Ungefähr als ich geboren wurde, begann Ottos Erfolgsstory. Die hatte natürlich nichts mit mir zu tun, aber umgekehrt bekam ich einen Komiker an die Seite gestellt, der mich seitdem ich denken kann mit seinen Scherzen, Albernheiten, dem klamaukigen Kult und natürlich mit den wunderbaren Ottifanten (habt ihr auch immer verzweifelt versucht, sie so genial hinzukriegen wie Otto selbst?) und später auch seinen Filmen immer und immer wieder aufs Neue begeistern konnte und kann.
Den Stand-Up-Comedian – diesen Begriff gab es zu Beginn seiner kreativen Schaffenszeit hierzulande noch gar nicht – habe ich bisher eher als eine Art erwachsenen Klassenclown wahrgenommen, der mich mit allem gut unterhalten hat – oft flossen auch Lachtränen -, und das, ohne jemals jemandem auf den Schlips zu treten, oder noch schlimmer, unter die Gürtellinie zu zielen. Er hat und hatte es nicht nötig, andere niederzumachen oder als Zielscheibe seiner Scherze zu benutzen, seine Gags sind und waren so gut, dass die kreative, friedliche Komik einfach immer greift – jedenfalls bei mir. Aber ich schweife ab. Eigentlich wollte ich sagen, dass ich Otto als eher oberflächlich wahrgenommen habe und – Asche auf mein Haupt – das ist er ganz und gar nicht, was diese Ottobiographie beweist.
Hier plaudert der Künstler aus dem Nähkästchen. Trotz aller Unwägbarkeiten, trotz aller Steine und Felsbrocken, die ihm immer mal wieder vor die Füße fielen, kommt er als ein grundoptimistisch, fröhlicher Mensch rüber, der mit sich und der Welt im Reinen ist.
Wir hören Anekdoten, kleine Randnotizen aus seinem Leben, Großes und vermeintlich Kleines. Allesamt Dinge, die Otto selbst wichtig sind, und so eine Gewichtung ist natürlich rein subjektiv. Es mag sein, dass der eine oder andere beim Lesen oder Hören sagt: „Wie langweilig!“, weil es nicht spektakulär oder medientauglich ist. Mich selbst hat dieses Hörbuch jedoch durchweg begeistert – es hat nur ein Manko: Das Buch wurde gekürzt. Es hat viel Spaß gemacht, dem Autor beim Zurückblicken auf die ersten siebzig Jahre seines Lebens zuzuhören. Eine perfekte Entscheidung übrigens, Otto selbst sein Buch einlesen zu lassen – wer könnte es besser?
Vom Elternhaus über Schul -und Studienlaufbahn, erste Bühnenerfahrungen, Misserfolge und Paukenschläge, Einblicke in die ostfriesische Sprache und Geschichte erfährt man, aber auch über Ottos Idole, seine einfache, aber glückliche Kindheit, sein Verhältnis zu anderen Menschen – Freunden und Geiern des Geschäfts, er lässt wirklich kein Thema aus. Besonders schön finde ich, wie respektvoll er von den Menschen spricht, die seinen Weg kreuzten, auch über seine Ex-Frauen verliert er kein böses Wort.
Otto wurde oft verkannt. Er wirkt auf den ersten Blick unscheinbar und ist recht zurückhaltend. Auf der Bühne ist das zum Glück anders. Hier zeigt er, was in ihm steckt, und das ist gut so. Was wären wir ohne sein großartiges Repertoire?
Um es mit einem Zitat des (Hör-)Buchs zu sagen: „Gutes Material braucht keine große Schnauze.“
„Kleinhirn an alle“ ist eine Otto- äh Autobiografie, die sich kein Freund seines Humors entgehen lassen sollte, aber auch sonst ist das (Hör-)Buch sehr interessant und empfehlenswert – es ist übrigens auch ein tolles Geschenk!!
Inhalt
Darauf haben Generationen von Fans gerade noch gewartet: Otto erzählt aus den ersten 70 Jahren seines Lebens – einem märchenhaften Aufstieg vom Deichkind zum Alleinunterhalter der Nation. Seine Sketche und Figuren haben unser kollektives Gedächtnis und unseren Witzwortschatz bereichert: Harry Hirsch (übergibt sich ins Funkhaus), Robin Hood (der Stecher der Entnervten), Susi Sorglos (föhnt ihr goldenes Haar), Louis Flambée (kocht Pommes de Bordell) Peter, Paul and Mary (are planning a bank robbery), Hänsel und Gretel (verirren sich im Wald) und der „Schniedelwutz“ (hat´s bis in den Duden gebracht).
Was Otto-Fans seit Generationen wissen wollten und bisher nicht zu fragen wagten: Wer waren Ottos Vorbilder? Wo kommt er her? Was treibt ihn an? Wie entsteht seine eigene Art von Komik? Und wozu eigentlich? Gibt es ein Geheimnis?
In seiner großen Ottobiografie erzählt Otto freiwillig von Höhe- und Tiefpunkten, von den glücklichsten und den glanzvollsten Momenten, ohne die peinlichsten und traurigsten auszulassen.
Waalkes liest Waalkes
Autor und Sprecher
Otto Waalkes, geb. 1948 in Emden, Ostfriesland, lebt in Hamburg und ist einer der erfolgreichsten Komiker Deutschlands. Bereits während seines Studiums an der Hochschule für Bildende Künste trat er in kleinen Clubs auf. 1972 produzierte er seine erste LP, es folgten unzählige Goldene Schallplatten, TV-Shows, Bücher in Millionenauflage, Filme mit Rekordbesucherzahlen. Dafür gab‘s zahlreiche Auszeichnungen. Fehlt nur noch ein Literaturpreis.
Quelle: RandomHouse