*+* Abir Mukherjee: „Ein notwendiges Übel“ *+*

Als in Kalkutta ein heimtückischer Mord am Thronfolger von Sambalpur verübt wird, bekommen es Sam Wyndham und sein loyaler Kollege Surrender-not Banerjee mit einem vertrackten Fall zu tun. Die Ermittlungen führen die beiden schnell direkt nach Sambalpur. Ebenso außergewöhnlich wie die Umstände des Verbrechens sind die Zustände und Gepflogenheiten in dem unabhängigen Fürstenstaat Indiens. So müssen die beiden Ermittler mit viel Fingerspitzengefühl und Besonnenheit die Aufklärung des Falles aufnehmen und erleben auf dem Weg zur Wahrheit so manche Überraschung und interessante Erkenntnisse.

Auch für den Leser ist „Ein notwendiges Übel“ interessant, und das in mehrerlei Hinsicht. Die Verbrechensaufklärung ist lesenswert umgesetzt, aber noch interessanter war es für mich, über die gesellschaftlichen, historischen und politischen Zustände des Fürstenstaates im Hajre 1920 zu lesen. Dort ticken die Uhren so ganz anders als in unserer bekannten westlichen Welt, aber sie scheinen auch hin und wieder einem anderen Takt zu folgen als in Kalkutta – eine Tatsache, die von Sam und Surrender-not häufig eine andere Sichtweise erfordert. Ist schon die Welt außerhalb des Palastes außergewöhnlich, so erstaunt das Regelwerk und Brauchtum innerhalb dessen Hallen noch mehr. Vieles ist anders, als es zunächst vermuten lässt, und die Wahrheit aus dem Nebel des äußeren Scheins herauszuschälen, erfordert höchste Aufmerksamkeit.

Dieser Krimi ist nach „Ein angesehener Mann“ der zweite aus der Sam-Wyndham-Reihe und er hat mir ebenso gut gefallen wie der Auftaktband. Obwohl die gesamte Ausgangslage – Schauplatz, gesellschaftliche, politische, geschichtliche Hintergründe – sehr ungewöhnlich für europäische Leser ist, schafft Abis Mukherjee es erneut, immer den Überblick zu behalten. Ich konnte dem Fall mir seinen zahlreichen Wenden und vielen außergewöhnlichen Protagonisten zumeist mühelos folgen und war fasziniert von dieser ganz anderen Welt. Die detailreichen Schilderungen der Schauplätze und Handlungsschritte machten es recht leicht, in den Roman einzutauchen und die Ermittlungen eines interessanten Falles vor einer exotisch anmutenden Kulisse zu erleben. Hin und wieder wird der Bogen zum ersten Band der Reihe gespannt, wenn der Autor kleine Bezüge zu ihm herstellt und diese weiterführt.
Dadurch kann man problemlos „Ein notwendiges Übel“ ohne Vorkenntnisse verstehen. Dennoch empfehle ich vorab den ersten Teil, da er ebenfalls sehr lesenswert ist.

Inhalt
Kalkutta, 1920: Ein Jahr nach seiner Ankunft in Britisch-Indien wird der ehemalige Scotland-Yard-Ermittler Sam Wyndham mit einer heiklen Mission betraut. Der Thronfolger von Sambalpur wurde ermordet. Die Kolonialregierung hat ein hohes Interesse an der Ergreifung des Täters, verfügt in dem unabhängigen Fürstenstaat jedoch über keinerlei polizeiliche Befugnisse. Sam und sein indischer Sergeant Surrender-not Banerjee reisen als verdeckte Ermittler ins Reich des Maharadschas, das für seinen unsagbaren Reichtum, die prunkvollen Tempel, und die jährliche Großwildjagd bekannt ist …

Autor
Abir Mukherjee ist Brite mir indischen Wurzeln: Seine Eltern wanderten in den Sechzigerjahren nach England aus. Sein Debütroman Ein angesehener Mann schaffte auf Anhieb den Sprung auf die britischen Bestsellerlisten. Mukherjee lebt mit seiner Familie in London.
Quelle: Randomhouse

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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