Seit ihrem sechzehnten Geburtstag kann Livia mit Pflanzen kommunizieren. Das ist noch gar nicht so lange her, aber durch die besonderen Umstände konnte sich das Mädchen bisher noch nicht mit ihrer neuen Fähigkeit auseinander setzen, die sie immer wieder in Verwirrung stürzt. Als Livia jedoch Maél begegnet, ist das alles vorerst vergessen, denn sie hat nur noch Gedanken für ihn. Er wirkt gleichermaßen anziehend und geheimnisvoll auf sie. Warum zieht es ihn so sehr zu den Katakomben, der Pariser Unterwelt? Er scheint einerseits ebensolche Gefühle für Livia entwickelt zu haben wie sie für ihn, zieht sich andererseits aber zunehmend zurück. Das ist ein herber Schlag für einen Teenager. Zumal Livia ihr Zusammentreffen mit dem düsteren Jungen als Fügung zu empfinden scheint. Denn wenn sie beiden eine unbeschwerte Phase haben, ist das Zusammensein mit ihm göttlich. Aber in Maél scheint immer stärker ein Kampf zu toben und Livia beginnt an ihrer beginnenden Beziehung zu zweifeln. Wenn sie nur wüsste….
Sie und Maél sind sich tatsächlich nicht zufällig begegnet. Zudem ist er nicht der, der er zu sein scheint….sie aber auch nicht. Bis Livia begreift, welche Geheimnisse Maél in sich trägt, und auch, woher ihre Fähigkeit der Pflanzen-Kommunikation erwachsen ist, erlebt sie viele, abstruse, unglaubliche Abenteuer! Das Ende ist mir persönlich „ too much“, zu viel, zu extrem, zu schnell, aber das ist Geschmackssache und der einzige persönliche Kritikpunkt, den ich am ganzen Buch habe.
Es hat mir unglaublichen Spaß gemacht, mit Livia in ihr neues Leben einzutauchen. Ihr Vater ist Diplomat und die Familie muss daher alle paar Jahre umziehen. Nun hat es sie nach Frankreich, nach Paris, verschlagen. Livia erlebt gleich bei ihrer ersten Erkundungstour ein Highlight. Sie sieht Maél, erregt offensichtlich auch sein Interesse und schwebt fortan auf Wolke 7. Glücklicherweise steckt dieser Jugendroman nicht voller Klischees! So ist ihre Beziehung zu dem Jungen alles andere als rosarot, eine Mischung aus kumpelhaft und kompliziert trifft es zunächst besser, was mir sehr gut gefiel. Denn das machte ihn viel interessanter und warf auch einige Fragezeichen auf ihr Miteinander.
Als sich nach und nach Maéls Geheimnisse samt ihrer Hintergründe offenbaren, konnte ich das Buch immer weniger aus der Hand legen. Die Autorin greift altes Wissen auf, transportiert es in die heutige Welt und spinnt den Faden in Form dieser Geschichte fast schon wie ein modernes Märchen weiter. Dabei gelingt ihr die Trennung zwischen den alten Überlieferungen und ihrer eigenen Fantasie sehr gut. Die Kreise schließen sich, denn alle im Verlauf des Buches entstandenen Fragen klären sich. Gleichermaßen wird der Boden für den zweiten, abschließenden Teil vorbereitet.
Der Schreibstil ist sehr einnehmend. Flott und frech, wie es Jugendliche wahrscheinlich mögen, aber auch ich hatte meinen Spaß daran. Ebenso mochte ich den humorvollen Stil, der sich durch das Buch zieht. Die Autorin lässt keine Möglichkeit für gelungene Situationskomik und witzige Schlagabtausche aus. Was mich oft schmunzeln ließ. Spannende, geheimnisvolle Phasen wechseln sich ab mit unbeschwerten Passagen. Gut haben mir auch die Ereignisse in Livias neuer Schule gefallen, respektive mit ihren neuen Freundinnen, mit denen sich „die Neue“ ganz schnell fast schon blind versteht. Einige besondere Details und Szenen dürften auch hier besonders gut bei den jugendlichen Lesern ankommen. Und die älteren Leserinnen werden möglicherweise bei der Lektüre selbst wieder jung und können somit dieses jugendliche Flair in jeder Hinsicht genießen. Mir hat der erste Teil gut gefallen und ich freue mich nun auf das Finale.
Inhalt
Gerade erst nach Paris gezogen, verliebt sich die sechzehnjährige Livia Hals über Kopf in Maél. Seine Welt sind die düsteren Katakomben unter den Straßen der Stadt. Die beiden kommen sich schnell näher, doch der draufgängerischen Maél geht immer wieder auf Abstand. Was hat er zu verbergen? Und warum um alles in der Welt kann Livia plötzlich Botschaften hören, die Bäume und Pflanzen zuflüstern? Ist sie dabei, den Verstand zu verlieren? Als es Livia schließlich gelingt, die einzelnen Fäden miteinander zu verknüpfen, kann sie kaum glauben, welches Geheimnis sich ihr offenbart. Denn dass sie Maél kennengelernt hat, war alles andere als ein Zufall…
Autorin
Kira Licht wurde 1980 in Bochum geboren. Sie ist in Japan und Deutschland aufgewachsen und hat Biologie und Humanmedizin studiert, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte.
Quelle: Bastei Lübbe