*+* Paula Hawkins: „Into the water“ (Hörbuch) *+*

Der Drowning Pool hat eine bewegte Geschichte hinter sich.
Früher wurden hier Hexen ertränkt, aber auch in der jüngeren Vergangenheit ließen mehrere Frauen ihr Leben. Jüngstes Opfer des Flusses ist Nell und nun wird die Wahrheit gesucht. Ist sie, Mutter einer rebellischen Teenager-Tochter, freiwillig in den Tod gesprungen?
Hat sich jemand ihrer entledigt?
Oder hat ein unglückliches Schicksal ihren Weg gekreuzt?
.

Die Polizei ermittelt, und immer wieder kommen frühere Todesfälle zur Sprache. Fälle, die nie wirklich untersucht wurden, die in ein stillschweigendes Mäntelchen gehüllt wurden, und nun – endlich – im Zuge der Ermittlungen von Nells Tod immer mehr in den Fokus rücken.
Die Dorfbewohner werden befragt und schnell ist klar, dass es wohl keine Familie im Ort gibt, die keine Flecken auf der weißen Weste hat, die kleinere oder größere Geheimnisse zu verbergen sucht und mit Informationen hinter dem Berg zu halten scheint.

Ebenso nebulös und undurchsichtig wie die Äußerungen der Dörfler zu Nells Tod ist die Darstellungsweise der Geschichte. Die Autorin schafft ein filigranes Spinnennetz mit vielen feinen und feinsten Fäden, mit dem sie letztendlich zwar das Unrecht einfängt, in dem ich mich als Hörer aber auch immer wieder grandios verfing. Wer gehört zu welcher Familie? Wer zu welchem der vergangenen Todesfälle? Wer steht mit wem in welcher Beziehung? Die Hintergründe des Leids vom Drowning Pool zu durchschauen, ließ mich über weite Strecken im Trüben fischen. Die Verstrickungen sind ohnehin schon sehr komplex. Für mich kam neben dem stellenweise holprigen Schreibstil auch erschwerend die Umsetzung der Erzählperspektive hinzu. Es gibt mehrere Ich-Erzähler, viele Protagonisten, über die in der dritten Person erzählt werden und auch hin und wieder Passagen, die die direkten Gedanken einiger Beteiligten einfangen. Die Anzahl der Perspektiven war verwirrend hoch für mich.

Ein Lob gebührt den Sprechern, denn sie setzen ihre Textpassagen und Figuren einfühlsam und überzeugend um. Jedoch hätte es mir zur besseren Verfolgbarkeit des Geschehens besser geholfen, wenn die verschiedenen Protagonisten sich sprachlich und stimmlich mehr voneinander abgegrenzt hätten, möglicherweise durch eine Erhöhung der Anzahl an Sprechern. So konnten sich nur einige der Figuren klar aus dem Sumpf des Nebulösen heurausschälen und ihre Konturen sichtbar werden lassen, viele der Charaktere blieben jedoch für mich blass und beliebig.

Durch die vielen Perspektivwechsel und einige Zeitsprünge verwirrte mich die Story mehr als dass sie mich zu fesseln vermochte. Wirkliche Spannung verspürte ich leider an keiner Stelle. Durch einige Äußerungen, Schilderungen und Bemerkungen, die die Autorin immer mal wieder fallen lässt, hatte ich schon schnell einige Vermutungen bezüglich der Täterschaft, was zusätzlich spannungsmindernd war. Zu diesem Roman habe ich leider zu keinem Zeitpunkt einen Zugang finden können, zu keiner der als unsympathisch empfundenen Charaktere eine emotionale Beziehung aufbauen. Mir war es von allem zu viel – zu viele Perspektiven, Sprünge, Unklarheiten, aufgebauschte Nebensächlichkeiten, Verworrenheit und viel zu wenige packende Elemente und Passagen. Um die letztlich eher unspektakuläre und triviale Auflösung hat die Autorin ein sehr großes Brimborium veranstaltet.

