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Manuel erwacht in einem weißen Raum. Er weiß nicht, warum er hier ist, und was es mit diesem weißen Würfel auf sich hat. Ihm fehlen jegliche Erinnerungen, Körperwahrnehmungen hat er auch nicht, aber er kann sprechen – mit einer computerverzerrten Stimme. Seine Verwirrung, Ohnmacht und Verzweiflung sprangen spontan auf mich über. Sofort war ich – leider nur lesend – an seiner Seite und hätte ihm gerne geholfen, was natürlich nicht möglich war. Also durchlitt ich gemeinsam mit ihm jede Situation und teilte Manuels Motivation, die Hintergründe seiner aktuellen Lage herauszufinden. Erlebte schmerzhafte Rückschläge und staunte schließlich über das Ende, an dem alles, auch die fragwürdigsten und unglaublichsten Fäden der Geschichte zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfanden.
Endlich war es möglich, die Wahrheit zu begreifen und die vorangegangenen Details sinnvoll zu erfassen. Jedes Puzzleteilchen wird berechtigt in den Thriller gelegt und findet schließlich seinen Platz. All mein Unverständnis, alle Fragen, die sich aufgetürmt hatten, wurden zum Schluss von einer bestechenden Logik mit einem Schlag weggewischt.
Man wird ohne große Einleitung mitten ins Geschehen geworfen und ich habe mich sofort ein stückweit mit dem Jugendlichen identifiziert – mir unwillkürlich vorgestellt, wie ich mich fühlen, wie ich handeln würde, wäre ich an seiner Stelle. Die Erzählform in der ersten Person Präsens verstärken diese Nähe noch. Was Manuel denkt, fühlt, fürchtet, schlussfolgert, theoretisiert – an allem lässt der Autor den Leser teilhaben. Bei den anderen Protagonisten hingegen wird man unsicher zurückgelassen. Sind sie wirklich die, die sie zu sein vorgeben? Kann man ihnen glauben, ihnen trauen, oder spielt jemand von ihnen ein falsches Spiel mit Manuel? Die Stimmung der Geschichte wechselt unglaublich oft von jetzt auf gleich, erlebt Wenden selten erlebten Ausmaßes, und alles dreht sich immer wieder um die These
„Cogito – ergo sum!“
Ich denke, also bin ich.
Aber wer oder was bin ich? Wo bin ich? Warum bin ich? Wann bin ich?
Während des Lesens erlebt ich hin und wieder ein Gefühl der Schwerelosigkeit, war mir nicht mehr sicher, wo oben und wo unten ist – ja, ob es oben und unten überhaupt gibt. Meine Sinne und mein sicher geglaubtes Wissen spielten mir ob der erlesenen Entwicklungen Streiche und ich ließ mich gerne von diesem unglaublich philosophischen Fluss, der das gesamte Buch durchströmt, mitreißen.
„Boy in a White Room“ ist nicht nur ein wahnsinnig spannender und wendenreicher Jugendthriller, er besticht auch durch seine Vielzahl an Denkanstößen über Sein, Wahrheit und Realität. Zudem zeigt der Autor sehr gekonnt auf, welche Möglichkeiten und Gefahren gleichermaßen den davongaloppierenden technischen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz innewohnen.
Der flüssige Erzählstil und die eingängige Sprache sowie die Behandlung der eingearbeiteten Themen sind gut für die Zielgruppe gewählt, wobei ich diesen Thriller auf jeden Fall auch am Thema interssierten Erwachsenen ans Herz legen möchte. Mir persönlich hat zudem das Genre-Potpourri sehr gut gefallen. Gekonnt werden hier Elemente aus den Bereichen Philosophie, Märchen, Fantasy, Science-Fiction und Dystopie unter dem Dach eines Thrillers miteinander verknüpft!
Inhalt
Ein packender Thriller, in dem nichts ist, wie es zunächst scheint. Auf spannendste Weise spielt Spiegel-Bestsellerautor Karl Olsberg in diesem Jugendbuch mit den Gefahren virtueller Welten und künstlicher Intelligenz und wirft fundamentale philosophische Fragen nach Realität und Identität auf. Spannung bis zum Schluss, mit einem Twist, der den Atem raubt!
Eingesperrt, ohne Erinnerung, erwacht Manuel in einem weißen Raum. Er weiß weder, wer er ist, noch, wie er hierher kam. Sein einziger Kontakt ist eine computergenerierte Stimme namens Alice, durch die er Zugriff auf das Internet hat. Stück für Stück erschließt sich Manuel online, was mit ihm passiert ist: Bei einem Entführungsversuch wurde er lebensgefährlich verletzt. Doch wie konnte er diesen Anschlag überleben? Ist das tatsächlich die Wahrheit? Und wer ist Manuel wirklich?
Autor
Karl Olsberg promovierte über künstliche Intelligenz, war Unternehmensberater, Manager bei einem Fernsehsender und gründete mehrere Start-ups. 2007 erschien sein erster Roman Das System, der es auf Anhieb in die Spiegel-Bestsellerliste schaffte. Seitdem schreibt er nicht nur erfolgreich Romane für Erwachsene, sondern auch für Jugendliche und Kinder. Seine Minecraft-Romane, die er zunächst im Eigenverlag veröffentlichte, erreichten Platz 2 der Amazon-Bestsellerliste. Der Autor lebt mit seiner Familie in Hamburg.
Quelle: LOEWE Verlag
Liebe Heike,
ich liebe ja Bücher, in denen nichts so ist, wie es zunächst scheint – sowas ist immer spannend! :)
Danke für die schöne Rezension und den Einblick in das Buch. Zuerst habe ich nur damit geliebäugelt, nun steht es aber ganz oben auf der Wunschliste. :)
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole, das Buch ist wirklich toll konstruiert und hat so einige Deankanstöße im Gepäck :-)
Liebe Grüße, Heike
Danke für die Rezension 😊
Ich war mir bei dem Buch sehr unsicher, ob das was sein könnte, aber jetzt…. ist es zumindest ein Wuli-Buch 😉
Liebe Grüße
Tanja, ich finde es einfach nur mega!
Falls du es doch irgendwann liest, wünsche ich dir viel Spaß und spannende, interessante UNterhaltung damit :-)