*+* Claudia Winter: „Das Honigmädchen“ (Hörbuch) *+*

Camilla ist auf der ganzen Linie überfordert. Sie ist alleinerziehend, hat tagtäglich mit einer zickigen Teenie-Göre zu kämpfen, will ihren Vater im Familienunternehmen beeindrucken und muss sich zudem noch mit einem Nachbarn der Kategorie Lebemann herumschlagen.

So überladen wie mir die Anzahl und Vielfalt ihrer Probleme, so unsympathisch war mir auch die Frau. Anstatt ihrer Tochter Marie die oberste Priorität einzuräumen, gewährt Camilla ihr lediglich eine Nebenrolle in ihrem Leben, zumindest kam es bei mir so an. Sie erwartete, dass Marie so funktionierte, wie sie es erwartete, damit sie selbst ganz ungestört bei ihrem Vater Pluspunkte sammeln konnte und Eindruck schinden, denn sie wollte dem Familienunternehmen so gerne ihren eigenen Stempel aufdrücken. Doch der Vater macht ebenso wenig bei diesen Plänen mit wie Marie. Und ehe sie sich versieht, ist Camilla mit einer widerwilligen, störrischen Marie im Gepäck, und wie der Teufel es will mit dem fürchterlich ungeliebten Nachbarn an den Hacken unterwegs Richtung Südfrankreich. Dort soll sie sich einen der Lieferbetriebe ansehen, um ein Gespür für das Unternehmen zu bekommen, das der Vater so ganz anders leitet als seine Tochter es zu tun gedenkt.

War ich bis dahin etwas überfrachtet – und ich gebe es zu – auch ein wenig gelangweilt von den extremen Ausgangssituationen und der furchtbar überkonstruierten Camilla, die einfach alles falsch machte, was man nur falsch machen kann, so erging es mir im weiteren Verlauf der Geschichte nicht wirklich besser. Von ausgesprochen negativ geht die Autorin wie erwartet und befürchtet auf ausgesprochen positiv über und lässt es natürlich auch nicht an einigen dramaturgisch wohlgesetzten Situationen und Entwicklungen mangeln. Leider fehlt es der für mich fast durchweg vorhersehbaren Geschichte dadurch sehr an Spannung und Überraschungsmomenten. Auch die Entwicklung der Charaktere und ihrer Beziehungen untereinander – von der einst unfähigen Camilla über die einst kratzbürstige, unverschämte Tochter bis hin zum einst ungeliebten Nachbarn – birgt keinerlei unerwartete Wendungen, sodass dieser Roman leider zumindest für meinen Geschmack nicht aus der breiten Masse hervorsticht. Auch aus dem Flair Südfrankreichs und dem Bienen-Thema hätte man deutlich mehr machen können. Andere Leser oder Hörer mögen das anders sehen.

Ein Highlight war jedoch Solveig Duda. Sie liest intensiv, fühlt sich gut in die jeweiligen Charaktere ein und transportiert die Situationen überzeugend, aber auch sie kann aus der für mich mittelmäßigen Geschichte kein Highlight machen. ;-)

Inhalt
Die alleinerziehende Camilla kämpft an allen Fronten: Täglich muss sie sich im väterlichen Delikatessenhandel beweisen, während ihre fünfzehnjährige Tochter Marie gegen sie rebelliert. Und dann wird sie auch noch nach Südfrankreich geschickt, um mit einer Honigmanufaktur zu verhandeln – im Gepäck das tobende Mädchen und ihren nervtötenden Nachbarn, der sich ihnen spontan angeschlossen hat. Kein Wunder, dass sich das pittoreske Bergdorf Loursacq zunächst als wenig heilsam für die angespannten Gemüter erweist. Doch Camilla krempelt die Ärmel hoch – und lernt zwischen Tomatenstauden, Rebstöcken und Olivenbäumen, dass die guten Dinge im Leben erst dann auf zarten Flügeln herbeifliegen, wenn man bereit für sie ist …

Autorin
Claudia Winter, geboren 1973, ist Sozialpädagogin und schreibt schon seit ihrer Kindheit Gedichte und Kurzgeschichten. Als Tochter gehörloser Eltern lernte sie bereits mit vier Jahren Lesen und Schreiben, gefördert von ihrem Vater. Neben ihren bisher im Goldmann Verlag erschienenen Büchern hat sie weitere Romane sowie diverse Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und dem Labrador Luka in einem kleinen Dorf nahe Limburg an der Lahn.
Quelle: Randomhouse

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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2 Antworten zu *+* Claudia Winter: „Das Honigmädchen“ (Hörbuch) *+*

  1. monerls schreibt:

    Liebe Heike,
    wir sind hier einer Meinung! Mich konnten die Protagonisten wie auch die Handlung nicht überzeugen. Das Ende ist zwar nett aber eben auch überzogen. Vom leichten Frankreichflair über Bienen zu Zweiten Weltkrieg finde ich auch übertrieben.
    Gut, dass dir immerhin die Sprecherin gefallen hat. Ich habe dieses Mal das gedruckte Buch gelesen. :-)
    GlG, monerl

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