Stellt euch vor, in eurer Kindheit oder Jugend hätte es einen großartigen Freizeitpark gegeben, den ihr selbst damals sehr begeistert besucht habt. Wegen einer Mordserie wäre dieser Erlebnispark geschlossen worden. Nach 20 Jahren würde geplant, diesen mörderischen Schauplatz wieder zum Leben zu erwecken. Der Gruselfaktor wäre hoch, denn der Park würde zu einem Serienkiller-Museum umgemodelt, vor dessen Hintergrund die späteren Gäste eine „mörderische“ und unvergessliche gemeinsame Zeit hätten.
„Schwarz und schartig war die Silhouette des Eilands zwischen den Regenfäden jetzt deutlich zu erkennen. Wie eine düstere, turmhohe Schildkröte erhob sich die Insel dicht vor ihnen, und das Rauschen der Brandung erfüllte die Luft mit dumpfem Brausen. Ein kalter, kahler Felsen, der tief unten am Meeresboden verankert war und von der salzigen Gischt, den eisigen Regentropfen und dem scharfen Wind umtost wurde wie von fliegenden Nadelspitzen.“
Das Setting spielt diesen Plänen ganz wunderbar in die Hände, denn der Park war früher auf „Zodiac Island“ errichtet worden, einer Insel mit einem ganz speziellen Flair….
Wärt ihr hier gerne bei einem Testlauf dabei, bevor der „Murder Park“ für die Allgemeinheit seine Pforten öffnet?
Als es darum geht, die Gästeliste für diesen Testlauf zusammenzustellen, hat der Organisator ein ganz besonderes Schmankerl im Hinterkopf.
Wie der Leser nach und nach begreift, haben alle zwölf Teilnehmer der Generalprobe ein ganz besonderes Verhältnis zu dem früheren Erlebnispark….. Sie alle haben ihn damals mehr oder weniger häufig besucht und ihre ureigenen Erinnerungen daran haben sich tief eingebrannt – auch diese offenbart der Autor nach und nach. Dem Leser wird schnell klar, dass es hier in erster Linie nicht wirklich um einen Testlauf geht. Es scheint nicht das primäre Ziel zu sein, herauszufinden, wie dieser Erlebnis-Grusel auf die Gäste wirkt und von ihnen angenommen wird – der Hauptzweck ist an diesem Wochenende ein ganz anderer!
Mit seiner flüssigen, intensiven, manchmal schon dramatisch anmutenden Schreibweise erschafft der Autor immer wieder eine großartige Atmosphäre des Grauens.
Selbst an Stellen, an denen nichts Gravierendes geschieht, stellte sich eine starke subtile Spannung bei mir ein. Gebannt verfolgte ich das Geschehen im „Murder Park“ – einer ebenso faszinierenden wie abstoßenden Attraktion -, begleitete die Gäste von ihrer Ankunft bis zum Ende des „mörderischen Wochenendes“, welches sich so ganz anders gestaltete als gedacht. Während des Aufenthalts auf der Insel kam mir immer wieder das alte Kinderlied von den „Zehn kleinen Negerlein“ in den Sinn, denn die Zahl der Gäste reduziert sich rasant. Die Segel streichen und einfach nach Hause fahren kommt nicht in Frage, denn die nächste Fähre wird erst am Montag die Insel ansteuern. So müssen die Teilnehmer die komplette Spielzeit über im Park ausharren….
Die Angst greift um sich – und schnell ist man sich einig, dass einer von ihnen der Mörder sein muss. Wem kann man trauen? Wer spielt ein falsches Spiel? Ich ließ mich gerne darauf ein und rätselte mit, wer hinter all dem stecken könnte.
„Was könnte die Menschen enger zusammenrücken lassen als das Gefühl, einer von ihnen ist ein Mörder? Wem kann ich trauen, wen muss ich meiden? Die Spannung wird förmlich mit Händen zu greifen sein. Die Spannung und das Knistern.“
In die Geschichte baut Jonas Winner gut platziert die Bewerbungs-Interviews der zwölf Teilnehmer ein. So lernt der Leser diese nach und nach kennen und begreift auch zunehmend, welche Erfahrungen sie früher im und mit dem Erlebnispark gemacht haben, auch in welchem Verhältnis einige von ihnen zueinander stehen. Ganz schleichend zeichnet sich ein etwas anderes Bild von den damaligen drei Mordfällen ab als ursprünglich der breiten Masse mitgeteilt worden war….
