*+* Thomas Montasser: „Monsieur Jean und sein Gespür für Glück“ *+*

Als Monsieur Jean nach vielen glücklichen Berufsjahren recht plötzlich in den Ruhestand versetzt wird, fragt er sich, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen soll.
Seine Frau ist längst tot, auch sein liebster Freund inzwischen verstorben. Der Monsieur könnte nun in Lethargie verfallen, sich der vermeintlich drohenden Langeweile hingeben, aber er tut es nicht. Der sympathische ältere Herr hat einen viel besseren Plan. In all den Jahren, die er in der Nachtschicht als Concierge am Empfang des Grandhotel „Tour au Lac“ in Zürich verbracht hat, ist er einer großen Bandbreite an Menschen begegnet – und ihren Wünschen. Weil Monsieur Jean den Gästen immer den größtmöglichen Service bieten und ihnen ihren Aufenthalt so schön wie möglich machen wollte, trug er stets ein kleines, aber wichtiges Büchlein mit sich. In diesem Buch finden sich die geheimsten Wünschen der Gäste, aber auch seiner Kollegen, den anderen Angestellten im Hotel. Niemand weiß von dem Buch und das soll auch so bleiben. Was aber nutzen Notizen über unerfüllte Träume? Jean fasst einen großartigen Plan – er versucht, diese Wünsche diskret zu erüllen. So kann er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er macht die Menschen glücklich und sich selbst gleich mit. Denn sein Leben erhält dadurch im drohenden Nichtstun einen neuen Sinn.

Den rüstigen Herrn habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Sein Leben war entbehrungsreich, das Schicksal ihm nicht immer gewogen, aber er hat tapfer standgehalten und nie gejammert. Im Gegenteil, das Wohlbefinden anderer Menchen lag ihm stets am Herzen. Auch jetzt im Ruhestand sieht er sich als Botschafter des Glücks und kann nun endlich aus dem Vollem schöpfen. Er hat Zeit, viel Zeit, und diese nutzt er für den ein oder anderen Streich der Menschlichkeit und Nächstenliebe. Jean fungiert als Katalysator. Er muss oft nur einen Impuls geben, um die Dinge ins Rollen zu bringen. Man hat den netten Monsieur fast vor Augen, wie er verschmitzt und unscheinbar dem Schicksal auf die Sprünge hilft!

Im Zuge der guten Taten lernt der Leser viele Menschen kennen – mögen sie sein wie sie sind, und sie sind so manches Mal etwas gewöhnungsbedürftig in ihren Eigenarten – und begreift, dass sie für Jean im Grunde genommen alle gleich sind. Bei keinem läuft es richtig rund. Jeder hat Dinge in seinem Leben, die er gerne verdrängt oder sich zwangsläufig mit ihnen arrangiert, anstatt diesen Problemen entgegenzutreten und sie möglicherweise gar zu klären. Wie gut, dass es Monsieur Jean gibt – er weiß meist, was zu tun ist!
Und wer Gutes tut, zu dem kehrt das Glück auch oft ein, was in dieser Geschichte letzten Endes als schöner Abschluss geschieht und sie wunderbar rund macht.

Der Roman ist mit leichter Hand arrangiert und für die Realität gewiss viel zu traumtänzerisch, aber wunderschön zu lesen. Zu erleben, wie leicht es manchmal ist, anderen zu helfen und manches leichter zu machen, ist beglückend und lässt sich durchaus auf das wahre Leben übertragen und umsetzen, wenn man wie Monsieur Jean mit offenen Augen und einem guten Herz durch die Welt geht.

Nicht nur die Geschichte rund um den erfrischenden Neu-Pensionär gefiel mir sehr gut, auch die Zeichnung der Charaktere mit ihren Stärken und Schwächen, ihren Wünschen, Hoffnungen und Freuden ist gut gelungen. Dazu hat der Autor an eingen Stellen den Züricher Lokalkolorit toll eingefangen und auch viele Stimmungen – etwa im Hotel – ansprechend atmosphärisch gestaltet, sodass das Lesen durchweg großen Spaß gemacht hat.
„Monsieur Jean und sein Gespür für Glück“ ist nach „Ein ganz besonderes Jahr“ der zweite Roman von Thomas Montasser, der mich begeistern konnte.

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Elisabeth von Bookreviews

Inhalt
Unerwartet und unfreiwillig stolpert Monsieur Jean, Concierge in einem berühmten Zürcher Luxushotel, in den Ruhestand. Er fragt sich, was er mit dem Rest seines Lebens noch anfangen soll, bis er sein kleines Notizbuch in die Hand nimmt, in das er stets diskret die Wünsche und Geheimnisse der Hotelgäste und Angestellten notiert. Zu viele Dinge, die noch nicht an ein gutes Ende geführt wurden, warten auf jemand, der dies ändern könnte: Also greift Monsieur Jean mit dem ihm eigenen Gespür für Menschen in das Schicksal jener ein, denen das besondere Talent für Glück bisher fehlte …
Quelle: Hoffmann und Campe

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Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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