Vor über dreißig Jahren haben die Protagonisten zum letzten Mal zusammen gefeiert. Damals waren sie bei Brandon, zu Halloween. Genau der lädt zu einer ebensolchen Party ein – und seine Gäste kommen! Teils aus Neugier, teils um die guten alten Zeiten nochmal aufleben zu lassen… Die wilden 80er, da war man jung, wild und ein bisschen verrückt. Nun ist man nicht mehr ganz so jung, aber ein bisschen strange sind die Partygäste schon geblieben.
Wenn ich mir überlege, ob ich einer solchen Einladung blind folgen würde…ganz sicher nicht! Ob ich den geltenden Sicherheits- und Nostalgiegründen ohne Weiteres nachkäme… das noch weniger – aber die Protagonisten sind durchweg sehr unreflektiert, was ihr Verhalten an vielen Stellen betrifft, da passt der beginn ganz gut ins Bild. Brandon ruft und alle Schäfchen folgen ihm – aufs Schafott, wie sich kurz nach der Ankunft herausstellt. Den Anfang macht der Gastgeber. Seine Showeinlage zur Begrüßung – die Party von einst lässt grüßen – endet dieses Mal erneut mit einem erstaunten Wow, allerdings aus üblen Gründen. Tja, die Party war schon zu Ende, bevor sie überhaupt beginnen konnte…
War es Absicht? Wollte Brandon seine früheren Freunde aus makabren Gründen beim geplanten Selbstmord dabei haben? War es ein Unfall? Oder gar Mord?
Die Gäste diskutieren, beratschlagen, wollen aufklären und graben dabei immer wieder tief in der Vergangenheit, vor allem aber in der Privatsphäre der anderen. Streitereien sind die Folge, Schuldzuweisungen, Vermutungen, wer hinter dem Unfallmord stecken könnte – und hinter allen anderen Todesfällen, die sich anhäufen. Ein bisschen erinnerte mich das alles an die Geschichte von den „Zehn kleinen Negerlein“. Ein paar spektakuläre Tötungsarten – die Menge der Verdächtigen schrumpft zusehends. Durch das zumeist hohe Tempo hat sich der Autor hier zum Glück nicht an ausführlichen Schilderungen aufgehalten. Der ausführliche Stil war den Intermezzi vorbehalten, die sich aber recht schnell abnutzten und mich immer wieder zum Querlesen verleiteten. Beziehungskisten und – geflechte rauf und runter, dazwischen immer wieder eine schnelle Nummer oder der Gedanke daran, das hat mich nicht wirklich überzeugen können.
Jedoch passt dies thematisch fast wie die Faust aufs Auge,was den Background des Thrillers, das Hintergrundrauschen des Geschehens betrifft. Denn etwas ist damals geschehen, bei dieser Party 1986…. Und das ist eng verknüpft mit der aktuellen Halloweenfeier, bei der so viele Menschen ihr Leben lassen müssen. Das Warum wird lupenrein, wenngleich auch sehr hanebüchen und mehr als an den Haaren herbeigezogen, aufgeklärt. Aber im Buch darf das so, da kann der Autor voll aus seiner Kreativität und Fantasie schöpfen. Die Story ist rund, keine Frage, traf nur leider in ihrer Umsetzung so gar nicht meinen Geschmack. Vielleicht lag das auch an den Charakteren, die ebenso temporeich wie undetailliert in die Handlung eingeflochten wurden . Da konnte ich kein „Leser-Buchfigur“-Verhältnis aufbauen. Sie waren mir durchweg unsympathisch und blieben mir fremd. Mitfiebern und um die Protagonisten bangen, gab es also hier nicht. Sehr schade. Mit „Murder Park“ hatte mich Jonas Winner im letzten Jahr so fesseln können. Ich hatte auf eine ähnlich intensive Atmosphäre gehofft, Spannung, die man fast schneiden kann, Kopfkino ohne Ende. Leider hat „Die Party“ meine zugebenermaßen hoch liegende Messlatte gerissen.
Was mich jedoch sehr begeistern konnte, waren die immer wieder eingeflochtenen Spots auf die 80er-Jahre. Ob Mode, Musik oder das damalige Feeling, das damalige Flair wurde effektiv zum Leben erweckt und hat mich immer wieder an den Zeitgeist meiner Jugend erinnert.
Inhalt
Es ist der 31. Oktober – Halloween: Zehn Jugendfreunde freuen sich auf ein Wiedersehen nach vielen Jahren. Brandon, der elfte im Bund, hat sie alle in einen Glasbungalow geladen, der sich auf einem Felsplateau hoch über dunklen Wäldern erhebt. Auf dieser Party will Brandon die Zeit der achtziger Jahre aufleben lassen – was damit beginnt, dass alle ihre Handys abgeben müssen. Doch als die Freunde begrüßt werden, überschlagen sich die Ereignisse. Aus einem vermeintlichen Schockeffekt wird tödlicher Ernst: Ein Kronleuchter löst sich von der Decke und begräbt den Gastgeber unter sich. Ein tragischer Unfall. Oder? In diesem Moment wird der Gesellschaft klar: Unter ihnen ist ein Killer. Die Party beginnt … ihre letzte Party!
Autor
Jonas Winner wuchs in Berlin, Rom und den USA auf, Studium in Deutschland und Frankreich. Nach seiner Promotion über Spieltheorie arbeitete er zehn Jahre lang als Fernsehjournalist, danach folgten Drehbücher fürs deutsche Fernsehen und Romane. Mit dem Self-Publishing-Erfolg »Berlin Gothic« gelang Winner der Durchbruch als Spannungsautor.
Quelle: Randomhouse
Leider hat bei mir das Buch ebenfalls keine Begeisterungsstürme hervorgerufen. Ich geb’s zu, schon „Murder Park“ hat mich nicht ganz überzeugt, weil mir zu viele Personen zu oberflächlich skizziert wurden und ich mit keinem so richtig mitfiebern konnte. Und hier war es noch ausgeprägter so.
Ich finde, „Murder Park“ und „Die Party“ haben einige Parallelen wie den abgeschlossenen, einsamen Schauplatz und einige Menschen, die die Vergangenheit verbindet und die sich gegen eine aktuelle Bedrohung wehren müssen, die mit dieser Vergangenheit zu tun hat. Das hat der Autor für meinen Geschmack in beiden Fällen nicht wirklich nutzen können – bei Murder Park noch eher als hier.
Eigentlich möchte ich ihm zurufen, dass er es doch mal mit einer ganz anderen Grundkonstellation probieren sollte und sich auf weniger Personen konzentriert, diese aber durch den Leser intensiver beobachten lässt. Vielleicht kann er da seine Stärken mehr ausspielen.
Ich find’s schade, dass mich zwei Bücher nacheinander von ihm nicht wirklich begeistern konnten, denn eigentlich ist das ein Zeichen dafür, dass ich es mit einem dritten gar nicht erst probieren sollte und meine knappe Lesezeit anders investiere. Ich habe aber das Gefühl, dass der Autor mehr kann.
Und ja, die Bezüge zu den 80ern haben auch mich echt begeistert und ein bisschen Nostalgie hervorgerufen :-)
LG Gabi
Hallo Gabi,
„Murder Park“ hatte mir ziemlich gut gefallen, aber ob ich das nächste Buch des Autors unbedingt lesen muss, weiß ich auch noch nicht. ;-)
Liebe Grüße, Heike