„PHEROMON“ ist ein Buch, auf das ich ganz klar durch sein farbenfohes, interessantes Cover aufmerksam geworden bin. Mit dem Rückentext konnte der Jugendroman dann erneut punkten. Das schien genau die Art von phantasievoller, ideenreicher Geschichte zu sein, die mir gefällt. Meine Erwartungen wurden zunächst erfüllt. Das Buch, das in zwei Zeitsträngen mit wechselnden Kapiteln aus dem Jahre 2018 und 2118 erzählt wird, beginnt mit den Schilderungen der Gegenwart des 17-jährigen Jake, der plötzlich neue Eigenschaften an sich feststellt. Eigenschaften und Fähigkeiten, die ihm zwar manchmal Vorteile verschaffen, ihm aber auch einen Strich durch die Rechnung machen und vor allem eins tun – ihn verwirren. Und nicht nur ihn, auch ich war sehr gespannt, was es mit seinen Veränderungen auf sich hatte. Als Jake dem Geheimnis nach und nach auf die Spur kommt, muss er feststellen, dass die Hintergründe alles andere als Kinderkram sind – ganz im Gegenteil, diese Fähigkeiten hängen mit einer großen Sache zusammen. Gemeinsam mit einigen Verbündeten kommt Jake dem Kern immer näher.
Diese Geschehnisse rund um die Jugendlichen werden im Wechsel mit dem erzählt, das Travis widerfährt. Er ist ein älterer Mann, der sein Leben ganz dem Ziel verschrieben hat, Jugendlichen in Not zu helfen. So arbeitet er als Arzt bei einer Wohlfahrtsorganisation und stellt bei einer Patientin Unregelmäßigkeiten fest. Er möchte dem nachgehen, aber die Jugendliche ist wie vom Erdboden verschluckt. Bei seiner Suche nach ihr scheinen ihm Steine in den Weg gelegt zu werden, was seinen Ehrgeiz jedoch anstachelt. Als er das Mädchen endlich gefunden hat, begreift er, dass er durch sein Nachbohren in ein Wespennest gestochen hat…
Die beiden Zeitschienen scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben, bis sich recht bald eine gemeinsame Konstante offenbart, deren Ziel und Zweck es jedoch noch herauszufinden gilt. Bis hierhin konnte mich das Buch, mal von einigen Gewaltszenen, die ich für eine Geschichte ab 14 Jahren zu intensiv empfinde, fesseln und begeistern. Dann jedoch macht der Roman einen galaktischen Quantensprung, der die bisherige Erzählwelt aus seinen Fesseln reißt. Aus Fantasy wird zunehmend glasklare Science-Fiction, was sich leider weder aus dem Rückentext noch aus dem Cover des Buches erahnen ließ. Daher werden möglicherweise die Erwartungen einiger Leser in die falsche Richtung gelenkt.
Die Geschichte ist durchweg flüssig erzählt, wobei der eher ruhige Einstieg zunehmend an Tempo gewinnt. Das wirkt sich auch auf die Darstellung der Charaktere aus. Die beiden Hauptfiguren, Jake in 2018, Travis in 2118, die man von Anfang an kennt, werden zu Beginn intensiv eingeführt. Für die Personen, die die Geschichte nach und nach ergänzen, bleibt durch das konstant anziehende Tempo nicht mehr so viel Zeit, um sie umfassend zu detaillieren. Das ist bei einem Jugendbuch nicht so gravierend, da die Zielgruppe wohl mehr Wert auf eine schnelle, actionreiche und abgefahrene Geschichte legt. Und die bekommt man in der zweiten Hälfte auf jeden Fall serviert. Der Autor spielt mit der Zeit, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie wird, gefaltet, zerlegt, zerrissen, dubliziert….und bietet so unendlich viele Möglichkeiten für diese Buchwelt. Das Ende wartet dann auch mit einer riesigen Überraschung auf, die ein Feuerwerk an Inspirationen für die Folgebände liefert. Und durch die sich hoffentlich auch die Vielzahl an Fragen klären lässt, die ich nach der Beendigung dieses ersten Teils habe.
