*+* Karl Olsberg: „Das KALA-Experiment“ *+*

Nina verdient als Videobloggerin ihr Geld. Meist hat sie mainstream-taugliche Inhalt zu bieten. Dieses Mal nicht. Dieses Mal interviewt sie den Physiker Hans Ichting. Wer jetzt denkt „Physik? Nein danke!“ sollte dennoch weiterlesen. Denn Karl Olsberg hat ein Händchen dafür, kompliziertes naturwissenschaftliches Wissen gut verständlich zu erklären. So können sowohl Nina und ihre Follower, aber auch die Leser und Hörer dieses Thrillers gut die theoretischen physikalischen Hintergründe erfassen, die zum Verständnis einiger unglaublicher Handlungssequenzen notwendig sind.
Dennoch, die Reaktionen auf den aktuellen Post der Videobloggerin sind zunächst recht verhalten. Als jedoch einige Tage der Wissenschaftler tot aufgefunden wird und hinter vorgehaltener Hand von Ungereimtheiten gemunkelt wird, steigt das Interesse an Ninas Interview mit Ichting. Auch sie selbst beschäftigt der angebliche Selbstmord. Denn so, wie sie den Physiker kennengelernt hat und einschätzt, hat er nie und nimmer selbst sein Leben beendet. Entweder werden hier großzügig undurchsichtige Tatsachen verwischt, oder Ichting sah sich dermaßen in die Ecke gedrängt und wusste keinen anderen Ausweg mehr. So oder so, das ist der Stoff, aus dem findige Journalisten Gold machen können.

„Wissen ist gefährlich.
Aber Nichtwissen ist in der Regel gefährlicher.“

Nina ist zwar finanziell von ihrem Videoblog abhängig, jedoch hat sie auch ein persönliches Interesse daran, die Sache aufzuklären. Denn Ichtings plötzliches Ausscheiden aus dem Leben scheint eng mit unerklärlichen Turbulenzen im Leben einiger Menschen verknüpft zu sein. Sie haben Phänomene erlebt, die ihnen niemand glaubt. Die sie selbst wohl auch niemandem glauben würden, hätten sie sie nicht selbst erlebt. So scheut Nina weder Mühe noch Kosten, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Fasziniert begleitete ich sie.

Karl Olsberg erzählt mehrsträngig. Im Vordergrund stehen Nina und ihr Dunstkreis – ein Physiker sowie eine erfahrene Journalistin -, einen weiteren Handlungsfaden webt er um seine Figur John Sparrow, eigentlich ein grundguter Kerl, der sich jedoch aus persönlichen Gründen immer wieder die Hände schmutzig machen muss und der zum Schluss den vorerst entscheidenden Punkt beim Kala-Experiment setzt.

Atemberaubend las ich mich von Kapitel zu Kapitel, erlebte Höchstspannung vom Feinsten. Das Buch wegzulegen war fast unmöglich. Ich fieberte mit den Charakteren mit, die mit ihren Fehlern, Überzeugungen, Ecken und Kanten allesamt sehr überzeugend ausgearbeitet sind, starrte mit großen Augen auf den Text ob der Möglichkeiten, die der Autor immer wieder aufzeigt – vorausgesetzt, die wahnwitzigen Theorien der Physiker erweisen sich tatsächlich belastbar – und freute mich über das gut dargestellte, für den Laien leicht verständliche Hintergrundwissen, das man benötigt, um diese unerklärlichen Phänomene zu begreifen.

Karl Olsbergs Stil ist wie gewohnt mitreißend, ideenreich und flüssig, zwischendurch auch durchaus unterschwellig kritisch, was mir ebenso gut gefällt wie der Blick, den der Autor gerne mal über den allgemein bekannten Tellerrand wirft.

„Das Kala-Experiment“ ist ein supergenialer Wissenschafts-Thriller, der phantasievoll mit Realität und Zukunftsmusik spielt.

Inhalt
Der Physiker Hans Ichting wird nur wenige Tage, nachdem die Videobloggerin Nina Bornholm ihn interviewt hat, tot aufgefunden. Nina zweifelt an der offiziellen Darstellung eines Selbstmords und beginnt zu recherchieren. Bald wird klar, dass Ichting in den USA an einem streng geheimen Projekt mitgearbeitet hat. Doch jemand will um jeden Preis verhindern, dass die Wahrheit über das KALA-Experiment ans Licht kommt. Während sich überall auf der Welt unerklärliche Ereignisse häufen, wird immer deutlicher, dass die Zukunft der Menschheit auf dem Spiel steht. Doch wie kann man ein zukünftiges Ereignis verhindern, dessen verheerende Auswirkungen bereits jetzt spürbar sind?

Autor
Karl Olsberg, geboren 1960, promovierte über Anwendungen Künstlicher Intelligenz, war Marketingdirektor eines TV-Senders, Geschäftsführer und erfolgreicher Gründer zweier Unternehmen in der »New Economy«. Er wurde unter anderem mit dem »eConomy Award« der Wirtschaftswoche für das beste Start Up 2000 ausgezeichnet. Heute arbeitet er als Unternehmensberater und lebt mit seiner Familie in Hamburg. Er veröffentlichte bereits zahlreiche Bücher, darunter seine Thriller »Enter« und »Delete«.
Quelle: Piper Verlag

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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2 Antworten zu *+* Karl Olsberg: „Das KALA-Experiment“ *+*

  1. Janna | KeJas-BlogBuch schreibt:

    Von dem Autor habe ich „Mirror Welt“ und „Mirror“ gelesen – mein Fazit war im Gesamten gut, hatte nur Kritik an den Konversationen der Protagonist*innen. Dein vorgestelltes Buch klingt jedoch wieder nach einem Thriller, welcher einen in den Bann zieht. Dies hatte ich bei „Mirror“ definitiv, diese Welt war erschreckend real und faszinierend! Dieses KALA-Experiment scheint interessant zu sein und du hast mich auf dessen Geschichte neugierig gemacht (=

    Liebe Grüße,
    Janna

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