.
.
Nach einem misslungenen Auftrag schwört Mercy der Bibliomantik ab. Die junge Frau verdient sich ihren Lebensunterhalt als Buchdetektivin, treibt für ihre Auftraggeber seltene und kostbare Bücher auf. Als sie von einem mysteriösen Todesfall in der Straße der Bücher erfährt, zieht es sie zurück zum Ort ihrer Kindheit und Jugend. Sie kennt den Toten und ihr ist schnell klar, dass es sich um nichts anderes als Mord handeln kann. Ihr detektivischer Spürsinn ist einmal mehr geweckt…
Mit großem Vergnügen begleitete ich Mercy bei ihren Abenteuern. Ich mochte sie sehr. Manchmal schnippisch, eigensinnig und selbstüberschätzend, manchmal aber warmherzig und gütig kommt sie dem Verbrechen nach und nach auf die Schliche. Ihr steiniger Weg ist gepflastert mit Bibliomantik und Buchmagie, die mich immer wieder staunen machten. Es gab zudem Begegnungen und Berührungspunkte mit vielen „alten Bekannten“ aus den „Seiten der Welt“, die mich in große Begeisterung versetzten, ist es doch meine Lieblingstrilogie. Aber auch Nichtkenner dieser drei zauberhaften Bücher finden sich mühelos in diesem ersten Teil des Prequels zurecht und dürften ein buchmagisches Abenteuer erleben, das sicher dem einen oder anderen Lust macht, auch die Hauptgeschichte der Bibliomantik zu lesen.
Aber nicht nur Mercy weiß als Charakter zu überzeugen. Auch ihre Freunde, die armen Schlucker, die ihre schwachen bibliomantsichen Kräfte aus schäbigen Penny-Dreadful-Groschenromanen ziehen, oder die anderen Gestalten, die sich durch den Roman ziehen – und ganz zu schweigen von den liebenswert ersonnenen magischen Wesen und Artefakten – sind hervorragend gelungen. Sie versetzten mich in helle Begeisterung und ließen beim Lesen meine Augen leuchten.
Das interessante und klug konstruierte Beziehungsgeflecht der Figuren offenbart sich nach und nach, ebenso zeigen sich mit der Zeit die Flecken auf der nicht ganz so weißen Weste bei einigen Protagonisten. Überhaupt haben sie einiges an Überraschungen zu bieten, die dem Geschehen häufig eine neue Richtung geben.
Die Saat für den von mir vorfreudig erwarteten zweiten Teil der Vorgeschichte ist gelegt und ich bin sehr gespannt, ob die Ursprünge, Geschichte und Entwicklung der Bibliomantik und der davon betroffenen Figuren dann intensiver beleuchtet oder weiterhin ein wenig mysteriös und geheimnisvoll bleiben werden, was dann natürlich die Hofnung auf weitere Bücher aus der Seitenwelt nähren würde.
„Die Spur der Bücher“ ist eine großartige Hommage an die Welt der Literatur. Der Autor bricht zudem eine Lanze für die oft als minderwertige Literatur abgetanen Schurkenromane. Während des Lesens wähnte ich mich oft selbst inmitten eines solchen Penny-Dreadful-Heftchens. Toll, wie der Autor mal wieder diese ganz spezielle Stimmung, die sich übrigens sehr von der in der Seiten-Trilogie unterscheidet, erzeugt, wie authentisch und bildgewaltig er die Kulisse der viktorianischen Londons schafft und wie gelungen die schurkigen – und alle anderen – Charaktere gezeichnet sind. Diese immens intensive Atmosphäre nahm mich sowohl beim Prolog als auch später in der Hauptgeschichte gefangen und ich habe das Buch nur äußerst ungern beendet, hätte gerne noch ein bisschen länger in der Geschichte verweilt.
Dieses Buch ist ein Leselight und konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistern. Kai Meyers gewohnt überbordende Kreativität lief zu neuer Höchstform auf. Man spürt mal wieder des Autors Freude am Schreiben und dem Verweilen in der von ihm selbst geschaffenen Welt – und seiner eigenen Liebe zur Literatur.
„Die Spur der Bücher“ besticht neben den interessanten, charakterlich facettenreich und mehrdimensional gezeichneten Figuren auch durch die bildgewaltige, flüssige und temporeiche Erzählweise und dem kreativen, raffinierten Plot, der viele Knallbonbons und überraschende Wenden enthält.
Eine klare Empfehlung für alle Fantasy-Fans und Liebhaber von Büchern über Bücher!
„Die Spur der Bücher“ ist der erste Teil des Prequels zur Trilogie „Die Seiten der Welt“
„Die Seiten der Welt„
„Die Seiten der Welt – Nachtland“
„Die Seiten der Welt – Blutbuch„
Inhalt
London – eine Stadt im Bann der Bücher. Mercy Amberdale ist in Buchläden und Antiquariaten aufgewachsen. Sie kennt den Zauber der Geschichten und besitzt das Talent der Bibliomantik. Für reiche Sammler besorgt sie die kostbarsten Titel, pirscht nachts durch Englands geheime Bibliotheken.
Doch dann folgt sie der Spur der Bücher zum Schauplatz eines rätselhaften Mordes: Ein Buchhändler ist inmitten seines Ladens verbrannt, ohne dass ein Stück Papier zu Schaden kam. Mercy gerät in ein Netz aus magischen Intrigen und dunklen Familiengeheimnissen, bis die Suche nach der Wahrheit sie zur Wurzel aller Bibliomantik führt.
Autor
Kai Meyer, geboren 1969, ist einer der wichtigsten deutschen Phantastik-Autoren. Er hat über fünfzig Romane veröffentlicht, Übersetzungen erscheinen in dreißig Sprachen. Seine Geschichten wurden als Film, Hörspiel und Graphic Novel adaptiert und mit Preisen im In- und Ausland ausgezeichnet.
Quelle: Fischerverlage
Liebe Heike,
eine sehr schöne Rezension, ich stimme dir in allen Punkten zu. :)
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole,
ist ein tolles Buch und ich bin gespannt auf den zweiten Teil des Prequels :-)
Viele Grüße, Heike