Wäre das Buch für eine ältere Zielgruppe angesetzt und der Rückentext näher am Geschehen der Geschichte, so wäre mein Fazit vermutlich positiver ausgefallen. So muss ich leider sagen, dass ich „Pheromon“ für 14-Jährige als zu brutal und gewaltintensiv empfinde. Meinem Sohn, der in diesem Alter ist, würde ich es in der nächsten Zeit ganz sicher nicht zu lesen geben. Zudem sollte da, wo SciFi drinsteckt, auch SciFi draufstehen, sonst ist möglicherweise der eine oder andere Leser so enttäuscht wie ich, weil man mit einer ganz anderen Richtung der Geschichte gerechnet hat. Mit Insekten hat zumindest der erste Teil rein gar nichts zu tun und die beschriebenen Fähigkeiten Jakes spielen ganz schnell keine größere Rolle mehr in der Entwicklung der Geschichte. Vielleicht klärt sich aber dieser Zusammenhang im weiteren Verlauf der Trilogie – ebenso wie die vielen offenen Fragen.
Eine positivere Meinung zum Buch findet ihr bei „Monerls bunte Welt“
Inhalt
Stell dir vor, du bist siebzehn Jahre alt. Du stehst vor dem Spiegel und entdeckst in deinen Augen einen goldenen Schimmer, der vorher nicht da war. Aber das ist nicht alles. Plötzlich kannst du die Gefühle der Menschen riechen, brauchst keine Brille mehr und löst die schwierigsten Matheaufgaben im Kopf. Irgendwie cool. Irgendwie verstörend. Noch während du dich fragst, was mit dir los ist, beginnt ein Abenteuer ungeahnten Ausmaßes. Ein Kampf um das Schicksal der ganzen Welt – und du bist mittendrin.
Autor
Rainer Wekwerth hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und dafür Preise gewonnen. Zuletzt die Jugendbuchpreise Segeberger Feder, Goldene Leslie und Ulmer Unke. Mit seiner „Labyrinth“-Trilogie landete er zudem auf der Spiegelbestsellerliste. Die Kinoverfilmung ist in Vorbereitung. Rainer Wekwerth ist verheiratet, Vater einer Tochter und lebt in der Nähe von Stuttgart.
Thariot hat eine Schwäche für spannende Geschichten. Bereits als Fünfzehnjähriger begann er mit dem Schreiben, vor allem Kurzgeschichten, bis er dann in 2009 die Arbeit an seinem ersten Buch startete. Thariot, in seinem letzten Leben von Beruf IT-Manager, ist ein Bildermensch. Er hat die Fähigkeit, Bilder schnell in Wörter zu übersetzen, und kann es einfach nicht lassen, diese auf Papier zu bringen.
Quelle: Thienemann-Esslinger Verlag
Hallo liebe Heike,
obwohl dir die Geschichte nicht ganz so gut gefallen hat wie mir, ist das eine sehr schöne Rezension. Vielleicht bist du, da dein Sohn in dem empfohlenen Alter ist, sensibler, was die Gewaltszenen angeht. Das kann ich absolut verstehen. Evtl. wird es mir in ein paar Jahren ebenso gehen. :-)
Da ich beide Autoren bereits von anderen Büchern kannte, war mir einigermaßen klar, auf was ich mich da einlasse. Thariot ist ein bekannter Sci-Fi-Autor und deshalb hatte ich auf jeden Fall auch Sci-Fi erwartet und nicht unbedingt Fantasy. Ich denke aber wie du, es wäre besser, es würde auch im Klappentext oder irgendwo auf dem Cover angezeigt werden.
Wenn ich richtig rauslese, dann magst du den nächsten Teil auch lesen. Darauf freue ich mich! Dann können wir wieder unsere Meinungen vergleichen. Habe deine Rezi bei mir verlinkt. Ist ein guter Ausgleich zu meiner positiveren Meinung.:-)
GlG, monerl
Liebes Monerl,
danke für den Hinweis, ich wollte dich doch auch als Gegenmeinung verlinken *g* Das wird in Kürze nachgeholt!
Klar, wir können uns dann gerne wieder austauschen, das immer wieder das Salz in der Buchstabensuppe!
Beste Grüße, Heike