„Die Stadt London gibt es vier Mal…
Das graue London riecht nach Rauch – und einem Hauch von Wahnsinn.
Das weiße stinkt nach Blut, nach bitterem magischen Kampf.
Das rote duftet nach Rosen, nach Magie und Lebenslust.
Und über das schwarze schweigt man besser.“
Wenn ihr glaubt, ihr wisst alles über London, werdet ihr euch schon bald wundern. Dieser großartige Fantasy-Roman erzählt von vier Varianten der Stadt. Es gibt das Rote London, das Weiße London, das Graue London und das Schwarze London. Einst lebten die Städte friedlich nebeneinander her – damals, als das Verhältnis von Menschlichkeit und Machtwillen noch ausgewogen war. Aber dieses Gleichgewicht gibt es nicht mehr in allen Farben der Stadt. Im Schwarzen London herrschen schon längst Gedeih und Verderb. Es ist kein Ort, an den man freiwillig einen Fuß setzen wollte. Dem Grauen London droht dasselbe Schicksal, sollte sich die Entwicklung dort nicht grundlegend ändern. Im Weißen London ist es ebenfalls nicht mehr so, wie es einst war. Die dortigen Herrscher offenbaren ein gieriges Herz, haben nur Sinn für den eigenen Vorteil. Auch hier haben sich die Menschlichkeit und der Sinn für das Miteinander der Gier nach Macht und der Unterdrückung der Magie untergeordnet. Lediglich im Roten London ist alles im Gleichgewicht und im Fluss – noch.
Die verschiedenen Welten haben sich bereits so weit voneinander entfernt, dass der Übergang von einem ins andere London nicht mehr möglich ist.
Lediglich ein Antari kann durch eine spezielle magische Handlung die Pforten durchschreiten. Kell, die Hauptfigur des Romans, ist ein Antari – einer der letzten seiner Art. Beheimatet ist er im Roten London. Dort ist die Welt noch in Ordnung, allerdings spürt die dortige Herrschaft deutlich die Gefahr, die von vielen Seiten droht – vor allem von den furchtbaren Zwillingsherrschern im Weißen London. Kell wird folglich nicht nur als Bote eingesetzt, sondern ebenfalls als Späher. Er selbst nutzt diese Reisen zwischen den Welten zudem für eine eigene Leidenschaft, die ihm zum Verhängnis werden könnte. Kell sammelt verbotenerweise Artefakte aus den verschiedenen Farben der Stadt.
Alles geht seinen gewohnten Gang bis Kell für einen spontanen Botengang eine außergewöhnliche Entlohnung erhält. Dass dieses magische Artefakt eigentlich der Kern des Ganzen ist und nicht der Auftrag an sich, merkt Kell leider erst später – denn nun ist sein Leben in Gefahr. Und auch durch seine Bekanntschaft mit der Trickdiebin Delilah wird sein Leben noch ein bisschen turbuenter.
Von Anfang an beschert die Autorin ihren Lesern einiges an magischen und unmagischen Überraschungen, die die Kreativität erahnen lassen, aus der Victoria Schwab schöpft.
Kell trägt einen ganz speziellen Mantel. Er hat nicht nur eine Seite oder zwei wie ein Wendemantel, sondern unzählige. Je nach Ort oder Stimmung wählt er eine andere Oberfläche und weiß – wie er Delilah verrät – selbst nicht so genau, wie viele verschiedene Varianten seinem Mantel innewohnen. Dies sei nur eines von vielen Beispieln der wunderbaren Phantasie der Autorin, die mich immer staunen, kopfschütteln machte und mit noch glänzenderen Augen weiterlesen ließ. Denn nicht nur diese kleinen Details, die die Geschichten so zauberhaft zu betten vermögen, auch der Inhalt selbst war mir große Begeisterung wert.
Kell, einer der letzten seiner Art, ist ein durch und durch liebenswerter Charakter. Er ist loyal, pflichtbewusst und bestrebt, alles im Gleichgewicht zu halten und Dinge, die zu entgleiten drohen, wieder in die rechte Spur zu führen. Als sich das Schicksal gegen ihn selbst zu wenden droht, das Böse ihn zu bezirzen versucht, tut er alles, um dagegen anzugehen. Jedoch hatte ich da so manches Mal meine Sorge, ob er wirklich ein Guter bleiben würde, oder sich doch lieber der süßen Verlockung von Macht und Herrschaft unterwerfen würde. Wie gut, dass es Delilah gibt, denn sie ist nicht nur eine begnadete Taschendiebin. Sie trägt den Mut, die Abgebrühtheit und den unbedingten Willen, ihre Ziele durchzusetzen in einer hochpotenzierten Form in sich und fühlt sich glücklicherweise nicht nur sich selbst sondern nach diversen Startschwierigkeiten auch Kell verpflichtet, unterstützt ihn in seinem Kampf und steht ihm zur Seite. Diese beiden Charaktere sind so einnehmend gestaltet, dass ich sie einfach nur mögen und mit ihnen sein konnte. Kell punktete durch seine nur allzu menschlichen Zwiespälte und die inneren Gefechte, seine Geheimnisse, aber vor allem durch seine Geradlinigkeit. Lila gewann sehr schnell meine Sympathien durch ihr Schicksal und den daraus entstandenen Werdegang und vor allem ihre große Charakter- und Willensstärke.
