*+* Ezekiel Boone: „Die Brut – Sie sind da“ (Hörbuch) *+*

Nach einem abenteuerlichen Prolog braucht die Geschichte einiges an Zeit, um schließlich im letzten Drittel so richtig in Fahrt zu kommen.
Zunächst werden die einzelnen Schauplätze nebst der involvierten Akteure intensiv und sehr ausführlich eingeführt. In gemächlichem Tempo erzählt der Autor von den einzelnen Charakteren, wie sie miteinander in Beziehung stehen, teilweise auch von ihren Beziehungskisten. Dabei schweift er oft weit vom eigentlichen Thema ab, was mich auf eine harte Geduldsprobe stellte.
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So gerne ich es ja habe, in alle Aspekte gründlich eingearbeitet zu werden, so sehr wirkte diese Ausführlichkeit hier an vielen Stellen eher kontraproduktiv.
Denn dieser umfassende Stil hält den Spannungsbogen über weite Strecken des Buches weiter unten als nötig und lässt die als Thriller eingestufte „Brut“ eher als Roman mit gelegentlichen Horrorelementen erscheinen. Diese schocken jedoch schnell nicht mehr, da die Ereignisse, die die Spinnen betreffen, im Prinzip immer gleich ablaufen. So geht es über längere Zeit, bis endlich die Tiere selbst – und nicht die verheerenden Folgen, die sie anrichten, – zunehmend in den Fokus geraten.

Nachdem Ezekiel Boone seine Protagonisten und ihre Wirkungskreise über mehrere Stationen mehr als ausführlich und akribisch an seine Leser und Hörer herangetragen hat, fängt er nach gut der Hälfte des Buches an, das Tempo kontinuierlich zu steigern.
Zudem widmet er sich endlich auch mehr dem eigentlichen Problem, den Spinnen selbst. Zunächst legt er das Hauptaugenmerkt auf die Angst und den Schrecken, den die Arachniden verbreiten sowie deren Folgen in den betroffenen Regionen. Obwohl sich die Ereignisse zu überschlagen drohen, wirkt nicht jede Reaktion seitens der politischen Führung der betroffenen Länder nachvollziehbar…. es sei denn….. in meinem Kopf spielten sich die wildesten Theorien ab, woher die Spinnen stammen könnten. Sie stellten eine bis dato unbekannte Art dar und meine kühnsten Gedanken drifteten in die Richtung der biologischen Kriegswaffen, andere hingegen wehten einen Hauch von Jurassic Park in meine Theorien. Konnte es wirklich sein, dass eine alte, längst ausgestorbene Spezies wie auch immer den Weg in die heutige Welt gefunden hat? Oder gab es diese Spinnenart schon immer und hat sie sich der Zivilisation zuvor nur noch nie gezeigt? Fragen über Fragen durchzogen mein Hören. Beantwortet wurden sie zwar innerhalb dieses ersten Teils der Brut nicht wirklich, aber zum Ende hin standen diese horrorhaften Lebenwesen ganz klar im Mittelpunkt der Geschichte. War ich zu Beginn noch etwas enttäuscht von den Auschweifungen und aufgebauschten Beschreibungen von allem und jedem, so gefiel mir das letzte Drittel wirklich sehr gut. Nicht nur bei den Spinnen geht es mehr in die Tiefe, auch die Handlungen der Charaktere scheinen zielgerichteter, fokussierter und besser durchdacht zu sein – aber ein Ende der Gefahr ist in diesem Auftaktband noch nicht in Sicht.

Durch die Ausführlichkeit lernt man alle Protagonisten sehr gut kennen.
Die einen mochte ich gern, andere nicht so sehr. Auf jeden Fall fieberte ich mit allen mit, hoffte, dass dieses Phänomen der neuartigen Spinnen-Spezies in den Griff zu bekommen wäre – gleichzeitig fasziniert von den Beschreibungen und Eigenarten der Brut….

