„Nachdem sie sich vor dem Gefängnispersonal verneigt hatten, wussten beide nicht so recht, wie es nun weitergehen sollte. In den letzten Jahren war ihr Leben so stark von Regeln bestimmt gewesen, bis hin zu der Vorschrift, in welche Richtung sie zu blicken hatten, dass sie diese nicht ohne Weiteres ablegen konnten.“
Von „Extinction“ war ich sehr begeistert, daher horchte ich auf als ich hörte, als ein weiteres Buch des Autors auf dem deutschen Markt erschienen ist. „13 Stufen“ ist jedoch nicht das zweite Buch Takanos sondern sein Erstlingswerk. So war ich doppelt überrascht, wie es mir gefallen würde, denn zudem reizte mich das zentrale Thema des Thrillers , die Todesstrafe, sehr. In Deutschland wurde sie nach meinen Recherchen im Jahre 1949 abgeschafft, sodass dieses Strafmaß für die meisten Leser und Hörer des Buches eher theoretischer Natur ist, was es für mich umso interessanter machte.
Denn hier lernen wir Kandidaten im Todestrakt kennen, ihr Leben, ihre Behandlung durch das Gefängnispersonal, das komplizierte Regelwerk, dem die Gefangenen ausgeliefert sind, die 13 Stufen bis zur Hinrichtung. Dem Autor gelingt es großartig, die Stimmungsvielfalt einzufangen. Einen der Insassen, Jun’ichi, begleiten wir weiterhin – auch über seine überraschende Freilassung hinaus und begreifen, dass es mit dem Verlassen dieser Todestreppe längst nicht getan ist. Denn es warten andere Stufen auf diese Menschen. Viele Steine liegen auf dem Weg der Freigelassenen. Theorie und Praxis ihrer wiedererlangten Freiheit klaffen weit auseinander. Nicht nur ihr von den Gefängniszwängen geprägte Inneres, auch das komplizierte Regelwerk der äußeren Umstände lassen die Rückkehr in die Gesellschaft und das Leben zu einem gefährlichen, bisweilen atemlosen Ritt auf der Rasierklinge werden. Der Grat des Wandelns ist äußerst schmal.
Für Jun’ichi wird dieser Grat noch etwas gefährlicher. Zusätzlich zu den Schwierigkeiten, seinen neuen Platz in der Welt zu finden, bekommt er über seinen einstigen Gefängnisaufseher Kihara einen lukrativen Auftrag angeboten. Gemeinsam wollen die beiden Männer eine schier unlösbare Aufgabe bewältigen. Sie müssen einen Mörder finden, um so den für das Verbrechen unschuldig Verurteilten vor der Hinrichtung zu bewahren.
Was zunächst als lebhafte, eindringliche Schilderung des Themas Todesstrafe beginnt, mündet schließlich in einen atemberaubenden Thriller, der sich indirekt ebenfalls um die 13 Stufen der Hinrichtung dreht. So bekommt man neben einer großen Portion Spannung, Entsetzen und unerwarteter Wenden auch einen vielseitigen, intensiven Blick auf das Thema. Egal, wie man zur Todesstrafe steht, hier erhält man unzählige Ansatzpunkte um darüber nachzudenken. Darf sich der Mensch das Recht herausnehmen, einem anderen das Leben zu nehmen? Wie schwer muss das Vergehen sein, um es mit dem Tätertod aufwiegen zu können oder zu dürfen? Wie sicher kann man Verbrechen nachweisen? Ist wirklich der beste Beweis Beweis genug?
„13 Stufen“ ist kein leichter Tobak. Man kann das Buch als spannenden, gesellschaftskritischen Thriller lesen und dann zuklappen, oder man kann sich auf den Inhalt einlassen, ihn wirken und die eigenen Gedanken tanzen lassen. Sehr begeisterten mich neben dem flüssigen Stil, der intensiven Atmosphäre und dem klugen, schlüssigen konstruiertem Aufbau auch die Ausarbeitung der Charakter.