„Murder Park“ hat mir einige Stunden gruseligen Thrills beschert.
„Zodiac Island“ mit seinen Mordfällen im Hinterkopf war ein toller Background für das Testwochenende im „Murder Park“. Die Naturkulisse der Insel, die alten Überbleibsel des Todesparks, die Aufarbeitung zum mörderischen Museum, und nicht zuletzt die makabre Mordserie, der die Gästeliste schnell schrumpfen ließ, fesselten und begeisterten mich sehr, und ich war froh, dass sich dies alles lediglich zwischen zwei Buchdeckeln abspielte. Toll ist der Plot dieser Geschichte mit geschickt eingebauten Schockelementen. Und wenn man denkt, jetzt ist alles vorbei und geklärt, nimmt alles eine starke Wende, die von einer Vielzahl an Überraschungen, Irrungen und Wirrungen flankiert wird, und schließlich das Geschehen auf seinen Kern fokussiert.
Bis auf wenige logische kleine Unklarheiten hat mich dieser mitreißende Thriller von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt und ich empfehle ihn allen Freunden der Spannungsliteratur!
Rezensionen zum Buch findet ihr auch bei
Kejas Buchblog
Kleinbrina
Nicolas Bücherwelt
Das Buch klingt gut und du möchtest es gerne lesen?
Kaufen kannst du es bei deinem Buchhändler vor Ort oder online z.B. bei Genialokal, der Vereinigung inhabergeführter Buchhandlungen…
Inhalt
Zodiac Island vor der Ostküste der USA: ein beliebter Freizeitpark – bis dort ein Serienmörder drei junge Frauen auf bestialische Weise tötet. Der Täter Jeff Bohner wird schnell gefasst, der Park aber geschlossen. Die Schreie der Opfer scheinen vergessen zu sein. 20 Jahre später: Die Insel soll zur Heimat werden für den Murder Park – eine Vergnügungsstätte, die mit unseren Ängsten spielt. Paul Greenblatt wird zusammen mit elf weiteren Personen auf die Insel geladen. Und dann beginnen die Morde.
Ein Killer ist auf der Insel …keiner kann dem anderen trauen …die nächste Fähre kommt erst in drei Tagen …
Autor
Jonas Winner wuchs in Berlin, Rom und den USA auf, Studium in Deutschland und Frankreich. Nach seiner Promotion über Spieltheorie arbeitete er zehn Jahre lang als Fernsehjournalist, danach folgten Drehbücher fürs deutsche Fernsehen und Romane. Mit dem Self-Publishing-Erfolg »Berlin Gothic« gelang Winner der Durchbruch als Spannungsautor. Besuchen Sie Jonas Winner auf jonaswinner.com und Facebook.
Quelle: Randomhouse
Hui
da hab ich einen Pingback entdeckt & lande direkt hier :-) danke fürs verlinken. Hole ich dann noch nach.
Dich hat das Buch ja ebenfalls begeistert. Es gibt zwar auch gegenteilige Stimme aber so ist es halt. Mir hatte das Setting auch super gefallen. Liebe Grüße Kerstin
Huhu Kerstin, Keine Ursache!!
Normalerweise bin ich bei konstruierten Geschichten sehr pingelig, aber hier passte alles prima zusammen!
Viele Grüße, Heike
Hallo Heike,
schön, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat! Sehr gute Zitate hast du gewählt. :)
Mir haben ebenfalls die vielen Überraschungen gefallen, mit denen man so überhaupt nicht gerechnet hat. :)
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole, Ja, das Buch war toll! Nochmals danke dafür, ohne dich wäre es wohl an mir vorbeigegangen…
Und ja, die Zitate…. *ggg*
Liebe Grüße, Heike