Penelope trauert unbewusst ihrer längst vergangenen Ehe hinterher.
Ein streng geführtes Zeitmanagement leitet sie durch das Leben, bestehend aus Beruf – sie ist eine hingebungsvolle Grundschullehrerin -, ihrem Kater Giacomo, den häuslichen Pflichten und ihrem Hobby. So hätte sie wohl bis zum Sankt Nimmerleinstag ihr Leben verbracht, durchkalkuliert und vor allem risikoarm, wenn ihr nicht einige wohlwollende Menschen und viele Zufälle über den Weg gelaufen wären.
Warum Penelope vor allem das Risiko so sehr scheut, erfährt man zu einem recht weit fortgeschrittenen Zeitpunkt im Roman. Ich konnte sie sehr gut verstehen und so schlecht ist ein ruhiges, zurückgezogenes Leben ja nun nicht, wenn man zufrieden damit ist, was bei der Mittdreißigerin durchaus der Fall zu sein scheint. Ihre Mutter Ariadne sieht das allerdings ganz anders. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit macht sie ihrer Tochter Dampf unter dem Hintern und während Penelope sich dem immer wieder brav fügte, strapazierte Ariadne mit ihrem überkandidelten Gehabe mein Nervenkostüm sehr. Natürlich kann man versuchen, jemanden anzustupsen, um mehr aus sich herauszugehen, aber was hier passiert, grenzt fast schon an unsensible Nötigung. Zum Glück geht Nachbarin Trudi, eine warmherzige alte und leider sehr kranke alte Dame diesbezüglich mit mehr Fingerspitzengefühl zu Werke. Trudi war mir sehr sympathisch, obwohl auch sie in einigen Eigenschaften recht überzogen und konstruiert geschaffen wurde. Diese Übertreibungen ziehen sich durch den ganzen Roman – egal ob es sich um Charakterzeichungen, Handlungsverläufe oder auch den Plot an sich handelt –, was ich sehr schade finde, denn das hätte der Roman überhaupt nicht nötig gehabt. Durch seine Themenmischung war er ohnehin interessant, ansprechend und fesselnd.
Eine Frau in den besten Jahren, die sich von einem Schicksalsschlag ausgebremst verständlicherweise aus dem Leben herausnimmt, um sich eine eigene kleine heile und vor allem vorhersehbare Welt zu schaffen, bekommt Hilfe bei den ersten Gehversuchen zurück in die „Welt da draußen“.
Die Botschaften wären sicher auch ohne das aufbauschende Beiwerk gut angekommen, vielleicht sogar noch besser. Mich haben die vielen Extreme gar irritiert, was die Ernsthaftigkeit anbelangt, mit der die Thematik rund um den Tod – Krankheit, Alter und Verlust – behandelt wird. Hier hätte mir eine inhaltliche Farbgebung in sanften Tönen besser gefallen als diese kreischenden und schrillen Farben, in denen der Roman phasenweise gemalt wurde. Auch zur sanften Erzählmelodie wäre es meines Erachtens stimmiger gewesen. Aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, sowohl was die Umsetzung als auch, was die Botschaft betrifft.
Diese konnte mich jedoch überzeugen. Denn was auch immer geschieht, man darf sich nicht soweit runterziehen und lähmen lassen, dass man sein Leben nur noch in blassen Farben und in Form einer Notlösung lebt. Eine Zeit der Trauer ist durchaus wichtig, aber man muss auch loslassen können. Dass das schwerer gesagt als getan ist, bringt dieser Roman auf den Punkt. Auch wird nicht jede Hilfe automatisch als solche erkannt, man muss den richtigen Ton treffen, um gehört und vor allem verstanden zu werden. Freundschaft, Zusammenhalt, Vertrauen und auch Liebe sind großartige Helfer, auf dem Weg, das Leben erneut wertschätzen und genießen zu können und dem Schicksal die Stirn zu bieten.
Genremäßig wandelt die Autorin zwischen einer bunten und kurzweiligen Mischung aus Gegenwartsliteratur, historischen Einschüben und Krimielementen, wobei sich der rote Faden stets in Form von Penelope, ihrer Entwicklung sowie der Aufarbeitung der Vergangenheit dreht, die automatisch mit der Weichenstellung für die Zukunft einhergeht. Die Geschichte wirkt für meinen Geschmack an vielen Stellen sehr konstruiert, wozu die überzeichneten und dadurch oft unglaubwürdig erscheinenden Charaktere jedoch gut passen. Sehr gut gefallen hat mir die geschmeidige, flüssige Erzählweise, die schönen eingeflochtenen Weisheiten und interessanten Denkanstöße.
Ein dickes Lob gebührt der Sprecherin Anne Moll, die jeden Charakter individuell umsetzte. Egal, ob es sich um Dialekt, Lebenseinstellung oder die aktuelle Stimmung handelte, sie traf immer den richtigen Ton und ihr zu lauschen hat mir großen Spaß bereitet.
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Inhalt
„Es ist einfach, in der Sonne zu tanzen. Es im Regen zu tun, das ist die Kunst.“
Penelope ist Grundschullehrerin und glücklich verheiratet – bis eine Tragödie ihre kleine Familie auseinanderreißt. Sie verlässt ihren Mann, bricht mit allen Freundschaften und zieht sich fast vollständig von der Außenwelt zurück. Erst Jahre später beginnt sie, sich langsam wieder ins Leben zurück zu tasten, Glück und Liebe für möglich zu halten. Dabei steht ihr nicht nur ihre Mutter zur Seite, sondern auch ihre über achtzigjährige Nachbarin Trudi Siebenbürgen, eine faszinierende Frau mit einer geheimnisvollen Vergangenheit. Auch der junge Jason, der gerade im Dachgeschoss über ihr einzieht, spielt seine ganz eigene Rolle auf Penelopes neuem Weg. Durch sie alle lernt Penelope, dass die Welt voller Wunder ist, für den, der sie sieht.
Autorin
Hanni Münzer, geboren in Wolfratshausen, schrieb sich mit ihren Romanen »Honigtot« und »Marlene« in die Herzen Hunderttausender Leser und Hörer. Nach Stationen in Seattle, Stuttgart und Rom lebt Hanni Münzer heute mit ihrem Mann in Oberbayern.
Sprecherin
Anne Moll, 1966 geboren, studierte an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Sie ist dem Fernsehpublikum bekannt aus der ARD-Serie Rote Rosen und leiht als Synchronsprecherin Mariah Carey und Carmen Electra ihre Stimme. Für ihre Lesungen von Dan Browns Meteor und Iny Lorentz‘ Die Wanderhure erhielt sie die Goldene Schallplatte.
Quelle: Osterwold audio
Liebe Heike,
von diesem Buch hatte ich bisher noch nichts gehört. Auf meinem Reader tummeln sich von dieser Autorin noch die „Seelenfischer-Tetralogie“ sowie die ersten beiden Teile der „Honigtot-Saga“. Die Bücher wollte ich auch schon lange mal gelesen haben….
Kennst du meine erwähnten Bücher?
GlG vom monerl
Huhu Monerl,
nein, diese Bücher kenne ich nur vom Hörensagen, die Schmetterlinge waren meine Premiere der Hanni Münzer Bücher.
Viele Grüße, Heike