Sascha Rotermund hat sowohl den Stimmungs- als auch den Spannungsbögen großartig umgesetzt. Man kann seine Betroffenheit ebenso wie andere Empfindungen spüren, die er überzeugend an den Hörer weitergibt.
Interessante Einblicke in die japanische Kultur sind treffgenau verwoben mit einem spannenden Thriller, darüber hängt allzeit drohend das Damoklesschwert der Todesstrafe.
Von mir gibt eine klare Empfehlung für das Buch!
Weitere Rezensionen findet ihr bei:
Monerls bunte Welt
KeJas Blogbuch
Buchwelten
Inhalt
Das Erstlingswerk von Kazuaki Takano, der mit „Extinction“ weltberühmt wurde.
Ein unschuldig wegen Mordes zum Tod Verurteilter soll hingerichtet werden. Der ehemalige Gefängnisaufseher Kihara und der auf Bewährung entlassene Jun’ichi erhalten den Auftrag, den wahren Täter zu finden. Für das ungleiche Ermittlerduo beginnt damit nicht nur ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, sondern beide müssen sich auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Bestsellerautor Kazuaki Takano erzählt eine fesselnde Geschichte voller unerwarteter Wendungen und falscher Fährten bis hin zum furiosen Showdown.
Autor
Kazuaki Takano, geb. 1964 in Tokio, arbeitet in Hollywood und Japan als Drehbuchautor. Für seine Romane erhielt er renommierte Preise. »Extinction« stand in Japan monatelang auf den Bestsellerlisten und wurde u.a. als bester Thriller des Jahres ausgezeichnet.
Sprecher
Sascha Rotermund, Jahrgang 1974, studierte Schauspiel in Hannover. Es folgten zahlreiche Engagements an Theatern von Bremen bis Berlin. Seit 2003 ist Sascha Rotermund außerdem ein gefragter Hörbuchinterpret und Synchronsprecher und lieh seine Stimme u. a. Joaquin Phoenix, Christian Bale, sowie Benedict Cumberbatch in „Star Trek – Into Darkness“. Für den Hörverlag las er zuletzt die Titel „Die 27ste Stadt“, „Die Korrekturen“ und „Unschuld“ von Jonathan Franzen, sowie „Extinction“ von Kazuaki Takano.
Quelle: RandomHouse
Liebe Heike,
ich freue mich sehr, dass dich das Buch ebenso begeistern konnte, wie mich! Ich war so überrascht, dass „13 Stufen“ das eigentliche Debüt des Autors war, da es in Deutschland erst nach „Extinction“ veröffentlicht wurde. Und auch mir gefiel dieses Debüt noch besser als sein Nachfolgerbuch. Kein leichtes Thema, dem sich Takano widmet aber er hat das außergewöhnlich gut gemacht! Ich konnte kaum aufhören zu hören. Ich hoffe, dass wir ganz bald wieder was von dem Autor lesen können.
Danke für die Verlinkung. Habe deine Rezi nun auch bei mir eingefügt. :-)
GlG vom monerl
Liebes Monerl,
das Thema hat er wirklich sehr gekonnt verarbeitet, und spannend noch dazu! Ich hoffe auch sehr, bald wieder etwas von diesem Autor lesen oder hören zu können. :-)
Danke für die Gegenverlinkung!
Liebe Grüße, Heike
Liebe Heike,
von dem Buch hattest du mir ja schon begeistert berichtet und ich bin auch überrascht, dass es eigentlich das erste Buch des Autors ist. Mir hatte „Extinction“ nicht so gut gefallen, daher war ich dementsprechend unsicher, was dieses Buch angeht. Doch deine Rezension hat mich überzegt, das ich es irgendwann doch noch lesen werde. :)
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole, ich denke, dass es dir gefallen würde! Beste Grüße, Heike