Wer solche Verstrickungen mag, gerne aufmerksam liest, die Herausforderung vieler Perspektiven annehmen mag und bei Geschichten einen langen Atem hat, dem könnte „Into the water“ hingegen sehr gut gefallen!
Das Buch klingt gut und ihr möchtet es gerne lesen?
Kaufen kannst du es bei deinem Buchhändler vor Ort oder online bei Genialokal, der Vereinigung inhabergeführter Buchhandlungen.

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Inhalt
„Julia, ich bin’s. Du musst mich anrufen. Bitte, Julia. Es ist wichtig …” In den letzten Tagen vor ihrem Tod rief Nel Abbott ihre Schwester an. Julia nahm nicht ab, ignorierte den Hilferuf. Jetzt ist Nel tot. Sie sei gesprungen, heißt es. Julia kehrt nach Beckford zurück, um sich um ihre Nichte zu kümmern. Doch sie hat Angst. Angst vor diesem Ort, an den sie niemals zurückkehren wollte. Vor lang begrabenen Erinnerungen, vor dem alten Haus am Fluss, vor der Gewissheit, dass Nel niemals gesprungen wäre. Und am meisten fürchtet Julia das Wasser und den Ort, den sie Drowning Pool nennen …

Autorin
Paula Hawkins wuchs in Simbabwe auf. 1989 zog sie nach London, wo sie bis heute lebt. Sie arbeitete fünfzehn Jahre lang als Journalistin, bevor sie mit dem Schreiben von Romanen begann. Ihr erster Spannungsroman Girl on the Train wurde zu einem internationalen Phänomen. Der Roman wurde in über 40 Sprachen übersetzt, eroberte weltweit die Bestsellerlisten und wurde 2016 mit Emily Blunt in der Hauptrolle verfilmt.

Sprecher
Britta Steffenhagen ist als Schauspielerin, Synchronsprecherin, Moderatorin und Hörbuchsprecherin erfolgreich. Für Random House Audio leiht sie Thriller-Größen wie Kathy Reichs und Peter Swanson ihre Stimme.
Marie Bierstedt ist Synchron- und Hörbuchsprecherin. In Kinofilmen wie Pearl Harbour, Spiderman oder Der Teufel trägt Prada synchronisiert sie Stars wie Kate Beckinsale, Kirsten Dunst und Anne Hathaway.
Simon Jäger ist einer der beliebtesten deutschen Hörbuchsprecher. Als Synchronsprecher ist er u. a. die deutsche Stimme von Matt Damon und Josh Hartnett.
Quelle: Random House Audio

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Über irveliest

Wie ihr euch sicher schon denken könnt lese ich sehr gerne, am liebsten Krimis und Thriller, aber auch niveauvolle Romane, Kinder- und Jugendbücher. Meine Lieblingsbuchhandlungen sind unsere kleine Buchhandlung am Ort und zum ordentlichen Stöbern Thalia in der Nachbarstadt. Online stöbere ich am liebsten bei lovelybooks und auch bei Amazon nach Büchern...
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4 Antworten zu *+* Paula Hawkins: „Into the water“ (Hörbuch) *+*

  1. Hallo Heike,
    um dieses Buch schleiche ich noch herum, mir hatte „Girl on the Train“ ganz gut gefallen.
    Schade, das es dich nicht ganz überzeugen konnte, aber es ist immer schwierig, wenn die Charaktere eher unsympathisch wirken. Ich überlege noch. :)
    Danke für deinen guten Einblick in das Buch!

    Liebe Grüße
    Nicole

  2. Hallo Heike,
    Das habe ich von vielen gehört, dass die vielen Perspektivwechsel den Lesefluss stören. Schade, dass dich das Buch nicht so fesseln konnte.
    Mir hat ja damals schon „Girl on the train“ nicht gefallen, deswegen habe ich um das neue Buch gleich einen Bogen gemacht. Aber ein bisschen neugierig war ich schon. Daher danke ich dir für die schöne Rezension.
    Liebe Grüße, Julia

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