Aber auch die anderen Figuren sind sehr intensiv entwickelt. Egal, ob es sich um die Ziehfamilie Kells handelt, seinen Widersacher Holland, oder die herrschenden Zwillinge im Weißen London, man lernt sie alle mit der Zeit sehr gut kennen und entdeckt immer neue Überraschungen.
Nicht alle sind das, was man zunächst denkt. Und wenn sie nicht selbst geschickt ihr wahres Gesicht verbergen, ist es die Magie, die der vermeintlichen Wahrheit in die Karten spielt.
Wer ist manipuliert? Wem kann man trauen? Wer will die Schwarze Magie wirklich bekämpfen, wer ist bereits in ihr verhaftet? Wer zeigt sein wahres Gesicht? Wer spielt ein grausames Spiel?
Fragen über Fragen, die sich in der verworren anmutenden Geschichte ergeben. Verworren ist sie aber nur auf den ersten Blick, denn trotz aller Knallbonbons an magischer und grausamer Verwirrung schlängelt sich durchweg der rote Faden durch den Auftaktband von Victoria Schwabs Trilogie. Der Leser hält sich gemeinsam mit den Hauptfiguren überwiegend im Weißen und Roten London auf, von den anderen beiden Welten erfährt man nur aus kleineren und größeren Einwürfen und ich bin sehr gespannt, ob wir in den beiden Fortsetzungen von „Vier Farben der Magie“ dort hinreisen und sie besser kennenlernen werden.
Der Erzählstil ist lebendig, flüssig und umtriebig. Wir sind mal im Roten, mal im Weißen, selten im Grauen London, erleben viele Abenteuer, erlangen einiges an Wissen über die magischen Grundlagen der Welten, ihren Zauber, ihre Flüche. Das alles wird wunderbar eingepasst in einen großartigen Erzählkosmos der mit liebevoll, detailliert und äußerst phantasievoll geschilderten Kulissen und Handlungen begeistert.
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Weitere Buchbesprechungen findet ihr bei
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– Hannas Buchsichten
– „his and her books“
Inhalt
›Vier Farben der Magie‹ ist der erste Band von V. E. Schwabs großer Fantasy-Trilogie um den Magier und Weltenwanderer Kell und um Delilah Bard, ihres Zeichens Diebin und Trickbetrügerin.
Es gibt vier Farben der Magie: Im roten London befindet sie sich im Gleichgewicht mit dem Leben. Im weißen London wird die Magie versklavt, kontrolliert, unterdrückt. Dem grauen London ist sie fast abhandengekommen. Und im schwarzen London hat sie das Leben selbst vertilgt.
Als einer der wenigen Antari springt Kell zwischen den verschiedenen Welten hin und her. Doch er führt ein Doppelleben: Er ist Botschafter der Könige, aber auch ein Schmuggler. Eines Tages wird ihm als Bezahlung für einen außergewöhnlichen Botengang ein schwarzer Stein zugesteckt. Dass es sich um ein mächtiges magisches Artefakt handelt, merkt er erst, als er sich von einem gefährlichen Feind verfolgt sieht, der ihm das gute Stück abjagen möchte und dabei vor keinem Mittel zurückschreckt.
Auf der Flucht trifft der Magier die gewitzte Diebin Delilah Bard, die Kell zunächst ausraubt, ihm dann aber hilft. Allerdings erwartet sie eine Gegenleistung von ihm …
»›Vier Farben der Magie‹ hat alle Merkmale eines absoluten Fantasy-Klassikers: eine packende Geschichte, denkwürdige Figuren und eine phantastische, aber glaubhafte Welt.
Der Roman wurde von Petra Huber vom Amerikanischen ins Deutsche übersetzt.
Autorin
Victoria (V. E.) Schwab ist 1987 als Kind einer englischen Mutter und eines amerikanischen Vaters zur Welt gekommen und seitdem von unstillbarer Wanderlust getrieben. Wenn sie nicht gerade durch die Straßen von Paris streunt oder auf irgendeinen Hügel in England klettert, sitzt sie im hintersten Winkel eines Cafés und spinnt an ihren Geschichten. Vor ihrem ersten Roman für Erwachsene (»Vicious«, 2013) hat sie zahlreiche erfolgreiche Jugendbücher geschrieben.
Quelle: Fischer Tor
Soo eine feine Buchbesprechung von dir! Und hätte ich es nicht bereits selbst gelesen, du hättest mich zum Kauf verführt (=
Freue mich schon sehr auf den zweiten Band & hoffe das uns dieser ebenso gefallen wird – und mit der ein oder anderen Antwort daher kommt ;)
Liebe Grüße!
Ohhh, das wärest du nicht die Erste. Ich bin schon oft schuld am Bücherkauf gewesen *ggg*
Lassen wir uns mal überraschen :-D
Liebe Grüße zurück!
Heike
:D
Vorfreudiges hibbeln!
Liebe Heike,
das klingt wirklich sehr gut! Nach deiner Rezension ist das Buch auf der Wunschliste ganz nach oben gerutscht. Ich mag ja Bücher, die in einem magischen London spielen. :)
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole,
wie gut, dass bald noch so ein potentielles Lieblingsbuch erscheint ;-)
Liebe Grüße zurück, Heike