*+* Alessia Gazzola: „Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube“ *+*

Bei Emma läuft gerade alles schief. Obwohl sie einen wahnsinnig guten Uni-Abschluss in der Tasche hat, wird sie seit Jahren vom Chef einer Film-Produktionsgesellschaft mit einem mies bezahlten Praktikumsjob hingehalten. Als sie statt des erhofften „richtigen“ Vertrags die Kündigung erhält, bricht eine Welt für sie zusammen.
Doch es kommt noch schlimmer, ihr Traumhaus, das sie sich nun ohnehin abschminken kann, wird verkauft und was daraus gemacht wird, erfreut Emma ganz und gar nicht. Richtig, es ist nur ein Haus, aber an diesem Haus hingen auch Träume und Hoffnungen, und so tat mir die liebenswerte Frau wirklich leid. Sie war mir schon nach wenigen Buchseiten ans Herz gewachsen und ich wünschte ihr alles Glück dieser Romanwelt.

Dieses Glück tauchte tatsächlich auf – und zwar plötzlich, unverhofft und vor allem so ganz anders als Emma jemals erwartet hätte. Sie fackelt nicht lange, folgt ihrem Herz und Bauchgefühl, befindet sich auf einmal in einer gefühlt ganz anderen Welt, in der sie Mut und Selbstbewusstsein tankt. Sowohl beruflich als auch privat erlebt Emma von nun an weitere Wenden und Überraschungen, die ich als angenehm, unaufdringlich und erfreulicherweise als fast klischeelos empfand. Mir ging dabei das Herz auf, denn selten mag ich Buchfiguren so wie diese.

Der Personenkreis des Romans ist gut gewählt und ebenfalls gut ausgearbeitet. Man empfindet die Protagonisten als wahre Menschen – mit all ihren Ecken und Kanten, Gefühlen, Zweifeln, Hoffnungen – und nicht als romanesque leblose Pappfiguren. Ich nahm während des Lesens gebannt Anteil am Schicksal der Charaktere, allen voran Emmas. Was der Geschichte eine raffinierte Würze gibt, sind die Beziehungen, in denen manche der Protagonisten zueinander stehen. Wie ein kluges Konstrukt aus Zahnrädchen bedingt hier hin und wieder die eine Handlung eine andere, was als Folge für eine kleinere oder größere Wende sorgt.

Das Lesen hat mir sehr viel Freude bereitet. Der Wechsel an Stimmungen, die schicksalhaften Wenden und die teils illustre Schar an Charakteren bescheren unterhaltsame und kurzweilige Lesestunden. Immer mittendrin die „wackere Praktikantin“, die sich nicht unterkriegen lässt, aus allem das Beste macht und am Ende in vielerlei Hinsicht als Siegerin hervorgeht – und somit beweist, dass es sich lohnt, für sein Glück zu kämpfen. Vielleicht erreicht man am Ende ein ganz anderes Ziel als ursprünglich geplant, aber wer sagt denn, dass dieses schlechter sein muss?

Ich vergebe eine klare Empfehlung für diesen zauberhaften Sommerroman, der einen wunderbar leichten, amüsant-spritzigen Stil mit mehr Tiefgang als erwartet kombiniert.

Inhalt
Emma de Tessent, ewige Praktikantin mit exzellenten Uni-Abschlüssen, dreißig Jahre alt und hübsch, lebt in Rom, und vorübergehend – aber wirklich nur vorübergehend – bei ihrer Mutter, denn mehr kann sie sich im Moment nicht leisten. Sie träumt von einer alten glyzinienbewachsenen Villa, die sie zu gerne kaufen möchte, wenn ihr irgendwann (eher nie!) der große Coup gelingt und sie den weltabgewandten Schriftsteller Tessai dazu überreden kann, ihr die Filmrechte an seinem Bestseller zu geben. Sie wünscht sich einen Mann, wie es ihn wohl nur in englischen Regency-Romanen gibt. Und endlich einen richtigen Arbeitsvertrag. Als die Firma Fairmont nicht mal ihre Praktikumsstelle verlängert, fühlt sich Emma verloren wie eine romantische Heldin. Allein kämpft sie gegen das widrige Schicksal und den Weltuntergang und findet schließlich Unterschlupf in einer Kinderboutique. Doch gerade als der Sturm sich verzogen hat, klopft die Vergangenheit wieder an die Tür. Die Welt des Kinos will sie wieder haben, ihr alter Chef überschlägt sich, Tessai wartet mit einer Überraschung auf. Und dann ist da noch Pietro Scalzi, ein Arthouse-Filmproduzent, ebenso attraktiv wie arrogant, der Emma bei einem Bewerbungsgespräch abservierte und nun um die Boutique, in der sie arbeitet, herumstreicht …

Autorin
Alessia Gazzola, 1982 in Messina geboren, ist Chirurgin und Gerichtsmedizinerin. Sie reist, liest und kocht gerne. Mit ihrem Mann und ihren beiden kleinen Töchtern lebt sie in Verona. Sie schrieb erfolgreich Kriminalromane um eine Gerichtsmedizinerin bevor sie mit der Komödie Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube einen echten Coup landete. Das Buch wurde als moderner Jane-Austen-Roman gefeiert, eroberte die Herzen der Leserinnen im Sturm und war monatelang in den Top-Ten der italienischen Bestsellerliste.
Quelle: Thiele Verlag

Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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