Wolfgang Wagner liest erst zum Schluss hin etwas emotionaler und fesselnder, zuvor eher sachlich, was zu einer gewissen Distanz führt. Das ist bei diesem Thema vielleicht gar nicht so unpassend, denn – Hand aufs Herz – verspüren nicht die meisten von uns ein gewisses Unbehagen, wenn es um Spinnen geht?

Bis auf die vor allem anfangs häufigen Längen und die stellenweise eher nicht sehr gehobene Sprachwahl hat mir „Die Brut – sie sind da“ im Verlauf der Geschichte besser gefallen und ich bin nun gespannt, wie es weitergeht. Die Fortsetzung erscheint am 24. August 2017 in der Print- und Hörbuch-Ausgabe.

Inhalt
Am Amazonas stirbt eine Wandergruppe. Kurz zuvor war ein merkwürdiges Summgeräusch zu hören.
In Indien schnellen die Seismographen in die Höhe, doch es folgt kein Erdbeben.
In China wird eine Atombombe gezündet. Angeblich versehentlich.
In Minneapolis stürzt ein Flugzeug vom Himmel. Im Wrack findet Agent Mike Rich eine verbrannte Leiche, aus der etwas Schwarzes kriecht.
Biologin Melanie Guyer erhält in Washington eine FedEx-Sendung. Ein mysteriöser Fund von den Nazca-Linien.
Etwas lebt. Und es vermehrt sich rasend schnell.

Sprecher
Wolfgang Wagner ist Sprecher und Schauspieler. Nach Stationen an verschiedenen deutschen Theatern und diversen Fernseh-Rollen ist er nun vor allem als Hörbuch- und Synchronsprecher tätig. In seinen eindringlichen Lesungen begeistert er die Hörer mit tiefer und sonorer Stimme.

Autor
Ezekiel Boone ist ein Pseudonym. Der Autor lebt mit seiner Familie im Bundesstaat New York, allerdings so weit nördlich von New York City entfernt, dass es nachts richtig dunkel wird. So dunkel, dass man höllisch aufpassen muss, nicht versehentlich von der Klippe am Ende seines Grundstücks zu stürzen.
Quelle: Argon Verlag
Die Print-Vorlage ist bei den Fischerverlagen erschienen.

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Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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4 Antworten zu *+* Ezekiel Boone: „Die Brut – Sie sind da“ (Hörbuch) *+*

  1. Janna | KeJas-BlogBuch schreibt:

    Hach war ich gespannt auf deine Eindrücke und ein wenig durchwachsen sind sie ja dann schon ;) Interessant das du es anfänglich etwas gezogen fühlst, das hatte ich bspw. nicht einmal. Dafür finde ich die Charaktere nicht tief ausgearbeitet, was mich bei diesem Buch aber gar nicht stört, da es seinen Fokus auf die Spinnen, das Ausmaß und den Verlauf dessen hat!
    Ich war ganz begeistert, muss nun aber gestehen das mich der Folgeband nicht mehr s sehr reizt wie noch nach beenden des ersten … Lesen werde ich es aber definitiv, nur nicht so nahe am ET wie gedacht :D

    Hab ein feines WE!
    Janna

    • irveliest schreibt:

      Hallo Janna,
      naja, zu Beginn zog es sich schon irgendwie, bis alle relevanten Charas ausführlich eingeführt waren – was aber bei einem Mehrteiler durchaus verständlich ist.
      Mich interessieren Naturwissenschaften, Medizin und Forschung sehr, daher war der letzte Teil der Story wie gemacht für mich ;-)
      Die Fortsetzung werde ich auch hören, aber ein bisschen wird es noch dauern.
      Liebe Sonntagsgrüße, Heike

      • Janna | KeJas-BlogBuch schreibt:

        Gut geschrieben ist es – aber kann auch die anderen Stimmen verstehen die nicht so ins Buch gefunden haben. Der Aufbau des Settings muss gemocht werden ;)
        Ich auch (lesen), aber ebenfalls später.

        Hab einen feinen Wochenstart!

      • irveliest schreibt:

        Huhu….danke, dir auch einen guten Start in die Woche :-)

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