremde Menschen ihre Stimme hören könnten. Doch dann trifft sie auf den tauben Fynn, bei dem sie sagen kann, was immer sie will. Der junge Musiker führt ihr vor Augen, wie wundervoll es sein kann, aus ihrem gewohnten Leben auszubrechen. Reyes‘ Umfeld beobachtet die Entwicklung misstrauisch. Dabei wird der jungen Frau eines klar: Viele könnten ihr zuhören, aber es gibt nur einen, der sie wirklich versteht. Aus ihrer Stille werde Worte, aus Worten eine gemeinsame Sprache. Schon bald entwickelt Fynn Gefühle für die stille junge Frau, schwört sich aber, diese ihretwillen hintenanzustellen.
Doch ist das wirklich die richtige Entscheidung für ihn – und für Reyes?
Autorin
Bereits sehr früh wusste Ronja Delahaye, dass für sie später nur drei mögliche Berufe in Frage kommen würden. Zwei davon hat sie bereits ausprobiert, nun arbeitet sie daran, vom dritten möglichen Beruf zu leben: dem Autorensein. 1996 geboren hat sie dazu sicher noch genug Zeit, aber wir alle kennen diese Ungeduld, dass wir etwas lieber gestern als morgen haben wollen. Mit tatkräftiger Unterstützung ihrer beiden Kater arbeitet sie in ihrer Freizeit also an Geschichten in den Bereichen Fantasy und Liebesroman.
Quelle: Amazon